Flach wie eine Flunder

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Kreativer Eigensinn. So lässt sich wohl am besten der Ansatz von Architecture Workshop für die wundersame Lindis Lodge in Neuseeland beschreiben.

Ohne jemandem unrecht tun zu wollen: Aber wenn ein Architektur-Büro Architecture Workshop heißt, könnte man (zumindest im deutschsprachigen Raum) vermuten, dass hier so einiges frisch-fröhlich ausprobiert wird.

Experimentierfreudig dürften Christopher Kelly und sein Team tatsächlich sein, sieht man sich die Projekte und Entwürfe des neuseeländischen Büros an. Keinesfalls aber dilettantisch – die Experten wissen genau, was sie tun: Für die Lindis Lodge hat Architecture Workshop gleich drei Awards eingeheimst.

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Luxus-Lodge mit fünf Zimmern auf der Südinsel Neuseelands.
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Die Lindis Lodge brachte dem Büro Architecture Workshop drei Awards ein.

Lindis Lodge: Perfekt eingefügt

Weiß man zudem, dass Unternehmensgründer Christopher Kelly mehrfacher Kooperationspartner von Star-Architekt Renzo Piano war (z.B. für den Bau des Kansai Air Terminals, für ein Gewerbehochhaus sowie ein Wohnprojekt in Sydneys Commercial Business District), kann man davon ausgehen, dass er auch bei der Errichtung der Lindis Lodge sein tiefes Verständnis für alle Phasen der Errichtung einer „Landmark” eingebracht hat.

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Die Lodge liegt perfekt im Ahuriri-Tal eingebettet – die Holz- und Stahlgitter-Konstruktion des Gebäudes umhüllt die Gäste wie ein schützender Mantel.

Die Lindis Lodge in Neuseeland bemerkt man erst, wenn man knapp davor steht – so perfekt fügt sie sich in das Gelände ein, auf dem sie steht. Das Gebäude ist flach und wellig wie ins Tal des Ahuriri Flusses hineingelegt. Bei der Entstehung der neuseeländischen Alpen haben die Gletscher Moränen gebildet – Ablagerungen des vom Eis transportierten Materials.

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Luxus im Buschgelände

Die Holz- und Stahlgitter-Konstruktion des Gebäudes umhüllt die Besucher wie in einen schützenden Mantel. Kelly und sein Team hatten wohl die Entstehung dieser mächtigen geologische Formation und die Klimaextreme, die vor mehr als 10.000 Jahren dort herrschten, im Hinterkopf – der Mensch als kleines und zerbrechliches Wesen mitten drin.

Eine hochdosierte Mischung aus Zusammenarbeit, geballtem Wissen sowie Einfallsreichtum hat diese effiziente, strukturelle Lösung hervorgebracht. Eine perfekte Symbiose aus atemberaubender Architektur und Landschaft.

Jury NZ Wood Design Awards 2020

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Wie wir einen Ort und seine Verbindungen zu anderen Orten wahrnehmen – ein Schlüsselmoment unserer geistigen Entwicklung –, dürfte nicht die einzige philosophische Überlegung gewesen sein, die die Architekten angestellt haben.

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Badezimmer einer der fünf Suiten.
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Schlafzimmer in der Lindis Lodge.

Tipp für Fliegenfischer

Von der Luxus-Lodge aus – sie umfasst lediglich fünf Schlafzimmer – überblickt man den im Sonnenlicht gleißenden Ahuriri-Fluss in dem oft auch Südliche Alpen genannten Faltengebirge, das die Südinsel Neuseelands der Länge nach durchzieht. Die Region ist geprägt von Weideland, Feuchtgebieten, nachwachsendem Wald und viel alpinem Buschgelände.

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Für Fliegenfischer dürfte die Lindis Lodge längst kein Geheimtipp mehr sein – gilt sie doch als einer der fünf Top-Spots weltweit für diesen Angel-Sport. Weitere Aktivitäten, denen man dort nachgehen kann: Sterne betrachten, Segelfliegen, Reiten, Wandern, Radtouren.

Zirkuläre Workshop-Methode

Und so löst sich das Rätsel um den Unternehmensnamen auf: Der Bestandteil im Firmen-Wortlaut „Workshop“ soll zum Ausdruck bringen, dass man einen kooperativen Ansatz verfolgt: „Wir wenden eine ,zirkuläre Workshop‘-Methode an. Dies bedeutet, dass wir Lösungen in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden, den Beratern, den Kostenplanern und den Auftragnehmern erarbeiten”, heißt es bei Architecture Workshop.

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Man bemühe sich um Feedback, um die Entscheidungsfindung zu unterstützen. Zunächst wird mit groben Skizzen und Kartenmodellen gearbeitet – so lange, bis eine für alle Beteiligten gangbare Lösung gefunden wurde.

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Die Entstehung der interessanten Dachkonstruktion.
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Gewellte Holzstrukturen.

Das architektonische Design ist Alistair Cattanach zu verdanken. Er verlieh der Dachstruktur die einzigartigen Wellen dank einer Konstruktion aus schraubenlaminierten Hartholzlamellen mit lokal vorkommendem Eukalyptus und Stahlträgern.

Text: Linda BenköFotos: Patrick Reynolds

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