Die Apotheken als Rückgrat unserer Gesundheitsversorgung
Sonntagabend, kurz nach 23 Uhr: Das Licht in der Apotheke brennt. Eine Mutter steht mit ihrem fiebernden Kind vor dem Nachtdienstfenster, ein älterer Mann braucht Schmerztabletten, und dahinter wartet schon die nächste Kundin mit einem dringenden Gesundheitsanliegen. Situationen wie diese gehören zum Alltag der Apothekerinnen und Apotheker, besonders dann, wenn andere Gesundheitsdienstleister längst geschlossen haben.
1470 Apotheken
In Österreich sichern 1.470 öffentliche und 43 Krankenhausapotheken die medikamentöse Versorgung von mehr als neun Millionen Menschen. Öffentliche Apotheken halten im Schnitt 6.000 verschiedene Arzneimittel und rund 24.000 Packungen auf Lager. „Wir sind in vielen Fällen die erste Anlaufstelle für gesundheitliche Fragen und sichern die Versorgung der Bevölkerung, Tag und Nacht, auch an Wochenenden und Feiertagen“, betont Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer.
Hoher Anspruch
Die Herausforderungen, vor denen die Apotheken stehen, sind groß: Lieferengpässe bei wichtigen Medikamenten, stetig steigende Kosten und ein wachsender Beratungsbedarf prägen den Alltag. Trotzdem bleibt der Anspruch hoch und die Apotheken versuchen, für jedes Anliegen die bestmögliche Lösung zu finden. „Wenn ein Medikament nicht lieferbar ist, stellen wir es in der Apotheke individuell her. Das kann keine Online-Plattform leisten“, nennt Mursch-Edlmayr als Beispiel.
Wir sichern die Versorgung der Bevölkerung, Tag und Nacht, auch an Wochenenden.
Wichtige Anlaufstelle
Die österreichischen Apotheken sind viel mehr als Orte der Medikamentenabgabe. Sie sind Anlaufstellen für Beratung in zahlreichen Gesundheitsfragen, Vorsorge und Vermittlung von Gesundheitskompetenzen. „Die Menschen wollen gesichertes Wissen, nicht bloß zweifelhafte Informationen aus dem Internet“, sagt Mursch-Edlmayr.
Viele Apotheken bieten auch Gesundheitschecks mit moderner Point-of-Care-Technologie an: von Blutzucker- und Cholesterinmessungen über Vitamin-D-Analysen bis zu FSME-Titer-Tests. Für das Impfen in der Apotheke fehlt noch der politische Startschuss, aber die Apothekerschaft ist vorbereitet: Mehr als 2.500 Apothekerinnen und Apotheker haben die Impf-Ausbildung der Apothekerkammer bereits absolviert und könnten jederzeit starten, um die Impfraten durch ein zusätzliches, niederschwelliges Impfangebot zu erhöhen. Darüber hinaus fordert die Apothekerschaft eine österreichweite Präventionsstrategie. „Jeder Mensch sollte Zugang zu hochwertigen Vorsorgeleistungen haben, unabhängig vom Wohnort“, betont Mursch-Edlmayr. Denkbar sei ein persönliches Präventionskonto, über das Gesundheitschecks oder Impfungen einfach über die e-Card abgerechnet werden können.
Persönliche Beratung
Auch Telemedizin und das e-Rezept verändern die Versorgung. Für Apotheken bieten sich dadurch auch neue Chancen. „Die Zukunft liegt in hybriden Modellen, persönlicher Beratung kombiniert mit digitalen Angeboten“, erklärt Mursch-Edlmayr. Ein Beispiel stellt die assistierte Telemedizin dar: Patientinnen und Patienten können bei diesem Modell außerhalb der Ordinationszeiten in der Apotheke per Videosprechstunde eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren, begleitet durch fachkundiges Personal. So wird schnelle Hilfe möglich und die Wartezeiten in den Ambulanzen werden kürzer. Gleichzeitig arbeitet die Apothekerkammer an digitalen Services, um die Arzneimittelverfügbarkeit österreichweit transparent zu machen. Die Vernetzung mit Ärztinnen und Ärzten soll künftig ausgebaut werden, um die professionsübergreifende Versorgung zu optimieren und Abläufe effizienter zu gestalten. Künstliche Intelligenz kann künftig beispielsweise bei der Analyse von Wechselwirkungen unterstützen und Apothekerinnen und Apotheker entlasten. „Wir wollen den Menschen digitale Services bieten, aber mit der Sicherheit und Qualität der stationären Apotheke“, betont Mursch-Edlmayr.
Starke Arbeitgeber
Apotheken sind auch bedeutende Arbeitgeber. Bundesweit bieten sie über 20.000 Menschen Arbeit – in großen Ballungsräumen, aber auch in ländlichen Gegenden. „Apotheken sind wirtschaftlich stabile Betriebe mit hoher sozialer Verantwortung“, sagt Mursch-Edlmayr. Viele Betriebe sind familiengeführt, regional verwurzelt und schaffen Perspektiven und Ausbildungsplätze direkt vor Ort. Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten erweisen sie sich als verlässliche Arbeitgeber. Rund 80 Prozent der Apothekerschaft sind übrigens Frauen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Apothekerinnen bereits seit über 100 Jahren genauso entlohnt werden wie ihre männlichen Kollegen. Und eine moderne Teilzeitregel ermöglicht es, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen. Viele Apotheken bilden zudem Lehrlinge aus und sichern so den Nachwuchs in einem qualifizierten Gesundheitsberuf.
- 1.470 öffentliche Apotheken in Österreich
- 43 Krankenhausapotheken
- mehr als 7.000 Apothekerinnen und Apotheker
- insgesamt mehr als 20.000 Beschäftigte
- mehr als 3 Millionen individuell zubereitete Arzneimittel pro Jahr
- bis zu 600.000 Apotheken-Besucherinnen und -Besucher pro Tag
- durchschnittlich 6.000 verschiedene Medikamente pro Apotheke im Lager
Mehr unter apothekerkammer.at
Faire Bedingungen
Neben ihrer Rolle in der Gesundheitsversorgung sind Apotheken darum auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Sie schaffen Arbeitsplätze, zahlen Steuern in Österreich und tragen wesentlich zur regionalen Wertschöpfung bei. Darüber hinaus finanzieren sie Nacht- und Wochenenddienste aus eigener Kraft – eine Leistung, die im Gesundheitssystem selten ist. Die dadurch entstehenden Kosten stellen für viele Apothekenbetriebe jedoch zunehmend eine Herausforderung dar. „Wir fordern keine Sonderbehandlung, aber faire Rahmenbedingungen“, betont die Kammer-Präsidentin. „Apotheken sind Teil der kritischen Infrastruktur, ihre Leistungen müssen angemessen abgegolten werden.“
Garant für Sicherheit
Apotheken gelten als besonders sichere Anlaufstellen im Gesundheitswesen. Strenge gesetzliche Auflagen und permanente Kontrollen garantieren, dass nur geprüfte und einwandfreie Medikamente an die Bevölkerung abgegeben werden. „Diese Sicherheit ist für uns nicht verhandelbar“, unterstreicht Mursch-Edlmayr. Während der Pandemie demonstrierten die Apotheken, was Verlässlichkeit bedeutet. Sie organisierten binnen weniger Tage landesweite Testangebote und standen Millionen verunsicherter Menschen beratend zur Seite. „Diese Erfahrung hat das Vertrauen der Bevölkerung in die Apotheken noch vertieft“, sagt die Präsidentin. Schlussendlich geht es um Vertrauen. „Wir stehen für Sicherheit und Menschlichkeit, das hat uns durch die Pandemie getragen und wird uns auch in Zukunft leiten“, so Mursch-Edlmayr. Apotheken bleiben damit, was sie immer waren: Orte der Gesundheit, Kompetenz und Zuversicht.
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