BIG, bigger, … Oslo Science City!

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Norwegens Hauptstadt hat Großes vor: Nachhaltige und wirtschaftsfreundliche Innovationsbezirke sollen sie zu einem weltweit führenden Hotspot für Wissenschaft machen. Und was das Büro BIG für diese Oslo Science City plant, ist wirklich richtig „big“.

Mit der offiziellen Strategie zur Entwicklung von Oslo zu einer wissensbasierten und unternehmensfreundlichen Metropole ließ die Stadt schon 2019 aufhorchen. Der Weg dazu führt über die Einrichtung spezieller Innovationsbezirke. Und das Konzept für die neue Oslo Science City verspricht diesbezüglich wirklich Großes: Auf 1,4 Millionen Quadratmetern Fläche sollen künftig um die 150.000 Wissenschafter, Studenten und Unternehmen beste Arbeitsbedingungen vorfinden. Den Masterplan zum kühnen Projekt hat das dänische Büro Bjarke Ingels Group (BIG) designt.

Vielseitiges Wissenszentrum

Was den weltweit gefragten Architekten vorschwebt, schildert BIG-Gründer und Chef Bjarke Ingels so: „Unser Entwurf für Oslo Science City zielt darauf ab, die bestehenden Gemeinden und Stadtteile zu stärken und weiterzuentwickeln. Gleichzeitig wird er die Vielfalt des Gebiets durch neue Räume zum Leben, Arbeiten und Wissensaustausch erweitern“.

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Groß, zukunftsorientiert, umwelt- und menschenfreundlich: Oslo Science City.

Um die Identität von Oslo Science City zu manifestieren, verbindet BIG die Elemente des Masterplans auf elegante Art: Durch eine kontinuierliche Schleife aus multifunktionalen, zu den Straßen hin offenen Gebäuden und Räumen. Diese „Loop“ wird für ein attraktives urbanes Umfeld sorgen.

Große Erwartungen

Oslo Science City liegt im Zentrum der Stadt und beherbergt derzeit etwa 300 Start-up-Unternehmen, 7.500 Forscher, 10.000 Krankenhausmitarbeiter und 30.000 Studenten. Der erste Schritt zur Erweiterung um 1,4 Millionen Quadratmeter ist eine einjährige Machbarkeitsstudie, die im November 2021 präsentiert wurde. Schließlich soll das große Vorhaben den physischen Rahmen für den beeindruckenden Innovationsdistrikt schaffen. Der Region Oslo wird dies, wie’s heißt, bis 2045 ein Wachstum von 22 Prozent bescheren.

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Das von BIG, A-lab, den Mobilitätsexperten CIVITAS, der Designgemeinschaft COMTE BUREAU, Dr. Tim Moonen/THE BUSINESS OF CITIES und Leo Grünfeld/MENON ECONOMICS entwickelte Innovationsviertel ist als Netto-Null-Emissionsgebiet konzipiert. Als ganzer Stadtteil, der auf erneuerbaren Energien, Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft und Null-Emissionslösungen basiert. Und zwar sowohl was seine Entwicklung betrifft, als auch im Betrieb.

Alles für die Wissenschaft

Der Plan sieht vier Themenbereiche vor, die Oslo Science City als Hotspot für Innovation, wissensbasierte Wertschöpfung und nachhaltige Lösungen positionieren. Dazu zählt etwa der Bereich Gesundheit und Biowissenschaften. Hier soll bis 2026 Norwegens größtes Biowissenschaftsgebäude für Forschung und Lehre fertiggestellt und der Osloer Krebs-Cluster erweitert werden. Zum Thema Klima, Energie und Umwelt stehen ein Campus und ein Leistungszentrum für Forschung und Innovation auf der Agenda. Außerdem werden die Bereiche Digitalisierung und Computerwissenschaften sowie Demokratie und Integration im geplanten Innovations-Quartier ein modernes Zuhause finden.

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Die „Stadt der Wissenschaft“ ist darauf ausgerichtet, Forschern, Studenten und Unternehmen beste Arbeitsbedingungen zu bieten.

In Sachen Nachhaltigkeitwollen die BIG Architekten und ihre Mitstreiter auf jeden Fall Beispielhaftes schaffen. Nicht nur durch die Experten, die künftig vor Ort forschen und arbeiten werden. Sondern bereits durch die entsprechenden Maßnahmen, die den Masterplan der Oslo Science City bestimmen.

Von der Uni bis zum Fjord

Bei der Analyse der bestehenden Stadtstruktur identifizierten die Architekten zwei unabhängige Achsen: Eine vom Bahnhof Blindern zum Naturgebiet von Marka. Und eine, die von den klassischen Linien des Universitätsviertels nach Frogner und weiter zum Fjord verläuft.

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Verstärkte Verkehrsknotenpunkte und eine durchgehende Schleife durch das gesamte Entwicklungsgebiet sorgen für gute Anbindung aller Bereiche der Oslo Science City.

BIGs Plan verbindet Gaustadalleen und Blindernaksen über gestärkte Verkehrsknotenpunkte. So entsteht „The Loop“ (die erwähnte Schleife), die das bestehende Campusgelände in Blindern mit neuen Entwicklungspotenzialen vernetzt. Über die durch die U-Bahn geschaffenen Barrieren hinweg und hinüber zur Nedre Gaustad.

Hauptschlagader „Loop“

„The Loop“ führt neue und historische öffentliche Räume, Gebäude und öffentliche Attraktionen zu einer einladenden Perlenkette zusammen. Obendrein dient die klug designte Schleife als Epizentrum, von dem aus das Innovationsviertel wachsen kann.

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Oslo Science City soll bis 2045 zum autofreien Stadtteil werden.

Ein Schlüsselelement des Konzepts ist auch der Grüngürtel: Er erstreckt sich vom Fjord im Süden durch den Frognerparken und die Oslo Science City hinauf zu den Bergen und der Nordmarka im Norden. Schrittweise entwickelt, führt er den zentralen Bereich zusammen. Eine Reihe sekundärer Korridore und Wanderwege vernetzt ihn mit der gesamten Entwicklungszone.

Fußgängerfreundlich

Um ein zukunftsweisendes Innovationsviertel zu schaffen, setzt BIG zudem auf einen durchdachten Programm-Mix. Und darauf, fußläufige Erreichbarkeit täglichen Bedarfs in jedem Fall zu sichern. Den Schwerpunkt der Entwicklung bilden zusätzliche Gebäude, Wiederverwendung und Renovierungen.

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Schlüsselelement des Masterplans: Der Grüngürtel.

Oslo Science City strebt auch an, bis 2045 ein autofreier Stadtteil zu werden. Deshalb ist die Gestaltung von Straßen in erster Linie auf Menschen und sanfte Mobilität ausgerichtet: Ein Verkehrssystem, das sichere, bequeme, vernetzte und erschwingliche Optionen für jede Fahrt bietet, soll Autos überflüssig machen. Möglichkeiten wie Bike-Sharing, E-Bikes, E-Fahrzeuge, autonome Busse und geteilte Mobilität werden gefördert.

Schaukasten grüner Technologien

„Wir glauben, dass Oslo Science City ein Schaufenster und Vorreiter für Nachhaltigkeitsziele, grüne Technologien, nachhaltige Gleichstellung und Mobilität sein wird“, meint etwa BIG Partner David Zahle.

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Vielseitiges Zukunftsviertel: Oslo Science City soll grünen Lifestyle fördern und beste Lebensqualität bieten.

Architekt Zahles Beispiel: Das „dScience center“, das als städtisches Bindeglied zwischen dem wilden „grünen Keil“ und dem pulsierenden Campuszentrum im Herzen der Schleife fungiert.

Forschung, transparent gemacht

Als erstes Gebäude, das man sieht, wenn man den Campus vom Bahnhof Blindern aus betritt, soll es mehrere Funktionen erfüllen: Integrierte öffentliche Bereiche sind dazu gedacht, Wissenschaft der Allgemeinheit sichtbar zu machen und öffentliches Leben in den Forschungsalltag zu holen.

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Forschung zum „Anfassen": Im neuen Innovationsviertel werden Wissenschaft und Öffentlichkeit zusammengeführt.

Oslo Science City will ein gutes Beispiel für einen ganzheitlichen Planungsansatz sein. Für einen, der effiziente Flächennutzung und Verdichtung mit der Erhöhung des Biomasseanteils in der Region verbindet.

Für Umwelt- und Klimaschutz

Umweltfreundliche Gebäude und Klimaanpassung mit Hilfe naturbasierter Lösungen sind Programm. Einschließlich des neuen grünen und dicht bepflanzten Korridors durch die „Wissenschaftsstadt“. Baumpflanzungen, emissionsfreie Mobilität, Energieeffizienz und Kreislaufprinzipien werden die gesamte Entwicklung in Oslo Science City prägen.

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Oslo Science City soll zum weltweit führenden Zentrum für Wissenschaft und Forschung wachsen.

Für BIG-Chef Bjarke Ingels und sein Team ist dieses Großprojekt nicht das einzige, das Lösungen für nachhaltige Städte der Zukunft realisieren soll. Immerhin arbeiten die dänischen Baukünstler etwa auch an der emissionsfreien Stadt, die der Auto-Konzern Toyota in Japan plant. Und US-Milliardär Marc Lore holte sich Bjarke Ingels als Partner für seine Vision der neuen, nachhaltigen und in Wüstenlandschaft gesetzten Mega-Stadt Telosa.

Ob Letztere je errichtet werden wird, bleibt abzuwarten. Für Oslos Science City jedoch stehen die Zeichen nun auf „Start“ – und geben Anlass, Großes zu erwarten. Einen Wissenschafts-Hotspot, der nicht nur kluge Lösungen für Oslo selbst, sondern solche für die ganze Welt hervorbringt.

Text: Elisabeth Schneyder Bilder: BIG, Play-Time

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