Steigende Lebensmittelpreise: Was kommt bei Bäuerinnen und Bauern wirklich an?
Unsere Landwirtinnen und Landwirte haben mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Nicht nur, dass immer mehr Pflanzenschutzmittel verboten werden, auch die Preisvorgaben für ihre Produkte sind für viele existenzgefährdend. Denn obwohl die Preise für Lebensmittel im Handel immer weiter steigen, bekommen die Erzeuger am Ende des Tages für ihr Getreide oder Gemüse nicht mehr.
Johannes Schmuckenschlager, Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich
Johannes Schmuckenschlager, Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, begrüßt die aktuelle Diskussion über Lebensmittelpreise, weil man sich aus seiner Sicht generell über den Wert von Lebensmitteln in der Gesellschaft Gedanken machen sollte. Man habe in Österreich eine hochentwickelte Lebensmittelindustrie mit sehr guter Logistik und einer funktionierenden Versorgung durch eine Vielzahl an Lebensmitteleinzelhändlern. Natürlich sei all das mit entsprechenden Kosten verbunden.
Eine wesentliche Problematik besteht darin, dass die heimischen Rohstoffpreise in der Landwirtschaft an den Preisen der internationalen Märkte gemessen werden, was zu einem sehr niedrigen Preisniveau für Bäuerinnen und Bauern führt. Am Beispiel der in Österreich so beliebten Semmel etwa zeigt sich das Ausmaß dieser Entwicklung. So kommen von einer im Handel verkauften Semmel lediglich 0,01 Euro bei jenem Betrieb an, der das Getreide dafür produziert.
Dabei steigen die Preise für die Betriebsmittel auf den Höfen immer weiter und die Deckung der Kosten für Düngemittel oder die Erntemaschinen wird immer schwieriger. Insbesondere beim Ackerbau für Getreide - wie das Beispiel der Semmel zeigt – fehlen dazu kostendeckende Preise für heimische Betriebe, was deren Fortbestand und damit die Produktion insgesamt gefährdet.
Hannes Zehetner, Landwirt in Stetten
Daher werden einerseits viele Betriebe mittlerweile im Nebenerwerb geführt, andererseits vermarkten die Landwirtinnen und Landwirte ihre Produkte vermehrt selbst über den Ab Hof Verkauf. So wie etwa Hannes Zehetner, Landwirt in Stetten, der versucht, weiterhin haupterwerblich Landwirt zu bleiben. Ohne seinen Hofladen würden er und seine Frau dies aber nicht schaffen, meint er und zeichnet so ein realistisches Bild der aktuellen Situation in der heimischen Landwirtschaft.
Es braucht also dringend eine Lösung bei der Preispolitik im Handel, denn wenn die Erzeugerinnen und Erzeuger dabei weiterhin nicht berücksichtigt werden, könnten als letzte Konsequenz regionale Lebensmittel aus den Regalen verschwinden. Als Folge dessen wäre man ohne jede Gestaltungsmöglichkeit in der Hand internationaler Konzerne, welche die Preise für Ackerprodukte vollends diktieren und weitere Betriebe zur Aufgabe zwingen würden.
Deswegen sei es für die österreichischen Konsumenten sehr wichtig, Produkte aus heimischem Anbau zur Verfügung zu haben, meint Bauer Zehetner und fügt hinzu: „Wir haben bei uns in Österreich sicher die höchsten Standards, nicht nur in Europa, wahrscheinlich auch weltweit.“ Und das muss wieder wertgeschätzt werden.