Hotel mit Flower Power

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Ein Turm aus Sichtbeton und tropischen Gärten macht das Chicland Hotel im vietnamesischen Da Nang zum neuen Blickfang. Architekt Vo Trong Nghia setzt die grüne Fassade zur effektiven Klimatisierung ein.

Die großformatige Glasschiebetür lässt viel Tageslicht ins Zimmer. Der Blick hinaus fällt auf einen tropischen Garten mit üppig blühenden Bougainvillea, Cymbidium-Orchideen und anderen tropischen Pflanzen. Am Horizont trifft das Blau des Himmels auf das Blau des Meeres. Nur das schmiedeeiserne Balkongeländer gibt einen Hinweis darauf, dass man hier nicht im einsamen Strandhäuschen weilt. Nein, das Zimmer befindet sich im 21 Stockwerke zählenden Chicland Hotel im vietnamesischen Urlaubsort Da Nang. Ein neuer Blickfang an der Strandpromenade, der Beton brut zeitgenössisch abfeiert und aus jeder noch so kleinen Ritze üppige Gärten quillen lässt.

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Balkonblumen zum Quadrat: Das Chicland Hotel im vietnamesischen Da Nang …

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… ist ein üppig blühendes Schmuckkästchen.

4 Sterne und ein eigenes Mikroklima

Fast sieht es aus, als hätte man hier Pflanzentröge aus Beton übereinander gestapelt. Die Kombination von brutalistischem Minimalismus und üppigem Grün ist ein Markenzeichen des Architekten Vo Trong Nghia, der bereits mit zahlreichen Preisen, zuletzt mit dem Green Good Design Award 2019, ausgezeichnet wurde.

Die vorgelagerten tropischen Gärten, über die jedes der 129 Zimmer des 4-Sterne-Hotels verfügt, sind nicht nur Eye Candy für die Gäste, sondern auch höchst funktionell. „Neben dem hohen ästhetischen Faktor generiert das Pflanzensystem ein eigenes Mikroklima für das Gebäude und kühlt die Innenräume“, erklärt der Architekt das Konzept. Somit übernimmt die grüne Fassade Funktionen einer Klimaanlage. Ein Ansatz, der mehr und mehr Eingang in die zeitgenössische Architektur findet.

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Beton brut und üppig blühende Bougainvillea treffen in jedem der 129 Zimmer aufeinander.

Das schubladenartige System von Terrassen und Balkonen folgt einem einfachen Design. Die Bepflanzungen sind entweder ebenerdiger Teil der Balkone oder dienen als Abgrenzung zu den benachbarten Zimmern. Eine möglichst einfache Pflege der unzähligen Gärten wurde von Anfang an mitgedacht.

Nachhaltigkeit im Schwellenland

Gerade in Schwellenländern wie Vietnam hat das Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren an Dynamik gewonnen. Studien zufolge ist hier das Potenzial für positive Auswirkungen nachhaltigen Wirtschaftens besonders hoch. Die Berücksichtigung von ESG-Faktoren (Environment, Social, Governance) wirkt sich in Schwellenländern demnach wesentlich positiver auf den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens aus als dies in Industriestaaten der Fall ist.

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Lokale Materialien wie Holz, Stein, Bambus und Rattan wurden für die Innenräume verwendet.

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Stimmig: Das Interior-Konzept im Bistro Trà House im Erdgeschoß des Hotels.

Vo Trong Nghia, der am Nagoya Institute of Technology in Tokio Architektur studierte, hat es sich zur Aufgabe gemacht, sein Heimatland grüner zu machen. Egal ob Farming Kindergarten oder grünes Microhaus für urbane Ballungszentren, der Architekt macht nachhaltiges Design zu seiner Hauptpriorität. Dazu eint er lokale Materialien und traditionelles Handwerk mit zeitgemäßer Bauweise und Ästhetik. Beim 2019 eröffneten Chicland Hotel in Danang ist ihm das auch im großen Maßstab gelungen.

Grüne Ikone an der Strandpromenade

Die besonderen Vorgaben für das Bauvorhaben – darunter eine Grundfläche mit einer maximalen Breite von 17 Metern – brachten den Architekten zum Volumen eines extrem schmalen Turms und einem durchdachten Grundriss. Die gesamte Technik und Infrastruktur des Hotels wurde an die Nordseite verlagert. Hier entsteht in naher Zukunft ein weiterer Hochbau, der die Aussicht in Zukunft stören würde.

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Am Dach des Chicland Hotels befindet sich eine Terrasse mit Infinity Pool.

Die Inneneinrichtung folgt demselben Prinzip wie die Außengestaltung. „Die grüne Fassade lieferte die Inspiration für das Interior-Design“, heißt es in der Konzeptbeschreibung des Architekturbüros. Der Sichtbeton an Decken und tragenden Wänden verbindet sich harmonisch mit den natürlichen, lokalen Materialien, wie Holz, Stein, Bambus und Rattan. 

Wenn es nach den Renderings des Projektes geht, so wird das Hotel schon bald zur Gänze – von der Lobby bis zum Dachterrassenpool – mit einer lebenden grünen Fassade bekleidet sein. „Das Chicland Hotel wird zum Paradebeispiel eines grünen Gebäudes in der Stadt werden und eine neue Perspektive in die Architektur bringen“, prophezeit der Architekt.

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Heimischer Bambus dient im Innenbereich als Baumaterial und Raumteiler.

Abgesehen davon gelang ihm mit dem Hotel ein kleines Kunststück. Das in eine enge Straßenlücke gezwängte Hochhaus an der geschäftigen Strandpromenade von Da Nang vermittelt glaubhaft Boutique-Charakter, und zwar von innen als auch von außen.

Text: Gertraud Gerst

Fotos: VTN Architects

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