Bergbau für Fortgeschrittene

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Inmitten der saudischen Wüste entsteht das nahezu unsichtbare aber gleichzeitig gigantische Hotelprojekt Desert Rock. Oppenheim Architecture will bis ins Jahr 2030 insgesamt 8.000 Hotelzimmer in 22 Bergen versenken.

Wenn man bei Architektur-Beiträgen diverser Medien einen gemeinsamen Nenner finden möchte, dann wäre es wohl „naturintegrierte Bauweise“. Kaum ein Projekt kommt heute ohne dieses oder zumindest ein ähnliches Attribut aus. Doch das Vorhaben von Oppenheim Architecture und dem saudischen Bauträger The Red Sea Development Company (TRSDC) verkörpert diesen Aspekt auf wahrlich spektakuläre Art und Weise.

Eingebettet in die Wüstenlandschaft

Unter dem Namen Desert Rock ist man nämlich gerade dabei, nicht nur ein per se nachhaltig konzipiertes Riesenprojekt in die saudische Wüste zu pflanzen. Desert Rock wird auch aus optischen Ansprüchen heraus buchstäblich in die Natur integriert sein. Man kann fast behaupten: Das Hotelprojekt wird nach seiner Fertigstellung so sehr mit seiner Umgebung verschmelzen, dass es erst auf den zweiten Blick ersichtlich wird. Und selbst die Menschen, die Desert Rock in naher Zukunft bevölkern werden, sollen sich trotz höchstmöglicher Zivilisations-Standards eingebettet in purer Natur fühlen.

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Mit dem Mega-Projekt Desert Rock, will Oppenheim Architecture bis ins Jahr 2030 insgesamt 8.000 Hotelzimmer in 22 Bergen versenken.

Urlaub mit Lerneffekt

Aber fangen wir von vorne an. Inmitten einer der spektakulärsten Wüstenlandschaften der Welt will TRSDC schon seit einigen Jahren ein außergewöhnliches Resort errichten. „Ein Hotel mit erstklassigem Spa- und Fitnesscenter, abgelegenen Restaurantbereichen sowie einer Lagunenoase“, lautet das Anforderungsprofil. Und weiter: „Die Gäste sollen außerdem die Möglichkeit haben, Aktivitäten im Freien in Anspruch zu nehmen: Wandern, Dünenbuggyfahren und Sternenbeobachtung zum Beispiel.“ Außerdem soll das Projekt auch die in der Nähe lebenden Menschen integrieren: „Mitglieder der örtlichen Gemeinde werden sich ebenfalls an dem Projekt beteiligen, indem sie den Besuchern die Geschichte der Gegend näher bringen“, heißt es.

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In Einklang mit der Natur

Nun wurde das finale Konzept präsentiert. Und gleichzeitig auch der bereits erfolgte Baustart bekannt gegeben. Und da steht er dann auch schon ganz vorn in der offiziellen Projekt-Präsentation, der so hippe Satz: Einer der wichtigsten Entwurfsansätze war die "Integration der Architektur in die Natur".

In Stein gemeißelt

Tatsächlich aber integrierte das Team alle 48 Villen und zwölf Hotelzimmer so in eine Bergkette, wie man es in dieser Dimension noch nicht gesehen hat. Die einzelnen Einheiten werden großteils in den Berg hineingebaut. Und was doch aufgestockt werden muss, geschieht nicht etwa durch klassische Mauern. Stattdessen imitiert man die Form der Felsen. Die Wände werden regelrecht auf den Berg modelliert! „So bleiben nicht nur die markanten Formen der Felsen erhalten. Auch der spektakuläre Panoramablick bleibt für die Gäste ungestört“, heißt es offiziell.

Desert Rock ist eine der dramatischsten Wüstenlandschaften der Welt. Deshalb wollten wir sie mit unserer Architektur ehren und respektieren.

Oppenheim Architecture
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Das einzigartige Hotel fügt sich nahtlos in die örtliche Wüstenlandschaft ein.

Eben diesen Blick zu erhalten, lag den Architekten besonders am Herzen. Aus diesem Grund wurden auch die Zufahrtsstraßen zum Resort an den Rand eines versenkten Hauptgrabens verlegt. „So bleiben die künstlichen Trassen hinter Landschaftshügeln versteckt. Diese halten zudem Lärm und Licht von Desert Rock ab. „So können die Gäste die Landschaft zu jeder Tages- und Nachtzeit in vollen Zügen genießen“, sagen die umsichtigen Planer. Nachsatz: „Desert Rock ist eine der dramatischsten Wüstenlandschaften der Welt. Deshalb wollten wir sie mit unserer Architektur ehren und respektieren.“

Gut für die Umwelt, gut für den Gast

Doch das natürlich nicht nur mit dem optischen Anspruch. Das gesamte Projekt strebt die höchste LEED-Zertifizierungsstufe (Leadership in Energy and Environmental Design) an. Was bedeutet, dass das naturnahe Design auch noch in der Lage ist, den notwendigen Energieverbrauch minimal zu halten und parallel umliegende Grünflächen in einen Regenerierungsprozess zu integrieren. Das bedeutet: In der gesamten Anlage werden Wasserrückhaltungs-, -auffang- und -verteilungssysteme eingesetzt. Und für den Bau der Infrastruktur verwendet man ausschließlich lokale Materialien.

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Das scheinbar unsichtbare Hotel entsteht derzeit inmitten der saudischen Wüste.

Welcher Rohstoff wird verwendet?

Dabei besonders spektakulär: Der hauptsächlich verwendete Baustoff wird vor Ort vermahlener Stein und Sand sein. Dieser, zu einem Betongranulat gemischt, dient regelrecht als großflächige Modelliermasse. Mit ihm werden die Felswände in großen Stil nachempfunden. Dass die darin verlegten Böden aus dem lokalen Stein gefertigt werden, verkommt da fast zur Randnotiz. „Durch die Verwendung natürlicher Materialien und die Integration des Resorts in den Felsen können die Gäste eine physische Verbindung mit dem Zielort herstellen und die atemberaubende, natürliche Schönheit Saudi-Arabiens erleben“, sagt Chad Oppenheim, Gründer von Oppenheim Architecture.

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Die Gäste dürfen sich auf luxuriöse Zimmer ...
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... mit spektakulärem Panoramablick freuen.

Hier trifft Luxus auf Nachhaltigkeit

Und das schon recht bald: Die Bauarbeiten haben bereits im Juli 2021 begonnen. Ende 2022 sollen die ersten Gäste bereits erste Nächte buchen können. „Desert Rock wird den Gästen ununterbrochene spektakuläre Ausblicke bieten, um gleichzeitig die natürliche Landschaft für künftige Generationen zu erhalten“, sagt John Pagano, CEO von TRSDC. Er fügt an: „Wir haben uns von der Umgebung inspirieren lassen und gleichzeitig einen unvergleichlichen Luxus geboten, der es den Gästen ermöglicht, sich mit der Natur zu verbinden und unvergessliche Erlebnisse zu schaffen.“

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Wirklich spektakulär aber ist die große Vision von Desert Rock. Die erste Phase, die 16 Hotels umfasst, die alle dem Konzept des eben beschriebenen Master-Hotels folgen, soll bis 2023 abgeschlossen sein. Bis zum Jahr 2030 aber wird das Reiseziel 50 Resorts mit bis zu 8.000 Hotelzimmern und 1.000 Wohneinheiten auf 22 Wüstenbergen umfassen. Außerdem werden in Meeresnähe Luxus-Jachthäfen, Golfplätze, Freizeiteinrichtungen und ein internationaler Flughafen errichtet.

Stellt sich nur die Frage, ob Desert Rock dann auch noch so charmant unsichtbar sein wird. Also, so „naturintegriert“ …

Text: Johannes Stühlinger Bilder: Oppenheim Architecture

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