Vom Heizwerk zum Co-Working Center

Ein modernes Hochhaus über einem Backsteingebäude unter blauem Himmel.
Studio Perspektiv hat einen historischen Industriebau in ein modernes Bürohaus verwandelt: Bratislavas funktionalistisches, einst von Architekt Dušan Jurkovič gestaltetes Heizwerk ist jetzt ein cooles Base4Work Co-Working Center.

In Bratislava gibt es nur noch wenige Gebäude mit Industriegeschichte. Eines davon blickt jetzt top-modern und höchst erwartungsvoll in die Zukunft: Das frisch renovierte, einst von Architekt Dušan Jurkovič entworfene, funktionalistische Heizwerk konnte jüngst wieder seine Pforten öffnen. Und zwar als modernes Base4Work Co-Working Center. Möglich gemacht haben dies Entwickler Penta Real Estate und das kreative Design-Team des tschechischen Studio Perspektiv.

Zweite Base4Work Filiale

Das für anspruchsvolle Büroprojekte bekannte Architekturbüro Perspektiv hat damit die zweite Filiale des Co-Working Centers Base4Work fertiggestellt. Die erste Niederlassung befindet sich im Prager Churchill-Komplex, der schöne „zweite Streich“ nun also in Bratislavas Industriedenkmal.

Ein modernes Hochhaus erhebt sich hinter einem Backsteingebäude auf einer grünen Wiese.
Heizwerk Jurkovič: Der alte Industriebau ist nun eines der Highlights in Bratislavas „Sky Park“.
Innenansicht eines modernen Bürogebäudes mit Glasdach und mehreren Ebenen.
Studio Perspektiv hat ein top-modernes Base4Work Co-Working Center ins historische Gemäuer gesetzt.

Schon der historische Bau selbst hatte Architekturliebhabern viel zu bieten. Denn so simpel das Heizwerk Jurkovič auch aufs Erste wirken mag: Es fasziniert mit vielen architektonischen Elementen, wie etwa Jugendstil, Modernismus und Funktionalismus. Deshalb wurde die Renovierung besonders achtsam vorgenommen. So, dass die ursprünglichen Teile sichtbar und Dušan Jurkovičs Handschrift so weit wie möglich erhalten blieben.

Co-Working vom Feinsten

Die Entwickler wollten einen inspirierenden, vielfältigen Arbeitsbereich schaffen. Einen, der verschiedene Nutzergruppen im außergewöhnlichen Rahmen des nationalen Kulturdenkmals zusammenführt.Und zwar von Firmen und Start-ups bis zu Freiberuflern.

Ein Flur mit Backsteinwänden und Aufzugtüren führt zu einem gläsernen Bürobereich.

Schon das Umfeld des Heizwerks ist etwas Besonderes. Es liegt in einem alten Stadtteil, in dem sich früher mehrere Industriebauten befanden. Deshalb wurde diese Zone im Zweiten Weltkrieg heftig bombardiert. Danach dämmerte sie lange vor sich hin. Dies änderte sich erst durch das Projekt „Sky Park“: Penta Real Estate ging daran, die Zone wieder zum belebten Teil des größeren Stadtzentrums zu machen.

Spannende Erneuerung

Ein ehrgeiziges Vorhaben, für das viele renommierte Büros gewonnen wurden. Unter anderem auch Zaha Hadid: Sky Park war eines der letzten Projekte, an denen die 2016 verstorbene Star-Architektin feilte.

Zwei Personen überqueren eine Brücke im Inneren eines Gebäudes mit Glasdach.
Ein Backsteingebäude mit Schornsteinen steht zwischen modernen Hochhäusern.

Die Studio Perspektiv Architekten Ján Antal und Barbora S. Babocká zu ihrem Konzept fürs Jurkovič Heizwerk: „Bei der Gestaltung des Innenraums haben wir den Kontext des ursprünglichen Denkmals und des neuen Gebäudes berücksichtigt. Wir haben versucht, den Raum zu ergänzen und uns in Stil und Geometrie der neuen Elemente auf ihn zu beziehen. Und wir wollten sicherstellen, dass sowohl die neuen, als auch die ursprünglichen Teile klar erkennbar sind“.

Innovation im Denkmal

Ins Innere der Kessel- und Turbinenhalle wurde ein neues, fünfstöckiges Gebäude gesetzt. Dadurch konnte neuer Raum geschaffen werden. Auch andere industrielle Elemente des Heizwerks finden sich im modernen Base4Work Co-Working Center wieder: Der gesamte Innenraum wird von Betontrichtern dominiert. Und der ursprüngliche Kran bildet die atypische, offene Decke des Gemeinschaftsbüros.

Experten am Werk

Der architektonische Eingang ist das Werk des Studios DF Creative Group. Für die Renovierung der Gebäudehülle zeichnet das auf Denkmal-Schutz und -Rekonstruktion spezialisierte Büro PAMARCH verantwortlich.

Ein Konferenzraum mit freiliegenden Rohren und Trägern an der Decke.
Eine Treppe in einem modernen Bürogebäude mit sichtbaren Rohren und Betonwänden.

Insgesamt bietet das Heizwerk jetzt 3.900 Quadratmeter flexible Arbeitsfläche. Rund 450 Plätze finden darin beste Bedingungen. Das Konzept der Architekten folgte der Typologie des Prager Base4Work Co-Working Centers. Das Ergebnis: Vielfalt, die den Bedürfnissen unterschiedlicher Nutzer gerecht wird.

Individuell & kommunikativ

Auf jeder Etage gibt es feste Schreibtische, Hot Desks und Einzelbüros. Auch eine Telefonzelle, ein Workshop-Raum und Besprechungsräume für vier bis 18 Personen sehen zur Verfügung. Tagsüber können Kunden zudem Gemeinschaftslounges und eine einladende Meeting- und Networking-Zone nützen.

Zwei blaue Sessel und ein Tisch in einem modernen Bürogebäude.
Ein moderner Büroraum mit zwei Bürostühlen vor einer großen Fensterfront.

Der Eingangsbereich im zweiten Stock dient als kommunikatives Zentrum des Base4Work Co-Working Centers. Dort befinden sich eine Lobby mitCafé und Arbeitsplätze.Studio Perspektiv präsentiert Dušan Jurkovičs Werk durch Verwendung grafischer Elemente im Innenraum.

Vom Ursprung inspiriert

Inspiration für die Motive holte sich das Team beim Stil des Heizwerk-Architekten. Die ursprünglichen dekorativen Ornamente wurden in primäre Faktoren zerlegt und in Form von Leuchtelementen oder gravierten Schränken aufbereitet.

Ein Konferenzraum mit einem großen Tisch und Pfeil-förmigen Neonlichtern an der Wand.

Anstelle traditioneller Tischlerarbeit kam eine CNC-Fräse zum Einsatz, schildern die Architekten. Massivholz wurde durch Naturfaserplatten ersetzt. Babocká erklärt: „Das Handwerk und die zeitgenössischen Materialien in ihrer rohen Essenz bilden ein verbindendes Motiv für jedes Stockwerk“. Die Stahlkonstruktionen werden durch Perforationen aufgeweicht und bilden einen historischen Kontrast zum Erbe aus Jurkovičs Anfängen.

Offene Decken, warme Farben

Die Farbpalettebasiert auf den, für die Gebäudehülle charakteristischen Terrakottatönen. Ergänzt wird sie durch gedämpfte, tiefe Blau-, Grün- und Schwarz-Nuancen. Die Decken blieben offen. Die Böden der Gemeinschaftsbereiche wurden mit Holz oder großen Keramikfliesen gestaltet.

Die Innenaufnahme eines modernen Büros mit Betonpfeilern und großen Fenstern.
Ein graues Sofa in einem modernen Bürogebäude mit mehreren Etagen und Glasfronten.

Diemassiven Betontrichter dienten im ehemaligen Heizwerk zur Lagerung fester Brennstoffe. Im neuen Base4Work Co-Working Center erfüllen sie völlig andere Zwecke. Optisch betonen sie die Großzügigkeit des Raums. Und das kluge Konzept des Studio Perspektiv Teams hat sie nutzbar gemacht: Den Architekten ist es gelungen, einige der Besprechungsräume darin unterzubringen.

Ein Backsteingebäude steht zwischen modernen Hochhäusern und einem kleinen Springbrunnen.

Bei den beiden Sitzungsräumenim fünften Stock hat Studio Perspektiv mit der Verglasung von Teilen des Bodens experimentiert, erklärt Architekt Antal: „Das Ergebnis ist ein ikonischer Raum, den jeder sehen will. Selbst diejenigen, die Höhenangst haben“.

In den Besprechungsräumen und Einzelbüros wurde auf Akustik fokussiert. Teppiche und Wandverkleidungen sorgen für angenehme Geräuschpegel.

Ein Konferenzraum mit einem Betonsockel im Vordergrund, der sich im Boden spiegelt.
Beeindruckende Aussichten: Verglaste Böden ...
Ein Konferenzraum mit einem langen schwarzen Tisch und Stühlen in einem modernen Büro.
... im fünften Stock des Base4Work Centers.

Die Architekten haben recycelte und natürliche Materialien verwendet. So werden etwa die umweltfreundlichen Refelt-Paneele aus recycelten PET-Flaschen hergestellt. Das angenehme Boutique-Feeling des gesamten Interieurs wird durch die Dachterrasse mit angrenzender Bar verstärkt.

Base4Work mit Extra-Plus

Studio Persektiv hat die komplexe Struktur des Bauwerks geschickt genützt, für Flexibilität gesorgt und gezielt mehrere Komfortzonen geschaffen. Zu den renovierten Räumlichkeiten zählen auch die DOT. Espresso Bar & Contemporary Art Gallery, ein Veranstaltungsraum und ein Restaurant der Gastro-Gruppe Medusa.

Ein runder Hocker steht in einem Raum mit einem Oberlicht in der Decke.
Ein Gebäude ist durch eine kreisrunde Öffnung in einer Betonwand zu sehen.

All dies haucht der architektonischen Ikone lang ersehntes, neues Leben ein. Dass sich Erhalt und Umnutzung historischer Bauten lohnt, beweisen auch Projekte wie Renzo Pianos „Kultur-Kraftwerk“ in Moskau oder der vom Büro Haberland umgebaute Königliche Pferdestall in Hannover.

Ein modern gestalteter Büroraum mit Sitzgelegenheiten und einer Frau am Fenster.

Die Mieter des neuen Base4Work Co-Working Center werden wohl ihre helle Freude am Ergebnis der gelungenen Renovierung des Jurkovič Heizwerks haben. Ebenso, wie die Stadt Bratislava, die damit um einen modernen Kreativ-Hot-Spot reicher geworden ist.

Text: Elisabeth Schneyder Bilder: BoysPlayNice / Studio Perspektiv

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