Ein Holz-Quartier für München
Der Münchner Stadtteil Berg am Laim hat eine lange Geschichte. Der Name verweist auf ein natürliches Lehmvorkommen, das ab dem 14. Jahrhundert in mehreren Ziegeleien verarbeitet wurde. Große Teile der Münchner Innenstadt sind aus eben diesen Ziegeln erbaut. Manche Ecken des Viertels erinnern heute noch an diese Geschichte, auch wenn 1958 die letzte Ziegelbrennerei Platz machen musste für neue Stadtentwicklung. War Berg am Laim lange Zeit von Industriearealen und Gewerbegebieten geprägt, so hat man diese in den letzten Jahren nach und nach zu belebten Stadtquartieren wie dem Münchner Werksviertel transformiert. Das machte den Weg frei für dringend benötigten Wohnraum für die Stadt und sorgte für den Einzug moderner und nachhaltiger Architektur in den ehemaligen Industriebrachen.
Eine ähnliche Entwicklung spielt sich derzeit an der St.-Veit-Straße Ecke Truderinger Straße ab, wo sich über viele Jahrzehnte eine legendäre Bastion des kreativen Münchner Unternehmertums befand. In einer umgebauten Sauerkrautfabrik zog der Skirennfahrer und Filmemacher Willy Bogner ein Modeimperium hoch, basierend auf der spartenübergreifenden Fusion von Luxus, Action und Sportmode. Mit dem Umzug des Firmensitzes und dem Verkauf des 12.000 Quadratmeter großen Areals an UBM Development beginnt nun ein neues Kapitel in der hiesigen Stadtentwicklung.
Ein Wohnquartier in Holz-Hybrid-Bauweise
Wo sich früher olympische Mannschaften und betuchte Wintersportfans modisch ausgestattet ließen, entsteht nun mit Timber Living ein neues Stadtquartier, das „eine sehr angenehme Aufenthaltsqualität bietet und einen ungewöhnlich hohen ökologischen Standard“, wie es das zuständige Berliner Architekturbüro zanderroth formuliert. Schon bald sollen auf dem Areal die Bauarbeiten für 264 Wohnungen beginnen. Wie der Name bereits anklingen lässt, wird hier zu einem großen Teil mit Holz gebaut. Einem Material, auf das Klimaforscher wie Hans Joachim Schellnhuber große Hoffnungen setzen.
Während die Baubranche mit ihren mineralischen Blockbustern Stahl und Beton zu den größten CO2-Emittenten der Welt zählt, kann der Naturbaustoff dem einiges entgegensetzen. Er wächst immer wieder nach und bindet dabei CO2 aus der Atmosphäre. Setzt man das Holz als Baustoff ein, so bleibt der Kohlenstoff über lange Zeit gespeichert. Zugleich werden beim Bauen mit Holz andere Materialien wie Beton und Stahl ersetzt, was dazu beiträgt, die grauen Emissionen eines Gebäudes zu senken.
Durch die vertikale Lattung in unterschiedlichen Grüntönen ist das Holz, das in der Konstruktion steckt, bereits an der Fassade ablesbar.
Maresa Maurin, UBM Development Deutschland
Den nachwachsenden Baustoff, der in der Holz-Hybrid-Bauweise zum Einsatz kommt, sollte auch die Außenwirkung des Gebäudes bestimmen, weshalb man sich für eine Holzfassade entschied, erklärt Maresa Maurin, die bei UBM Development Deutschland für das Projekt verantwortlich ist. „Durch die vertikale Lattung in unterschiedlichen Grüntönen ist das Holz, das in der Konstruktion steckt, bereits an der Fassade ablesbar.“
Eine grüne Stadtoase
Der Entwurf von zanderroth sieht zwei parallele Wohnriegel vor, die an einer Seite einen verbindenden Sockel ausbilden. Hier befinden sich Gewerbeflächen, unter anderem für einen Nahversorger, sowie ein gemeinschaftlicher Mobility-Hub samt E-Ladestationen und Sharingangeboten. Wie es die Stadt bei einem Wohnprojekt dieser Größenordnung vorsieht, entsteht im Zuge der Immobilienentwicklung auch eine neue Kindertagesstätte.
Der begrünte Hof als kleine ‚Stadtoase‘ trägt durch seine Bepflanzung und wertvolle Verdunstungsflächen zu einem besseren Mikroklima bei.
zanderroth, Architekturbüro
Zwischen den beiden Blöcken entsteht ein privater Innenhof, der als gemeinschaftlicher Außenraum dient und ein nachhaltiges Gestaltungskonzept von Vulkan Landschaftsarchitektur erhalten soll. „Der begrünte Hof als kleine ‚Stadtoase‘ trägt durch seine Bepflanzung und wertvolle Verdunstungsflächen zu einem besseren Mikroklima bei“, wie es vonseiten des Architekturbüros zanderroth heißt.
Gemäß der nachhaltigen Ausrichtung des Bauprojekts verzichtet man auf fossile Energieträger. Die Energieversorgung basiert stattdessen auf Geothermie und Photovoltaik.
Tiefstand im Wohnungsbau
Das Quartier Timber Living ist eines der wenigen Wohnbauprojekte, die aktuell in München umgesetzt werden. Vor allem wegen der gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten der letzten Jahre hat der Wohnungsbau einen vorläufigen Tiefstand erreicht. Dies geht aus einer aktuellen Bilanz des Referats für Stadtplanung und Bauordnung hervor.
UBM Development rechnet daher mit einer starken Nachfrage nach den 204 Eigentums- und 60 Mietwohnungen. „Mit Timber Living schaffen wir nicht nur dringend benötigte Wohnungen in München, sondern setzen höchste ökologische Standards um – das überzeugt Eigennutzer wie Investoren“, sagt Thomas G. Winkler, CEO der UBM Development AG.
Auch wenn sich in den einstigen Industriebrachen zahlreiche Dienstleistungsunternehmen angesiedelt haben, hat Berg am Laim auch das Zeug zum modernen Wohnviertel. Dafür sorgen eine gute Verkehrsanbindung, Grünflächen wie der Ostpark und vor allem ein spannender Mix aus Tradition und Moderne.
Das zeigt auch die städtische Nachverdichtung am Standort, die mit Geschichte vollgepackt ist. Sie spannt den Bogen von der einstigen Sauerkrautfabrik, über den illustren Modekonzern bis hin zum zeitgemäßen Wohnbau aus Holz.
Text: Gertraud Gerst Visualisierungen: UBM Development / Bloomimages
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