Ein Kraftwerk für Apple

Die Battersea Power Station in London mit ihren markanten Schornsteinen.
Unter den vier Kaminschloten der Battersea Power Station sitzen künftig Mitarbeiter von Apple. Statt Turbinen, Dampfkessel und Transformatoren beherbergt das ehemalige Kohlekraftwerk in London jetzt Büros, Geschäfte, Wohnungen und einen Panorama-Lift.

Das Cover von Pink Floyds Album „Animals“ aus dem Jahr 1977 ist legendär. Es zeigt die Londoner Battersea Power Station, und zwischen ihren Schloten schwebt ein aufblasbares Schwein – eines der Markenzeichen ihrer Live-Shows. Dieses Album machte das Kohlekraftwerk am Südufer der Themse über die Grenzen hinaus bekannt. Das ikonische Bauwerk steht heute unter Denkmalschutz und gilt als eines der Meisterwerke des britischen Architekten Sir Giles Gilbert Scott, der London auch seine typischen roten Telefonzellen bescherte.

Das Innere des Apple Campus in der Battersea Power Station mit begrünten Bereichen und Glasdach.
Erste Visualisierungen zeigen den Apple Campus, der im westlichen Teil des Gebäudes entsteht.
Innenansicht eines Bürogebäudes mit begrünten Innenhöfen und mehreren Etagen, in dem sich Menschen aufhalten.
Der Entwurf von Foster + Partners präsentiert sich als offene, lichtdurchflutete Denkfabrik.

Der einstige Energieversorger würdigt nach seiner Transformation Londons Geschichte und feiert seine Zukunft.

von Tim Cook, CEO von Apple

Von 1933 bis 1983, als das Kraftwerk in Betrieb war, wurden hier jedes Jahr eine Million Tonnen Kohle verbrannt, um ein Fünftel von Londons Strombedarf zu decken. Nach vielen Jahren des Leerstands und einer rund zehnjährigen Umbauphase erstrahlt einer der größten Ziegelbauten Europas nun in neuem Glanz. Das Industriedenkmal vereint heute vielfältige Nutzungen und gilt als Leuchtturmprojekt für das ressourcenschonende Bauen im Bestand.

Statt Kessel, Turbinen und Transformatoren

Das Mixed-Use-Konzept des britischen Architekturbüros WilkinsonEyre öffnet die Industrie-Ikone erstmals für die Öffentlichkeit und vereint zudem eine Reihe unterschiedlicher Nutzungen. Die Hallen, in denen früher die riesigen Turbinen standen, bieten nun ein atmosphärisches Shopping-Erlebnis, während im Switch House, dem ehemaligen Umspannwerk, vor rund einem Jahr die ersten Mieter eingezogen sind.

Die Battersea Power Station mit einem modernen Glasanbau.
Eine gelungene Fusion von Alt und Neu: Die Glasfassade des aufgestockten Parts fügt sich harmonisch an den Backsteinbau an.

Die Designs der neuen und der restaurierten Elemente bilden eine wohlwollende Einheit mit dem Meisterwerk von Sir Giles Gilbert Scott.

von WilkinsonEyre, Architekturbüro

Das Boiler House, wo einst die Dampfkessel standen, bietet neben luxuriösen Penthouse-Wohnungen auch moderne Büroflächen auf sechs Stockwerken. „Die Designs der neuen und der restaurierten Elemente bilden eine wohlwollende Einheit mit dem Meisterwerk von Sir Giles Gilbert Scott. Die Schornsteine und die Turbinenhallen stellen nach wie vor das Hauptcharakteristikum des Gebäudes dar“, beschreiben die Architekten von WilkinsonEyre ihren sensiblen Umgang mit dem Bestand.

Büro-Hauptmieter Apple

Mehr als 46.000 Quadratmeter über sechs Stockwerke hinweg wird künftig das Technologieunternehmen Apple belegen, das damit zum größten Mieter wird. Die offenen Räume und das industrielle Feel im Kraftwerk gelten als Magnet für Firmen aus dem Kreativbereich. Die Bürogeschosse sind um ein zentrales Atrium gruppiert, über dessen Glasdecke viel Tageslicht ins Innere dringt.

Blick nach oben in das Innere der Battersea Power Station mit Stahlträgern und Backsteinmauern.
Die Eingangsbereiche am Nord- und Südportal legen die gesamte Höhe des Gebäudes frei.

Mit der Restaurierung und Transformation dieses ikonischen Gebäudes feiern wir nicht nur den Erhalt seines originalen Erscheinungsbildes, sondern schaffen auch Interventionen, die die Struktur wieder zum Leben erwecken.

von Sebastien Ricard, Vorstandsvorsitzender von WilkinsonEyre

Innenansicht der Battersea Power Station mit hohen Säulen und Stahlträgern.
In der ehemaligen Turbinenhalle befinden sich nun Shopping-Galerien auf mehreren Ebenen.

Die Detailplanung für den östlichen Teil des Boiler House kommt vom Architekturbüro Frank Gehry, während der westliche Teil von Foster + Partners stammt, den Haus- und Hofarchitekten von Apple. Die ersten Visualisierungen ihrer neuen Büroräumlichkeiten hat nun CEO Tim Cook auf Twitter veröffentlicht und kommentiert: „Der einstige Energieversorger würdigt nach seiner Transformation Londons Geschichte und feiert seine Zukunft.“

Kultureller Hotspot mit Panoramalift

Die Transformation der Battersea Power Station zeigt, was für ein kreatives Potenzial im adaptiven Re-Use steckt. „Ein Schlüsselfaktor für das Projekt ist, dass der Maßstab und die dramatischen Sichtbezüge des Kraftwerks erhalten blieben. Dazu haben wir in den Lobbys des Süd- und Nordportals Freiräume eingefügt, die sich bis zur Decke des Gebäudes erstrecken.“ Das übergeordnete Konzept der Architekten von WilkinsonEyre vereint das beste aus beiden Welten: Den Erhalt von wertvollem Kulturgut und die Schaffung einer neuen Struktur, die sich auf einfühlsame Weise dem Bestand annähert.

Blick auf London mit der Themse und der Battersea Power Station im Vordergrund.
Mit dem Chimney Lift bekam die Stadt an der Themse auch eine neue Touristenattraktion.

Ein Monument ist nach rund 90 Jahren erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich. Mit einer Reihe von Veranstaltungshallen und dem Cinema at the Power Station soll das transformierte Kraftwerk die Stadt auch als kultureller Hotspot und pulsierendes Quartier bereichern. „Mit der Restaurierung und Transformation dieses ikonischen Gebäudes feiern wir nicht nur den Erhalt seines originalen Erscheinungsbildes, sondern schaffen auch Interventionen, die die Struktur wieder zum Leben erwecken“, formuliert es WilkinsonEyre-Vorstand Sebastien Ricard.

Mit einer neuen Touristenattraktion kann die Power Station auch aufwarten. Im nordwestlichen der vier gigantischen Schornsteine können Besucher seit kurzem mit dem Chimney Lift 109 Meter in die Höhe fahren. Das lohnende Ziel: ein 360-Grad-Rundblick über London.

Text: Gertraud Gerst Fotos: Peter Landers, Backdrop Productions, Hufton+Crow, WilkinsonEyre Visualisierungen: Apple, Foster + Partners

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