Noble Nester für reiche Vögel

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Das spanische Architekturbüro DNA Barcelona hat sich die Realisierung futuristisch wirkender Konzepte auf die Fahnen geheftet. Da passt ein aus zwölf "Vogelnestern" bestehendes Boutique-Hotel perfekt ins Bild.

Es gibt wohl keinen Menschen, der nicht ab und an einen Blick in den Himmel wirft. Und ob der Flugkünste eines in den Lüften kreisenden Vogels Sehnsucht empfindet. Eine Sehnsucht nach dem Gefühl des Fliegens. Nach dem Vogelfreisein.

Vogelnester als Vorbilder

Diese subtile Form von Neid auf die federleichten Erdbewohner hat ganz offensichtlich die Architekten von DNA Barcelona nicht mehr losgelassen. Denn das gerade vorgestellte Hotel-Projekt auf der mexikanischen Yukatán-Halbinsel ist in Wahrheit die gezielte und überdimensionale Nachbildung heimeliger Vogelnester!

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Aber kommen wir zuerst zu den klar definierten Parametern dieser Bauten, ehe wir uns der tierischen Seele des außergewöhnlichen Hotels annähern. Also: Unter dem Namen „El Nino Boutique-Hotel“ entwarf ein Team rund um DNA-Chef Aryanour Djalali zwölf atemraubende „Villen-Nester“.

Garantierter Freiblick

Diese sollen in Form eines Schwarms gruppiert, direkt an der Meeresküste am Rande von Tulum errichtet werden. Jede dieser ungewöhnlichen Behausungen ist zweigeschoßig angelegt und so konzipiert, dass man entweder als Familie beide Ebenen nutzen kann, oder sich zwei Paare jeweils auf einer Eben getrennt voneinander ausbreiten können.

Ganz egal wie die Objekte genutzt werden, garantiert die Anordnung der luftigen Bungalows, dass jeder Kurzzeitbewohner einen spektakulären Ausblick über Dschungel und Meer genießen kann. Und eben diese Tatsache führt uns auch schon zur flatterhaften DNA dieses Konzepts:

Natur als großes Vorbild

„Die Architektur ist von der Natur direkt inspiriert“, erklären die Architekten in ihrer offiziellen Beschreibung. Das bedeutet: Die einzelnen Module wurden individuell und in ihrer Gesamtheit von der Meereslandschaft, den Muscheln und dem umliegenden Dschungel inspiriert. „Es ging uns darum, die Natur und die Bauwerke ineinander verschmelzen zu lassen“, heißt es.

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Um die Schönheit und auch die Beweglichkeit der umliegenden und außergewöhnlich vielfältigen Naturlandschaft möglichst authentisch einfangen zu können, wählte man schlussendlich dann die Form der Vogelnester. Diese wachsen scheinbar natürlich aus dem umliegenden Wald gen Himmel und verlieren so jegliche Künstlichkeit. Außerdem spielen die Nester auf eine Sehnsucht an, die wohl viele Urlauber in eine zeitweise Enklave treibt: Endlich in Ruhe frei sein!

Rückzugsort für Sehnsüchtige

So galt es laut DNA Architects, einen magischen Rückzugsort für luxusliebende Menschen zu erschaffen. Dieser sollte jedem Bewohner dabei helfen, das Gleichgewicht zwischen Körper, Geist und Seele zu finden. Ein Spa- und Wellness-Zentrum, Ayurveda- und Yoga-Bereiche, ein Beach Club mit Blick auf das tiefblaue Meer von Tulum und die umliegende und weitgehend unberührte Natur helfen dabei freilich weiter auf die Entschleunigungsspur.

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Doch selbst bei den Luxusbereichen, die nicht natürlichen Ursprungs sind, versuchten die Konzeptionisten der Natur möglichst viel Raum zu geben. So bestehen sämtliche Konstruktionen aus Bambus-Holz, die wiederum mit der hier heimischen Vegetation zur Schaffung eines Mikroklimas bepflanzt werden.

Vogelnester schonen die Umwelt

Auch werden die Auswirkungen des Baus auf die direkte Umgebung minimiert und bei bei der Planung wurde penibel darauf geachtet, die Erzeugung von Abfall auf das kleinst mögliche Maß zu reduzieren.

Das Versprechen lautet gar hochtrabend: „Es gibt keinen Nettoverlust der Ökosystemfunktionen und der biologischen Vielfalt.“ Nur logisch, dass der Energieverbrauch massiv gesenkt wird, wodurch der Verbrauch fossiler Brennstoffe und die Emission von Treibhausgasen Richtung Null getrieben werden soll.

Regenwasser sammelt man akribisch und bereitet jeden Tropfen wieder auf. Die Bewässerung hat man auf das Nötigste beschränkt. Der Strom kommt aus Sonnenkollektoren.

https://youtu.be/ZOGg6wG5VAg

Außerdem wird das gesamte Projekt mittels „trockener Baumethoden realisiert“, betonen die Architekten. Das heißt: Es werden keine feuchten Bindemittel wie Kleber oder Schaum verwendet. Diese würden nämlich stets im Widerspruch zu Nachhaltigkeits-Ideen stehen.

Luftzug statt Klimaanlagen

Selbst auf sonst in diesen Breiten stets notwendige Klimasysteme will man verzichten: Die natürliche Belüftung der Nester schaffe ein weiches Mikroklima im Inneren, das zur Kühlung ausreicht, wird prophezeit. Genau so, wie es eben auch bei echten Vogelnestern der Fall ist.

Nachdem von dem Projekt derzeit leider weder Budget- noch Zeitpläne oder gar Auftraggeber bekannt sind, müssen wir diese verheißungsvollen Ankündigungen also vorerst einfach einmal – wie Vögel Würmer – schlucken. Doch die Erfahrung zeigt: Projekte von DNA Architects haben stets Hand und Fuß.

Oder in diesem Fall wohl – Flügel und Krallen.

Text: Johannes StühlingerBilder: DNA Architects Barcelona

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