Wie auf dem Land und doch in Köln
Von oben sieht der Entwurf fast aus, als hätte jemand mit Bauklötzchen ein hübsches Feriendorf gebastelt. Was der Schweizer Architekt Manuel Herz für Entwickler BPD entworfen hat, ist allerdings weit mehr als das: Das Wohnquartier „Ehre und Liebig“ verspricht Top-Lebensqualität. Weil es mitten in der Großstadt vieles bietet, das sich sonst nur in ländlichem Umfeld finden lässt.
Zwischen Nippes und Ehrenfeld
„Ehre und Liebig“ wird auf einem ehemaligen Toyota-Gelände zwischen Kölns Stadtteilen Nippes und Ehrenfeld errichtet. Beide sind für Vielfalt und buntes City-Life bekannt. Und beide sindEnde des 19. Jahrhunderts entstanden, stark geprägt von ihrer Geschichte und der typischen Blockrandbebauung.Nur logisch also, dass die Planer vor Ort ein neues Wohnquartier gestalten, das sich seinerseits vom „Alltäglichen“ abhebt. Immerhin sei das betreffende Grundstück, wie Architekt Herz erklärt, jene Lücke, die „geschlossen werden muss, um beide Stadtteile wieder zu verbinden“.
Den Entwurf, der in diesem Sinne entstand, beschreibt Herz unter anderem so: „Erhat eine klare städtebauliche Gliederung:Es gibt zum einen eine Blockrand- und zusätzlich eine Hofbebauung.Beide Elemente unterscheiden sich deutlich“.
Von klein bis groß & günstig bis luxuriös
Das Projekt „Ehre und Liebig“ wird mit verschiedensten Einheiten aufwarten:Von kleinen Studios bis zu großen Wohnungen. Von loft-ähnlichen Wohnungen auf einer Etage und Maisonetten oder großzügigen Einheiten über zwei Ebenen bis zu Stadthäusern und Bungalows. In Varianten für Familien, Paare und Singles, aber auch mit eigens auf die Bedürfnisse von Senioren und Wohngemeinschaften zugeschnittenen Wohnungen. Und für Haushalte mit kleinen Brieftaschen ebenso, wie für solche mit üppigen finanziellen Mitteln.
Das erklärte Ziel des Entwicklers BPD heißt „Abwechslung“: „Mit Hilfe städtebaulicher und architektonischer Maßnahmen schaffen wir ein durchdachtes, urbanes, heterogenes und lebendiges Stadtquartier“. Dazu zählen rund 67 Eigentums-, 70 frei finanzierte und geförderte Miet-, und fünfgeförderte Gemeinschaftswohnungen für jeweils vier Bewohner (davon fünf rollstuhlgerechte Plätze).
Nahversorgt wohnen in „Ehre und Liebig“
Zudem sind im Quartier „Ehre und Liebig“ rund 35 Stadthäuser, 2.300 Quadratmeter Büroflächen und etwa 430 Quadratmeter für Einzelhandel vorgesehen. Auch eine Kindertagesstätte wird in der Anlage Platz finden.
Entlang der Liebigstraße greift das Konzept die Blockrandbebauung der Nachbarschaft auf. Neben frei finanzierten und geförderten Mietwohnungen entstehen hier geförderte Gemeinschaftswohnungen, ein Bürohaus, kleine Geschäfte und die oben erwähnte Kindertagesstätte. Am Blockrand zur Pettenkoferstraße hingegen sind kompakte, vielseitige Eigentumswohnungen geplant.
Stadthäuser im Innenhof
Die Stadthäuser indes setzt der Entwurf in einen, durch Wohngebäude und Bürohaus nach außen abgeschirmten Innenhof an der Wöhler Straße. Jedes davon verfügt wiederum über einen eigenen, privaten Innenhof. Die meisten dieser „Schmuckstücke“ der Anlage bekommen obendrein weitere Dachterrassen.
Neun der 37 Stadthäuser werden sich eines besonderen Privilegs erfreuen: Sie erhalten möblierte Rooftops, von denen die Bewohner freien Blick auf die grüne, bunte Dachlandschaft des gesamten Quartiers genießen. In die mehrlagige Bebauung der „Ehre und Liebig“ Anlage wird auch das sechsstöckige, so genannte Punkthaus integriert: Ein Mehrfamilienhaus mit 26 individuell geschnittenen Eigentumswohnungen und großen privaten Dachterrassen.
Treffpunkt im Grünen
„Ehre und Liebig“ wird von einem autofreien, begrünten Wegesystem durchzogen. Dieses nahezu dörfliche Konzept verschafft den Bewohnern individuelle Adressen und Zugänge. Den zentralen Knotenpunkt bildet das Quartiersplätzchen, das mit Baum und Sitzbänken zum einladenden Treffpunkt werden soll.
Viele erholsame und grüne Freiräume für alle Bewohner, private Höfe, oft übergroße Balkone, Terrassen und Loggien prägen das Projekt. Das aufwändige Grün-Konzept wird dazu beitragen, das Mikroklima des Quartiers positiv zu beeinflussen. Außerdem ist die dichte Bepflanzung dazu gedacht, urbane Artenvielfalt zu fördern. Neben Bäumen, Sträuchern und Grünflächen werden zahlreiche Hochbeete, Pflanztröge (etwa für Urban Gardening) auf den privaten Dachterrassen und Außenwegen platziert.
Ziel: Nachhaltiger Alltag
Dass „Ehre und Liebig“ mit einem nachhaltigen Energie- und Grünkonzept brillieren soll, steht fest. Allerdings wird das Wohn-Quartier auch seinen künftigen Bewohnern Möglichkeiten bieten, Nachhaltigkeit bequem in ihren Alltag zu integrieren:Car-Sharing-Angeboteund sichere Fahrradabstellplätzesind fixer Teil des Plans.
Die Abbrucharbeiten vor Ort sind bereits abgeschlossen. Mit dem Bau von „Ehre und Liebig“ soll im Frühjahr 2023 begonnen werden. Als Zeitrahmen für die voraussichtliche Fertigstellung wird 2025 genannt.
„Wohlfühl-Dorf“ in der Großstadt
Lebenswerter, grüner Wohnraum in urbanem Umfeld ist begehrt und „Natur-Feeling“ zusehends gefragt. Dass derlei auch für weniger einkommensstarke Menschen erschwinglich sein muss, ist unbestritten. Nicht umsonst stoßen etwa mit „Jernbanebyen“ in Kopenhagen, „Ascension Paysagère“ in Rennes oder „Downsview“ in Toronto entsprechende Projekte auf größtes Interesse.
Dasbisher vor allem von großflächigen gewerblichen Bauten geprägteAreal zwischenNippes und Ehrenfeld ist bestens geeignet, in Köln ein zukunftsorientiertes Exempel zu errichten. Mit einem vielfältigen Konzept, das ein veritables „Wohlfühl-Dorf“ in die deutsche Millionenstadt setzt.
Text: Elisabeth Schneyder Bilder: BPD / HH Vision
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