Gebaut wie gewachsen

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Zwischen den Wiesen, Wäldern und Gebirgsformationen des chinesischen Naturparks Zecha lädt der hölzerne Pavillon Element’U Wandernde zum Pausieren ein. Er verschmilzt nahezu mit der umliegenden Landschaft – und wirkt gerade deshalb.

Wie lassen sich Natur und Design, Schutz und Weitblick, Präsenz und Zurückhaltung in Einklang bringen? Der portugiesische Architekt Camilo Rebelo hat sich in enger Zusammenarbeit mit Jiani Huang und dem chinesischen RAC Studio auf die Suche nach der Antwort auf diese Frage gemacht – und sie gefunden.

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Von der Dachterrasse aus schweift der Blick über die abwechslungsreiche Landschaft.

Das architektonische Ergebnis steht nun in Form des Pavillons Element’U abseits chinesischer Millionenmetropolen inmitten des Naturparks Zecha in der Provinz Gansu. Jedes Detail des Projekts scheint auf die natürliche Umgebung abgestimmt und wirkt eher gewachsen als gebaut. Trotz optischen Wow-Effekts vermittelt der ungewöhnliche Rastplatz für Wandernde Ruhe und Harmonie. Element’U beweist, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile.

Minimaler Eingriff, maximaler Respekt

Gewissermaßen als Forschungsprojekt angelegt, vermisst der Pavillon die Grenzen zwischen Architektur und Umwelt neu. 55 Quadratmeter reichen ihm dafür. Mehr Platz nimmt er nicht in Anspruch, mehr braucht er auch nicht.

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Elf Tage dauerte der experimentelle Entwicklungsprozess.
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Aus Plänen für einen Steinbau wurde am Ende eine Holzkonstruktion.

Vier Stahlstützen tragen den Bau, der Rest ist Holz und formt Raum, Licht und Atmosphäre. Auch die Betonfundamente liegen kaschiert unter der hölzernen Oberfläche.

Element’U buhlt nicht um Aufmerksamkeit, sondern glänzt durch Zurückhaltung. „Größer, höher, weiter“ scheint in diesem Fall keine Rolle zu spielen. Vielmehr stellte das Architekturteam das Zusammenspiel zwischen Mensch, Material und Landschaft in den Mittelpunkt.

Rückzug und Begegnung

Wandernden und Naturbegeisterten bietet Element’U Gelegenheit zum Ausruhen. Sein Innenraum erinnert an die schützenden Zelte tibetischer Nomaden. Etwas weiter draußen finden auf einer halbkreisförmigen Bank bis zu sechs Personen Platz für Begegnung und Austausch, ohne dabei die umliegende Landschaft aus den Augen zu verlieren. So entsteht ein doppelter Dialog: zwischen den Menschen und zwischen Mensch und umgebender Natur.

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Das Innenleben des Pavillons erinnert an ein Zelt. 55 Quadratmeter reichen ihm an Platz.

Über eine spiralförmige Treppe gelangen die Besucher schließlich hinauf zur Dachterrasse, die ein 360°-Panorama auf Berge, Wiesen und Wälder bietet. Ein luftiges Geflecht aus Bambus überspannt die Freifläche, filtert das einfallende Licht und sorgt so jeden Augenblick des Tages für ein neues Spiel aus Licht und Schatten.

Mit Maß und Ziel

Der Pavillon ist Ergebnis eines elftägigen intensiven und experimentellen Entwicklungsprozesses. Eine Gruppe von Studierenden war am gesamten Geschehen beteiligt und konnte anhand des praktischen Beispiels das eigene Wissen über Lebens- und Bauweisen sowie Nachhaltigkeit vertiefen. Zentrales Anliegen der Studios war es, die Natur weitestgehend unversehrt zu lassen. Man wollte sie nicht überbieten, sondern begreifen. Optische Harmonie und ökologische Sensibilität standen im Vordergrund. Aus Plänen für einen Steinbau wurde am Ende eine luftige Holzkonstruktion.

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Ein luftiges Bambusgeflecht überspannt die Freifläche ...
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… und sorgt für ein Spiel aus Licht und Schatten.

Ebendiese Beziehung zwischen Architektur und Natur steht generell im Zentrum der Arbeit von Architekt Camilo Rebelo. RAC Studio wiederum verbindet als Bildungs- und Designzentrum die Forschung mit der Praxis. Gegründet 2015 von Absolventen renommierter US-amerikanischer Universitäten, begreift es Design als eigenständige Disziplin und Kunstform. Die Grenzen zwischen Architektur, Stadtplanung, Landschafts- und Innenraumgestaltung verschwimmen vor diesem Gesichtspunkt und werden zu einem großen Ganzen.

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Der Pavillon beweist, dass moderne Architektur im Einklang mit Landschaft und lokaler Baukultur stehen kann.

Im Falle von Element’U ist Zurückhaltung Prinzip. Der Pavillon wirkt nicht als Fremdkörper, sondern als leises Statement. Er verbindet moderne Architektur mit Respekt vor Natur sowie lokaler Baukultur und beweist: Durchdachtes Design kann die Landschaft nicht nur ergänzen, sondern auch bereichern. Bescheidenheit entpuppt sich in diesem Fall als Stärke.

Text: Barbara Seemann Bilder: RAC Studio

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