Revival einer Holzbau-Ikone

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Feskekôrka, die Göteborger Fischmarkthalle zählt zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in der westschwedischen Küstenstadt. Nach der achtsamen Restaurierung von White Arkitekter erstrahlte das Bauwerk zu seinem 150-jährigen Jubiläum in neuem Glanz.

Man schrieb das Jahr 1874, als die ikonische Göteborger Fischmarkthalle ihre Eröffnung feierte. Der damalige Stadtbaumeister Victor von Gegerfelt ließ sich für den Bau von den nordischen Stabkirchen ebenso inspirieren wie vom damals beliebten Stil der Neugotik. Die hohen Giebelfenster und die kathedralenhafte Anmutung brachten dem Bau den Spitznamen Feskekôrka, auf Deutsch „Fischkirche“, ein, der sich als offizieller Name etabliert hat. Als 2018 eine umfassende Sanierung des Bauwerks anstand, betraute die städtische Immobiliengesellschaft Higab, die Eigentümerin des Gebäudes, ein multidisziplinäres Team mit der Aufgabe. Architekten, Bauunternehmer, Denkmalpfleger und technische Berater arbeiteten vier Jahre daran, dieses bedeutende Wahrzeichen von Göteborg zu revitalisieren und für kommende Generationen zu erhalten.

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Die Fischmarkthalle in Göteborg ist seit dem Jahr 1874 in Betrieb.

Wiederherstellung des Originals

Die gestellte Bauaufgabe bot allerlei Herausforderungen, zumal die Fischmarkthalle in den eineinhalb Jahrhunderten ihres Bestehens mehrfach umgebaut, ausgebessert und adaptiert wurde. So hat man in den 1960er-Jahren Teile der einzigartigen Fachwerkkonstruktion durch Betonpfeiler ersetzt, und die großen Fensterflächen mit Theken, Kühleinheiten und schweren Küchengeräten verstellt. Der einst große Lichteintrag, der der Halle ein imposantes Raumgefühl verleiht, war dadurch auf ein Minimum geschrumpft.

Bei der Restaurierung ging es also zu Beginn vor allem darum, die ursprüngliche Konstruktion freizulegen und im Sinne des Erbauers originalgetreu wiederherzustellen. Dasselbe galt auch für den Außenbereich.

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Feskekôrka, auf Deutsch „Fischkirche“, zählt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der westschwedischen Küstenstadt.

Über die Jahre war nämlich auch der direkte Zugang zum Kanal verloren gegangen, auf dem die Fischer ihre Waren ein anlieferten.

Historische Bautechniken

Der historische Holzbau wurde dabei nicht nur fachmännisch saniert, man achtete auch darauf, Techniken anzuwenden, die der Epoche des Bauwerks entsprachen. So stabilisierte man etwa das in die Jahre gekommene Gebälk mit Holzdübeln und gusseisernen Bolzen, während brüchige Balken durch neues Kiefernholz ersetzt wurden.

Die gemeinsame Vision war klar: die Wiederherstellung der architektonischen und historischen Werte, die durch jahrzehntelange Renovierungen verloren gegangen waren.

Magnus Bunner,White Arkitekter
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Beim Design der Küchenelemente hat man sich an den gefliesten Ständen orientiert, die die Halle zuvor zonierten.

Magnus Bunner, leitender Architekt beim schwedischen Büro White Arkitekter, erklärt: „Die gemeinsame Vision war klar: die Wiederherstellung der architektonischen und historischen Werte, die durch jahrzehntelange Renovierungen verloren gegangen waren. Gleichzeitig sollte Feskekôrkas Zukunft als Göteborgs führender Marktplatz für Fisch und Meeresfrüchte gesichert werden.“

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Um die Technik unterzubringen, ließen die Architekten das historische Bauwerk unterkellern.

Technik im Untergrund

Ein wichtiger Schritt, um die Geräumigkeit der Halle wiederherzustellen, war die Aushebung eines Technikkellers unter dem Gebäude. Verstellte die nachträglich eingebaute Technik einst die Fenster und große Teile des Innenraums, verlegte man sie damit diskret unter die Erde. In der transformierten „Fischkirche“ stehen nun geflieste Küchenstationen, in denen sich Großküchengeräte sowie die Kühlung und die Lüftung befinden.

Das Design der Küchenelemente ist an die gefliesten Stände angelehnt, die die Halle zuvor zonierten. Auch die breiten Fugen sind eine Hommage an die Architektur des Baudenkmals und spiegeln die Mauerwerksgestaltung der Fassade wider.

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Direkt auf dem Kanal Vallgraven, vor der restaurierten "Fischkirche", befindet sich nun eine der größten Outdoor-Terrassen von Göteborg.

Da es sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt, musste die Bezirksverwaltung Länsstyrelsen alle geplanten Änderungen zuvor genehmigen.

Re-Opening zum 150-Jahre-Jubiläum

Die enge Zusammenarbeit zwischen Architekten, Bauunternehmer und Vertretern vom Denkmalschutz zeugt von einer gelungenen Transformation, die den Geist des historischen Bauwerks bewahrt. „Es erwies sich als ein Gebäude voller Geheimnisse. Unter seinen Schichten verbarg sich eine bemerkenswert komplexe Struktur, die jahrzehntelang im Verborgenen lag“, sagt Bunner. „Feskekôrka lag im Dornröschenschlaf, und als sie erwachte, haben die Göteborger einen bedeutungsvollen Schatz zurückbekommen.“

Feskekôrka lag im Dornröschenschlaf, und als sie erwachte, wurde den Göteborgern ein bedeutungsvoller Schatz zurückgegeben.

Magnus Bunner,White Arkitekter

Genau 150 Jahre nach seiner Geburtsstunde feierte das ikonische Bauwerk 2024 seine Wiedereröffnung. Mit seinem Angebot an Fisch- und Meeresfrüchten sowie seinen Restaurants und Bars ist die Fischmarkthalle sowohl für Einheimische als auch für Touristen ein beliebter Anziehungspunkt.

Und direkt auf dem Kanal Vallgraven befindet sich nun eine der größten Outdoor-Terrassen von Göteborg. Die Verbindung, die das Gebäude einst mit dem Wasser hatte, ist damit wiederhergestellt.

Text: Gertraud Gerst Fotos: Kalle Sanner, White Arkitekter, Pixabay, www.feskekorka.se

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