Holzdorf im Herz der Stadt

S_HenningLarsen_VejlandsQuarter_Renderings_04-1600px-1024x576
Der Masterplan des Büros Henning Larsen verwandelt ein ehemaliges Deponiegelände nahe Kopenhagens Zentrum in ein Natur-Idyll. Das Holzdorf „Fælledby“ mit großem Grün-Anteil soll zum Musterbeispiel nachhaltiger Architektur werden, die Mensch und Natur in Einklang bringt.

Städte wachsen, Freiraum schwindet und Artenvielfalt geht verloren, während die Sehnsucht nach Natur ständig steigt. Zukunftsfähige Konzepte sind also dringend gefragt. Und was das dänische Architekturbüro Henning Larsen nun für Kopenhagen entworfen hat, könnte in der Tat zum Vorbild werden: Das Design der neuen Siedlung „Fælledby“ setzt auf den Baustoff Holz, auf kleine Einheiten und naturbelassene Flächen. Ein Holzdorf, das zeigen soll, wie neue Entwicklungen nachhaltige Architektur und umweltschonende Prinzipien zum Wohl von Mensch und Tier verbinden können.

Lebensqualität für Mensch & Tier

Der Entwurf sieht vor, eine ehemalige Deponie unweit von Kopenhagens Zentrum in ein vollständig aus Holz gebautes Dorf zu verwandeln.Die neue Gemeinde Fælledby ist für 7.000 Einwohner ausgelegt – mit viel integrierter Naturlandschaft, die Lebensraum für Tiere bietet.Anders gesagt: Ein lebendiges Modell mit der Natur im Mittelpunkt, das ein neues Stadtviertel schafft und zugleich die lokale Artenvielfalt fördert.

S_3_HenningLarsen_VejlandsQuarter_Renderings_01-1600px-1024x576

Das Viertel vereint traditionelle dänische Stadt- und Landtypologien zu einem Hybrid. Fælledby wird sich in Phasen entwickeln und aus drei verschiedenen „Kernen“ herauswachsen, die die gesamte Nachbarschaft umrahmen. Ein Ansatz, der organische Entwicklung der Landschaft ermöglicht und den Bewohnern direkten Zugang zur Natur eröffnet.

Mit dem ländlichen Dorf als Vorbild schaffen wir eine Stadt, in der Artenvielfalt und aktive Erholung einen nachhaltigen Pakt zwischen Mensch und Natur definieren

von Signe Kongebro, Partner bei Henning Larsen

Das Holzdorf-Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Biologen und Umweltingenieuren des MOE entwickelt. Es bewahrt 40 Prozent des 18,1 Hektar großen, nicht erschlossenen Lebensraums für die lokale Flora und Fauna. Grüne Korridore beziehen die Umgebung in den Masterplan mit ein und unterteilen Fælledby in drei kleinere Enklaven. Die Korridore ermöglichen den Tierarten der schönen Landschaft von Amager Fælled, sich im gesamten Gebiet frei zu bewegen und die Siedlung unbehelligt zu durchqueren.

S_1_HenningLarsen_VejlandsQuarter_Diagrams_6-1600px

Jede der drei kleinen Enklaven soll intimes Gemeinschaftsgefühl fördern.

S_2_HenningLarsen_VejlandsQuarter_Diagrams_7-1600px

Wie Inseln in einem Meer von Grün: Fælledby besteht aus drei „Kern-Dörfern“.

Die Natur ist vollständig in Fælledbys Landschaftsgestaltung und Architektur integriert: In den Hauswänden finden sich Nester für Singvögel und Fledermäuse. Neue Teiche inmitten der drei Enklaven bieten Fröschen und Salamandern eine Heimstatt und üppig bepflanzte Gemeinschaftsgärten sollen Schmetterlinge und andere Insekten locken. Verengte Straßen und Tiefgaragen reduzieren den Verkehr.

Klimaschutz durch Holzbauweise

Henning Larsens Projekt zielt darauf ab, Klimagifte deutlich zu verringern. Das Holzdorf nützt die Vorteile seines natürlichen Baustoffs dazu. Schließlich trägt jedes Haus aus Holz dazu bei, CO2-Emissionen aus der Herstellung anderer CO2-intensiver Baustoffe wie Beton oder Stahl zu vermeiden. Holzbauten verlängern den Kohlenstoffspeicher aus dem Wald. Jeder Kubikmeter verbautes Holz bindet eine Tonne CO2 langfristig. Und jeder gefällte Baum schafft Platz für neue, die der Luft wieder aktiv CO2 entziehen.

S_1_HenningLarsen_VejlandsQuarter_Renderings_03-1600px-1024x576

Naturkontakt auf Schritt und Tritt: Teiche, Gemeinschaftsgärten und wild belassene Grünzonen bieten Lebensraum für lokale Flora und Fauna.

Fælledby entspricht sowohl Henning Larsens Ambitionen in Sachen Nachhaltigkeit, als auch lokalen Bedürfnissen. Die Bürger Kopenhagens waren von Anfang an eingeladen, Feedback zu jedem der zum Architekturwettbewerb eingereichten Projekte zu geben.

Von Dorfgemeinschaft inspiriert

In Dänemark ist das Bauen im Einklang mit der Landschaft nichts Neues. Die Dänen sind bekannt dafür, bei der Errichtung von Dörfern und Gehöften penibel darauf zu achten, wie sich neue Bauwerke auf die Umgebung auswirken. Das Modell eines ländlichen Dorfes mit seiner engen Gemeinschaft und engen Beziehung zur Natur inspirierte Henning Larsens Design.

S_6_HenningLarsen_VejlandsQuarter_Diagrams_13-1600px-1024x576

Tiefgaragen werden Autos „unsichtbar“ machen, verengte Straßen den Verkehr reduzieren. Kein Bewohner wird mehr als zwei Gehminuten von Natur entfernt logieren.

Der Masterplan übersetzt diese grundlegenden Eigenschaften in ein neues, nachhaltiges Viertel. Die Unterteilung in drei kreisförmige Unterabschnitte fördert intimeres Gemeinschaftsgefühl im kleinen Maßstab. Zwischen diesen drei „Minidörfern“ verlaufen wild bepflanzte Naturgebiete. Die drei Unterabschnitte wirken wie kleine Inseln in wildem Grün. Kein Bewohner wird weiter als zwei Gehminuten von unberührter lokaler Natur entfernt logieren.

Holzdorf als Antwort auf Natursehnsucht

„Wir sehen das Potenzial, eine neue Stadt zu bauen, die die Sensibilität der jüngeren Generationen anspricht, und ein Zuhause für Menschen zu schaffen, die in Harmonie mit der Natur leben möchten“, erklärt Henning Larsen Partnerin Signe Kongebro. Fælledby beweise, dass dies tatsächlich möglich ist.

S_2_HenningLarsen_VejlandsQuarter_Renderings_02-1600px-1024x576

Behutsam in die Landschaft eingesetzt: Henning Larsen neues Holzdorf Fælledby.

Fælledby wird Kopenhagens erstes neues Viertel sein, das vollständig aus Holz gebaut wurde. Entwickelt wird Fælledby von By & Havn. Ein Datum für die geplante Fertigstellung des Holzdorfs in Dänemarks Hauptstadt wurde bisher nicht genannt.

Zukunftshoffnung „Fælledby“

Dass man sich vor Ort darauf freut, scheint allerdings gewiss, betont Anne Skovbro, Geschäftsführerin des Projekt-Entwicklers By & Havn. „Fælledby“ sei ein aufregender und innovativer Vorschlag. Anders als alles, was in Kopenhagen bisher errichtet wurde. Und, so Skovbro: „Die Botschaft unseres Dialogs mit den Bürgern vor Ort war völlig klar: Wir wussten, dass wir die Verantwortung hatten, die Pflanzen- und Tierbewohner der Gemeinde umfassend zu betreuen und gleichzeitig eine nachhaltige Nachbarschaft in diesem Umfeld aufzubauen. Wir konzentrieren uns intensiv auf die Entwicklung des Fælledby-Masterplans zu natürlichen, lokalen Bedingungen“.

Text: Elisabeth Schneyder

Bilder & Grafiken: Henning Larsen

Lesen Sie weiter im UBM Magazin, der Plattform für Immobilienwirtschaft, Stadtplanung und Design.

Kommentare