Neues Mekka für Cineasten

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Im Dezember eröffnet in Los Angeles das von Star-Architekt Renzo Piano geplante Oscar-Museum. Die Baukosten haben sich gegenüber der ursprünglichen Kalkulation auf 388 Millionen Dollar fast verdoppelt.

Vor lauter Überraschungseffekt ging bei der jüngsten Oscar-Nacht eine Meldung fast unter. Denn erstmals in der Geschichte der Academy-Awards trug ein nicht englischsprachiger Film in der Königsklasse „bester Film” den Sieg davon („Parasite” des südkoreanischen Regisseurs Bong Joon Ho). Unterdessen verkündete Schauspieler und Kurator Tom Hanks den offiziellen Eröffnungstermin des salopp einfach nur Oscar-Museum genannten Academy Museums of Motion Pictures (kurz AMMP).

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Das Academy Museum of Motion Pictures wird wohl erst im Dezember eröffnet.

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Der Bau hat sich verzögert und um etliches verteuert.

Oscar-Museum eröffnet im Dezember

Die Eröffnung des neuen Mekkas der Filmliebhaber fällt auf den 14. Dezember 2020. Wobei, Oscar-Museum greift zu kurz: Das Haus will der vielen Facetten der laufenden Bilder huldigen. Denn Filme fesseln uns wie kaum ein anderes kreatives Medium. Umso erstaunlicher ist es, dass Los Angeles, die Welthauptstadt des Films, bisher noch ohne Museum zu Ehren dieser Kunstform ausgekommen ist. Dabei gab es erste Pläne für das Oscar-Museum schon 2014.

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Das neue Museum ist an einer der wichtigsten Ost-West-Achsen von L.A. gelegen.

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Im Bauch der kolossalen Glaskugel ist ein Mega-Kino mit 1.000 Sitzen geplant.

Effektiv mit dem Bau des an der Fairfax Avenue, Ecke Wilshire Boulevard gelegenen Museums wurde dann 2015 begonnen. Die anfangs angepeilten Baukosten von 200 Millionen Dollar haben sich seitdem fast verdoppelt. Stars wie Steven Spielberg, Barbra Streisand, Tom Hanks und George Lucas aber auch Filmstudios, Stiftungen und sonstige Gönner haben in einer konzertierten Sammelaktion mittlerweile rund 95 Prozent der auf 388 Millionen ausgeuferten Summe springen lassen.

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Eine bauliche Herausforderung

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Fassaden-Know how der deutschen Gartner GmbH

Neues Wahrzeichen von Hollywood

Details zum Entwurf des italienischen Star-Architekten Renzo Piano wurden der Öffentlichkeit Ende 2017 vorgestellt. Es sieht nicht nur den Museums-Trakt sondern auch ein Lichtspielhaus in Form einer riesigen Glaskugel vor. Renzo Piano machte unter anderem mit dem Londoner Wolkenkratzer „The Shard” von sich reden. Und der Stararchitekt hat die Parkapartments am Belvedere in Wien entworfen.

Sobald es der Menschheit offen steht, wird das neue Wahrzeichen Kaliforniens an einer der wichtigsten Ost-West-Achsen von Los Angeles auf knapp 30.000 Quadratmetern Fläche, über sechs Stockwerke und den Kuppelbau verteilt, Einblicke in die Welt des Films vermitteln. Der Gast kann einen Blick hinter die Kulissen werfen, Requisiten, Attrappen, Bühnenbilder etc. bewundern. Laut Pressemitteilung wird es das umfassendste Filmmuseum der Welt beherbergen.

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Das Museum hat jüngst das Cape, das Bela Lugosi in „Dracula“ trug (1931) aufgekauft.

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Auch das Kleid von Morticia Addams aus der „Addams Family” (getragen von Anjelica Huston) ist zu sehen.

Die Film-Academy stellt ihre riesige Sammlung von Filmen, Fotos, Postern, Kostümen und Drehbüchern zur Verfügung. Das Museum hat selbst schon mehr als 3.500 Stücke im eigenen Archiv. Ausstellungen, Vorführungen sowie pädagogische Programme werden das Erlebnis für die Filmliebhaber abrunden.

Zu sehen sind u.a. Dorothys Rubin-Pantoffeln aus „The Wizard of Oz” von 1939, originale, auf der Leinwand benutzte Türen zu Rick's Café Américain aus „Casablanca” (1942), der Dolch von „Ben Hur” (1959), Dekorationsgegenstände aus dem Haus von Norman Bates in „Psycho” (1960), das komplette blaue Kriegerkostüm von „Tron” (1982), Ensemble und Accessoires, getragen von Salma Hayek in „Frida” (2002) und vieles mehr.

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Diese üppig verzierte Perücke war der Kopfschmuck von Elizabeth Taylor in „Cleopatra”.

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Aus dem Besitz von Maskenbildner Clay Campbell: Collage aus Lippen und Autogrammen berühmter Stars.

Referenz an Aries 1B?

Doch auch von außen lädt das Gebäude dazu ein, zu bewundern: Da ist zunächst der große, golden leuchtende Zylinder an der denkmalgeschützten Fassade des 1939 errichteten Gebäudes der May Company. Es wurde mit 350.000 Blattgold-Mosaikstücken verziert.

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350.000 Blattgold-Mosaikstücke zieren die denkmalgeschützte Fassade des alten Gebäudeteils.

Erweitert wird das frühere Luxus-Kaufhaus und heute in Saban Buildings umgetaufte Gebäude um die futuristische Kugel aus Glas, Stahl und Beton. Der elegante Altbau ist mit der Sphäre, die an die Mondfähre Aries 1B aus Stanley Kubricks Film „2001” erinnert, über Glasbrücken verbunden.

Großes Kino – im Bauch der Sphäre

Das glasbedachte, kolossale Amphitheater ruht auf bebensicheren Stelzen. Dadurch scheint es vom Boden abgehoben zu schweben – und bietet so sowohl innerlich wie äußerlich eine Reise durch Raum und Zeit: Die als Großraumkino konzipierte Kugel wird 1.000 Zuseher beherbergen können. Darüber wird sich die riesige Terrasse befinden.

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Die Kugel ruht auf bebensicheren Stelzen.

Für den Bau der spektakulären Glaskuppel zeichnet die Josef Gartner GmbH verantwortlich, die bereits mehrmals für Piano Fassaden nach seinen Entwürfen realisiert hat. Die spektakuläre Stahl-Glas-Konstruktion überspannt mit einem Durchmesser von 45 Metern die riesige vollverglaste Terrasse von 1.200 Quadratmetern. Der deutsche Fassadenspezialist war auch federführend bei der Konstruktion des Fassadenkleids, das den 462 Meter hohen Lakhta Turm in St. Petersburg umspannt.

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Die riesige vollverglaste Terrasse von 1.200 Quadratmetern verfügt über beweglichen und perforierten Sonnenschutz.

Von der Dachterrasse aus aus bietet sich ein wunderbarer Blick auf die Hollywood Hills. Die überlappenden Glasscheiben wurden vor Ort montiert. Kooperationspartner ist Knippers Helbig als Fassaden- und Tragwerksplaner der Glaskuppel.

Kein Treibhauseffekt

Die – ebenfalls deutsche – Transsolar Energietechnik GmbH sorgt dafür, dass sich unter der Kuppel keine tropischen Temperaturen entwickeln. Ein unter dem Glasdach installierter beweglicher und perforierter Sonnenschutz verhindert die Überhitzung der Terrasse. Die ausreichende Durchlüftung soll durch verschließbare Öffnungen auch am höchsten Punkt der Kuppel, die für einen Kamineffekt sorgen, gewährleistet sein.

Text: Linda Benkö

Fotos/Renderings: joshua white JWPictures / academy museum foundation, Margaret Herrick Library

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