Haus am Wasser

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Mit dem Klaksvík Ruderclub hat die gleichnamige Stadt auf den Färöer-Inseln ein neues Wahrzeichen erhalten. Der Holzbau am Hafen ist Teil eines städtebaulichen Masterplans des Architekturbüros Henning Larsen.

Österreichischen Fußballfans sind die Färöer-Inseln schmerzlich in Erinnerung. Schuld daran ist die blamable 0:1-Niederlage gegen die nordische Mannschaft im EM-Qualifikationsspiel des Jahres 1990. Tatsächlich waren die 18 Inseln umfassenden Färöer bis dahin international nicht unbedingt für ihre fußballerischen Qualitäten bekannt. Viel eher bringt man sie seit jeher mit dem Rudersport und dem Bootsbau in Verbindung. Beides ist tief in der nationalen Kultur der im Nordatlantik zwischen Schottland, Norwegen und Island gelegenen Inselgruppe verankert und reicht bis in die Wikingerzeit zurück. Das färöische Klinkerboot wurde von der UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) inzwischen gar in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Dem färöischen Rudersport hat wiederum das Architekturbüro Henning Larsen ein bauliches Denkmal gesetzt: Mit seinen 620 Quadratmetern in Holzbauweise gilt der Klaksvík Ruderclub als neues Wahrzeichen der gleichnamigen Stadt.

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Der Holzbau mit begrüntem Dach fügt sich auffällig unauffällig in die Umgebung ein.

Inspiriert von der Natur und der traditionellen Architektur der nordischen Inselgruppe entwarf das Architekturstudio ein längliches Gebäude mit vier dreieckigen Giebeln und begrüntem Dach. Ziel war es, einen harmonischen Dialog zwischen Architektur und umgebener Fjordlandschaft zu schaffen. Die Fassade besteht aus vertikalen Holzlamellen, welche im Laufe der Jahre eine gräuliche Patina erhalten, ansonsten aber unempfindlich gegenüber Witterungseinflüssen sind und sich hervorragend für den Einsatz im Außenbereich eignen. Ebenso wie der vorgelagerte Steg sind selbst die schrägen Dachflächen aus Holz gefertigt.

Tor zum Wasser

An der zum Wasser orientierten Ostseite nimmt das Bootslager nahezu die gesamte Gebäudelänge ein. Es ist mit Holzpaneelen versehen und bis unter das Dach offen gestaltet. Mittels Seilwinden können die Ruderboote an den sichtbar belassenen Balken der Spitzdächer aufgehängt und gelagert werden. Durch große Tore gelangen die Sportler mit ihren Booten auf den breiten, vorgelagerten Holzsteg, um sie dort zu Wasser zu lassen.

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Die Boote sind – teils in luftigen Höhen – sicher verstaut...
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...und doch nah am Wasser.

Westseitig befinden sich neben Umkleideräumen und sanitären Anlagen auch ein Fitnessstudio sowie ein öffentliches Café samt Sitzplätzen im Freien. Die kühlen schwarzen Stahlrahmen der Fensterfront stehen im Kontrast zur hölzernen Wandverkleidung der Räumlichkeiten.

Teil eines großen Ganzen

Mit seiner nur rund 5.000 Personen zählenden Bevölkerung ist Klaksvík die zweitgrößte Stadt der Färöer und nationales Zentrum der Fischereiindustrie. Wie viele andere Orte auf den Färöern liegt Klaksvík am Ende eines Fjordes. Wasser, Berge sowie das saftige Grün von Flechten, Moosen und anderen Pflanzen prägen das Bild. Aufgrund der geographischen Lage stehen erhebliche Windböen an der Tagesordnung. Mittels eines städtebaulichen Masterplans des Architekturbüros Henning Larsen soll der Wind nun gebrochen und die Lebensqualität der Bevölkerung entsprechend positiv beeinflusst werden. Computermodelle lieferten die dafür nötigen Informationen.

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Das Ruderclubhaus ist Teil eines städtebaulichen Masterplans für mehr Lebensqualität im färöischen Klaksvík.

Um das soziale Miteinander und die Aufenthaltsqualität auch im Freien zu stärken, entsteht ein lebendiges und fußgängerfreundliches Stadtzentrum. Sternförmig und in verschiedenen Winkeln zueinander angeordnete Gebäude umrahmen den neuen Stadtplatz. Mittels zurückgezogener Fassaden soll zusätzlicher Windschutz gewährleistet werden. Die ersten Bauten wurden 2018 realisiert, weitere folgen laufend. Das neue Zuhause des Klaksvík Ruderclubs ist mit seiner modernen und gleichzeitig auf lokale Traditionen und die umgebende Natur abgestimmten Architektur bereits binnen kurzer Zeit zum beliebten sozialen Treffpunkt avanciert. Während weitere Teile des Großprojekts umgesetzt werden, soll auch Raum für dynamische Adaptierungen im Laufe der Jahre bleiben.

Text: Barbara Seemann Bilder: Nic Lehoux

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