„Mainz ist sexy und schuldenfrei"

Jeder liebe eine Underdog-Story, kommentierte Nino Haase, seines Zeichens Oberbürgermeister von Mainz, den sprunghaften Aufstieg der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt zum wirtschaftlichen Wunderkind. Im aktuellen Ranking des Prognos Zukunftsatlas 2025 firmiert die Rheinmetropole unter den Top Ten von 400 deutschen Großstädten und Landkreisen. Sie schaffte den Sprung von Platz 55, den sie noch drei Jahre zuvor belegte, auf Platz sieben. Lange Zeit stand sie im Schatten der anderen Player im Wirtschaftsraum Rhein-Main. Gilt Frankfurt traditionell als Herzstück der deutschen Finanzwelt, Wiesbaden als aufgeräumter Verwaltungssitz und Darmstadt als Wiege des deutschen Silicon Valley, so war Mainz in erster Linie als feierwütige Fastnachtsmetropole bekannt.

Forschung als Wirtschaftsmotor
Doch das Blatt hat sich gewendet. Bei der wirtschaftlichen Produktivität, gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Beschäftigtem, liegt Mainz nun im bundesweiten Prognos-Vergleich sogar auf Platz 1. Und mit 40 Prozent an „hochqualifizierten Beschäftigten“ präsentiert sich die Stadt im allgemeinen War for Talents als Überflieger. Doch wie ist Mainz in so kurzer Zeit zur Boomtown geworden?
Die Antwort hat unter anderem mit der Pandemie zu tun und mit dem ersten mRNA-basierten Corona-Impfstoff, der hier von Biontech entwickelt und in die ganze Welt verschickt wurde. Eine unternehmerische Erfolgsgeschichte, die der Stadt hohe Gewerbesteuereinnahmen, ein saniertes Budget und die Ansiedlung zahlreicher weiterer Unternehmen brachte.

„Wir haben Vieles richtig gemacht“, resümiert Haase in einer Pressemeldung und verweist auf die Forschungsförderung und das überdurchschnittliche Gründungsgeschehen in Mainz. Mit der verstärkten Verknüpfung von Hochschulen und Start-ups arbeite man seit Jahren daran, Innovationen möglichst schnell in die wirtschaftliche Anwendung zu bringen.
Mainz wächst
Aber nicht nur für Biotech-Unternehmen ist Mainz ein attraktiver Standort, auch für die Immobilienbranche ist die Stadt ein vielversprechendes Pflaster. Und das nicht nur, weil Mainz wächst und einige Militär- und Industriebrachen zu neuen Wohn- und Arbeitsvierteln ausgebaut werden. „Mainz ist sexy und dabei auch noch schuldenfrei“, formuliert es Thomas G. Winkler, CEO von UBM Development.

Mainz ist sexy und dabei auch noch schuldenfrei. Die Stadt war aus meiner Sicht lange Zeit unterbewertet.
Thomas G. Winkler, CEO von UBM Development
Der Immobilienentwickler mit Sitz in Wien realisiert im Mainzer Zollhafen insgesamt sieben Projekte, darunter auch den Timber Peak, das erste Holz-Hybrid-Hochhaus der Stadt. „Die Wasserlage am Zollhafen ist ein Alleinstellungsmerkmal. Wenn wir von etwas überzeugt sind, dann steigen wir auch gerne groß ein“, sagt Winkler und zeigt sich von der verbesserten Bewertung des Wirtschaftsstandorts Mainz wenig überrascht. „Mainz war aus meiner Sicht lange Zeit unterbewertet. Aber es gehört schließlich zum Geschäftsmodell eines Developers etwas in einem Standort zu erkennen, das andere noch nicht sehen.“

Die beste Lage ist LILA
Das Immobilien-Marktforschungsinstitut Empirica attestiert Mainz eine LILA-Lage. LILA steht für Lebensqualität, Infrastruktur, Landschaft und Arbeitsplätze. Dabei handelt es sich um ein Scoring-Modell, das den allgemeinen Begriff Lage noch stärker differenziert.
Während die gängigen Begriffe A-, B- und C-Lage meist die entsprechende Makro- und Mikrolage sowie den Preis einer Immobilie beschreiben, stellen die LILA-Kriterien die Lebensqualität in den Vordergrund. Verstärkt wird auch die Zukunftsfähigkeit miteinbezogen, wie eine mögliche Nachnutzung, ebenso wie subjektive Faktoren hinsichtlich Atmosphäre, Vielfalt und Offenheit.
Und dafür ist Mainz bekannt. Als weltoffene Universitätsstadt mit einer starken Gemeinschaft und geselligen Einwohnern, die Zuzügler gerne in ihre Mitte aufnehmen. Wie das Handelsblatt dazu schreibt: „In Mainz stimmen nicht nur die Wirtschaftsdaten, dort lässt es sich auch gut leben.“
Text: Gertraud Gerst Fotos: Philipp Horak
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