Architektonisches Storytelling für Apple

Der Apple Store in Form einer Kugel im Wasser vor der Skyline von Singapur.
Das renommierte britische Architekturbüro Foster + Partners hat schon mehr als zehn Apple Stores auf der ganzen Welt entworfen. Jüngst in Singapur und Bangkok. Spektakulär sind sie alle!

Der britisch-US-amerikanische Autor und Unternehmensberater Simon Sinek ist mit seinem Bestseller „Frag immer erst warum” längst schon in die Annalen der Managementlehre eingegangen. Er ist vor allem auch bekannt für seine Affinität zum Technologiekonzern Apple.

Das „Warum” zeigt sich im Apple Store

Denn ein gern von Sinek gebrachtes Beispiel für Markenbranding lautet: „Herkömmliche Unternehmen produzieren großartige Produkte, die großartig aussehen, mit irgendwelchen großartigen technischen Gimmicks. Inspirierte Unternehmen aber zeigen, woran sie glauben und warum sie tun, was sie tun”.

Von ihrer Vision motiviert würden solche Unternehmen (wie Apple) die Gefühle der Menschen ansprechen indem sie ihr „Warum” mitverkaufen – gleich ein ganzes Lebensgefühl also.

Der Apple Store in Singapur präsentiert sich als futuristische Kugel auf dem Wasser.

Die DNA des Apfels

Genauso verhält es sich mit den vom renommierten britischen Architekturbüro Foster + Partners entworfenen (mittlerweile mehr als zehn) Apple Stores weltweit. Form und Design der Gebäude entsprechen der „Apple-Warum-Botschaft”, der Apple-DNA. Die Architekten übernehmen daher für den Tech-Konzern gleich auch einen Teil des Marketings, des „visual storytelling”.

Das Marina Bay Sands Hotel und andere Gebäude in Singapur bei Nacht.
Die Kulisse für den neuesten Store von Foster + Partners: Das Marina Bay Sands Hotel in Singapur.

Auch wenn einstige Apple-Jünger den Hard- und Software-Giganten längst nicht mehr für so innovativ halten – vor allem seitdem Steve Jobs nicht mehr ist. Und auch wenn so mancher Kommentator im www unkt: „Das sind nichts als leere Flächen für ein Unternehmen, das kleine Dinger verkauft, die in eine Hosentasche passen”. Und sinngemäß schreibt: Entfernt man den Apfel von der Bildfläche könnten die Gebäude genauso eine Bus- oder U-Bahn-Station sein.

Der Louis Vuitton Crystal Pavilion und das ArtScience Museum in der Marina Bay Sands, Singapur.
Einer der zwei schwimmenden Glaspavillons, der Louis Vuitton-Shop.

Bei den Apple Stores von Foster + Partners handelt es sich durchwegs um aufsehenerregende Gebäude. Und so dauerte es quasi weniger als Lichtgeschwindigkeit bis die ersten Bilder des neuen „spherical Apple Store” in Singapur auf Instagram gepostet wurden.

Die „Sphäre” scheint gleichsam auf dem Wasser – neben dem Hotel Marina Bay Sands mit dem weltberühmten Riesen-Infinity Pool – zu schweben.

Die Kugel auf dem Wasser

„Apple Marina Bay Sands wird ein Ort sein, den wir für Sie geschaffen haben, um Ihre Ideen und Leidenschaften einzufangen, an dem Sie etwas Neues erforschen, verbinden und schaffen können”, heißt es bei Apple selbst. Es ist der erste kugelförmige Apple-Laden – und der erste, der von Wasser umgeben ist. Wurde ja auch schön langsam Zeit, könnte man schmunzelnd angesichts der weltweit bereits mehr als 500 existierenden Apple Stores sagen.

Das Apple Store an der Orchard Road in Singapur mit Bäumen vor der Glasfassade.
Apple Store auf der Orchard Road in Singapur.
Detailansicht einer geschwungenen Wand aus hellem Marmor.
Geschnitzte Steintreppe.

Betreten kann man den dritten Apple-Store in Singapur über eine Fußgängerbrücke von der Uferpromenade aus. Eine Unterwasserpassage wird ihn zusätzlich mit dem Einkaufszentrum am Fuße des 2011 eröffneten Komplexes Marina Bay Sands verbinden.

Handgeschnitzte Steintreppen

Ein Laden voller Bäume im Stadtzentrum Singapurs wurde ebenfalls von Foster + Partners entworfen. Bemerkenswert dort sind nicht nur die Bäume sozusagen als Raumteiler sondern auch die handgeschnitzten Steintreppen. Ein weiterer Laden im Stadtstaat befindet sich innerhalb des Jewel Changi Airport, der von Safdie Architects entworfen wurde.

Tür an Tür mit Louis Vuitton

Das neue Bauwerk ersetzt ein von Moshe Safdie entworfenes Gebäude, das ursprünglich Teil des Marina Bay Sands-Komplexes war. Das glasüberdachte Gebäude beherbergte früher den Nachtclub Avalon, einer von zwei auf dem Wasser schwimmender „Kristall-Pavillons”. Der andere Pavillon steht immer noch und beherbergt ein Louis Vuitton-Geschäft.

Die gewölbte Decke und Säulen eines modernen Gebäudes unter blauem Himmel.
Der Apple Store in Miami.
In einem Apple Store in Miami hält ein Mann eine Präsentation vor Publikum.

Der jüngste Shop ist nur einer von zahlreichen Apple Stores, die das Architekturbüro von Sir Norman Foster für den Tech-Riesen entworfen hat. Zu den kürzlich fertiggestellten Geschäften gehören ein mit einem wellenförmigen weißen Betondach überdachter Laden in Miami und ein um eine baumartige Säule herum gebauter Laden in Bangkok.

Der Apple Store im Central World Einkaufszentrum in Bangkok bei Nacht.
Eine Frau sitzt vor dem Apple Store im Central World Einkaufszentrum in Bangkok.

Ruhe inmitten der Hektik

Der Store in Bangkok wurde in Zusammenarbeit mit Apple und dem lokalen Studio Architects 49 entworfen. „Apple Central World” steht wie ein Ruhepol in diametralem Gegensatz zur lebhaften Plaza des größten Einkaufszentrums Bangkoks. Um die „Apple Central World” herum kann man sich auf Bänken unter dem Schatten großer Seemandel-Bäume niederlassen.

Da der Store in Bangkok von zahlreichen Auto- und Fußgängerwegen gesäumt ist, können Besucher ihn entweder vom Erdgeschoss oder von der ersten Etage aus betreten. Der Laden mit einem Durchmesser von 24,4 Metern ist auch direkt mit dem „Mass Transit System” verbunden.

Entmaterialisierte Grenze

Die geschoßhohen, gebogenen Glasfassaden gewähren Passanten ungehinderten Einblick ins Innere. In seiner Mitte befindet sich die mit 1.461 Lamellen aus europäischer Weißeiche verkleidete skulpturale Säule.

Dort, wo die Säule auf die Decke trifft, fächert sie sich nach außen auf, verschmilzt mit dem Dach und erstreckt sich darüber hinaus. Es bildet sich so ein drei Meter langen Ausleger, der die Verglasung beschattet.

Eine Wendeltreppe windet sich um eine holzvertäfelte Säule im Apple Store im Central World, Bangkok.
Treppen aus poliertem Edelstahl.
Innenansicht des Apple Central World Store in Bangkok mit einer einzigartigen Holzkonstruktion.
Lamellen aus europäischer Weißeiche.

Die Verkaufsflächen des Stores in Bangkok sind auf zwei Ebenen aufgeteilt. Im Untergeschoss steht Geschäftskunden ein privater Sitzungssaal zur Verfügung. Über eine Wendeltreppe gelangt man auf massiven Stufen aus poliertem Edelstahl von einem Stockwerk ins andere.

„Immer anders, immer hervorragend”

Die Apple Stores von Foster + Partners sind „immer anders und immer hervorragend ausgeführt”, so lautete einer der begeisterten Kommentare zur Apple Central World. Weitere Apple Stores desselben Architekten-Teams finden sich unter anderem in Chicago, Istanbul, Dubai, Cotai, Kyoto, Mailand und Paris.

Ein moderner Platz mit einem Wasserbecken vor Geschäften wie Louis Vuitton und Fendi.
Ein Mann geht eine moderne Treppe mit Glasstufen hinauf.
Das Apple Centre in Zorlu in der Türkei.
Ein Apple Store mit großem Apple-Logo auf dem Dach.
Kunden besuchen einen belebten Apple Store mit ausgestellten Produkten.
Der erste von Foster + Partners gestaltete Store.

Der erste von Foster + Partners gestaltete Store, das „Apple Zorlu Centre”, ist in Istanbul gelegen. Zwei Stockwerke sind unter Erdgeschoßniveau, darüber erhebt sich ein Glaskubus, der mitten auf der Plaza eines Einkaufszentrums thront. Besucher können so direkt in den Store von allen Seiten hinein blicken.

Das Apple Hauptquartier in Cupertino, teilweise von Bäumen verdeckt.
Der Apple Park in Cupertino.
Das kreisförmige Gebäude des Apple Hauptsitzes im Apple Park in Cupertino, USA.
Von einer Parklandschaft mit hohen Bäumen umgeben.

Das Headquarter, der „Apple Park” in Cupertino in den USA, ist ein ringförmiges Gebäude. Es verschmilzt gleichsam mit der Natur, da es sehr offen gebaut ist. Die niedrigen Baukörper des Steve Jobs Zentrums, der Fitness- und Wellness-Räumlichkeiten und des Besucherbereichs sind von einer Parklandschaft mit hohen Bäumen umgeben. Der Campus wird zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben und ist das größte LEED-Platin-zertifizierte Bürogebäude Nordamerikas.

Menschen besuchen einen Apple Store in China.
Der Westlake Apple Store in China.
Ein Apple Store mit Glasfassade in einer belebten Straße in China.
Einer der größten Apple Stores in Asien.

Viel Glas in China

In China liegt einer der größten Apple-Stores in Asien, mit seinem 15 Meter hohen, verglasten Kasten mit freitragendem Boden und Glastreppen. Die doppelt verglasten Paneele der Fassade können durch in der Decke verborgene Jalousien beschattet werden.

Blick auf den Apple Store in Chicago am Flussufer bei Nacht.
Menschen betreten den Apple Store in Chicago vor der Skyline der Stadt.
Apple Store am Hafen in Chicago.
Der Apple Store in Chicago liegt an einem Fluss und verfügt über einen gläsernen Eingangsbereich.
Innenansicht des Apple Stores in Chicago mit Tischen, Geräten und Blick auf die Stadt.

Wie ein MacBook

Ein schlankes Dach aus Karbon-Faser, das einem MacBook ähnelt, charakterisiert den Apple Laden am Hafen von Chicago. Die Glaswände sind von zwei Granittreppen flankiert, von wo aus man zur Uferpromenade gelangt.

Innenansicht des Apple Stores in Dubai mit Tischen und einem Mann, der vorbeigeht.
Blick auf die ganze Stadt aus dem Apple Store in Dubai.
Der Apple Store in Dubai mit seiner markanten Fassade bei Nacht.
Die Fensterläden sind traditionellen Mashrabiya nachempfunden.

Eine 56 Meter lange geschwungene Terrasse umgibt das Erkerfenster des Apple Store in Dubai. Von hier aus kann man einen Blick über die ganze Stadt und den Burj Khalifa werfen. Die Fensterläden aus Karbon-Faser sind traditionellen arabischen Mashrabiya (dekorative Fenstergitter aus Holz) nachempfunden, die der Beschattung dienen.

Das Apple Store in Macau mit Menschen vor dem Eingang.
Apple Store in Macau, zentrales Element hier ist die Bambus-Pflanze innen und außen.
Der Apple Store in Macau mit Bambusgarten im Innenraum.
Innenansicht eines Apple Stores in Macau mit Treppen und Bambus.

Bambus als Verkleidung

Der quaderförmige Apple Store in Cotai, einer Insel nahe bei Macau, verfügt über eine lichtdurchlässige Fassade aus Verbundglas. Innen und außen dient Bambus als Verkleidung. Das Gebäude ist von einem Pflanzen-Dickicht umgeben und im zentralen Atrium wächst ein „Bambus-Hain” hinein.

Im Innenhof eines Gebäudes in Paris findet eine Präsentation vor Publikum statt.
Die Fassade eines Gebäudes in Paris mit einer modernen Glasstruktur darüber.
Der Innenraum eines eleganten Gebäudes mit Säulen und einem Tor im Hintergrund.
Innenansicht eines Apple Stores in Paris mit mehreren Etagen und Besuchern.
Nobler Apple Store in Paris.

Kaleidoskopartiges Solardach

Einer der unkonventionellsten Apple Stores von Foster + Partners befindet sich in einem Wohnblock aus dem 19. Jahrhundert auf den Pariser Champs-Élysées. Der Laden führt um einen Innenhof herum und wird von einem kaleidoskopartigen Solardach gekrönt, das das Sonnenlicht um das Gebäude herum reflektiert.

Der Apple Store in Kyoto, Japan, befindet sich in einem modernen Glasgebäude.
Das Apple Store Gebäude in Kyoto mit dem leuchtenden Apple-Logo an der Fassade.
Apple ist natürlich auch mehrfach in Japan vertreten, hier der Store in Kyoto.

In Kyoto wiederum ahmt die riesige durchscheinende Fassade des Apple Stores die traditionellen Türen und Papier-Laternen Japans nach. Hinter dem Aluminium umrahmtem, mit Punkten übersätem Glas stehen Innenwände aus Papier, wie bei den berühmten Schoji-Schiebetüren.

Der Apple Store auf der Piazza della Libertà in Mailand mit einem Wasserfall vor dem Eingang.
Blick von oben in einen Apple Store mit Glaswänden und dem Apple-Logo.
Verspielt in Mailand.
Der Apple Store Piazza Libertà in Mailand mit einem Wasserfall als Eingangsbereich.
Innenansicht eines Apple Stores mit Tischen, Hockern und Bäumen.
Wie ein Riesen-Springbrunnen.

Wasserspiel in Mailand

Für den Mailänder Store ließen sich die Architekten von Foster + Partners ein acht Meter hohes Wasserspiel einfallen – über dem vertieft gelegenen Store auf der Piazza. So haben die Besucher den Eindruck, sie könnten in einen riesigen Springbrunnen gleichsam hineingehen.

Der Apple Store im Iconsiam Einkaufszentrum in Bangkok, Thailand.
Das Apple Iconsiam Gebäude.

Charakteristisch für den ersten Apple Store in Thailand sind zwei riesige Glasfassaden und ein großes, überhängendes, mit Holz verkleidetes Dach, das von nur vier Säulen getragen wird. So wirkt der Innenraum äußerst geräumig und luftig.

Text: Linda Benkö Fotos: Traisoon, Bear & Terry, Foster+Partners, wikipedia/somekindofhuman, Louis Vuitton, William Cho, Rebecca Ang

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