Messe „Wohnen & Interieur 2024“: Handwerkskunst der Meister

Das Leistungspotenzial der Wiener Tischlerbetriebe ist enorm: Vom selbst entworfenen und maßgefertigten Möbelstück, der Überarbeitung von Fenster- bzw. Türstöcken bis hin zur Restaurierung historischer Schränke kann jeglichem Kundenwunsch entsprochen werden. Aber die holzgestaltenden Gewerke, die in der Wirtschaftskammer Wien zusammengefasst als „Tischler und Holzgestalter“ agieren, umfassen noch viele weitere Berufe. Nämlich die Spielzeugmacher, die Bürsten- und Pinselmacher, die Drechsler, die Bildhauer, die Binder sowie die Korb- und Möbelflechter. 

Unter der bewährten Leitung des Wiener Landesinnungsmeisters Ludwig Weichinger-Hieden werden sich auch heuer wieder acht Wiener Betriebe vom 13. bis 17. März auf der Messe „Wohnen & Interieur“ präsentieren: die Tischlereien Adnan Dedic, Michael Johann, Karpiel GmbH & Co KG, Karl Simek Gesellschaft m.b.H., bba Innenausbau e.U. und Peter Zuchi sowie die  Bildhauerin Astrid Unterberger und der Korb- und Möbelflechter Gerhard Stöglehner.

Sinnvolle Sanierung

Zu den Dienstleistungen der 1992 gegründeten Tischlerei Karpiel im 18. Bezirk zählen Planungs- und Beratungstätigkeit, deren präzise und zuverlässige Ausführung – von Maßmöbeln, Türen, Fenster bis hin zu Wohnungssanierungen, Innenausbau und Raumgestaltung. Ein weiterer Schwerpunkt ist die fachgerechte Sanierung von Fenstern und Türen. „In Wien gibt es in Altbauten nach wie vor viele Kastenfenster, die – obwohl teilweise schon 100 Jahre alt – nach wie vor in verhältnismäßig gutem Zustand sind“, weiß Ing. Karpiel aus Erfahrung. 

Mittels entsprechender Fachkenntnis und dementsprechenden Maßnahmen können diese hervorragend saniert werden. So können etwa Holz-Dichtungsleisten bei sowie ein Isolierglas in den Innenflügeln der Kastenfenster montiert werden, um so Heizkosten im Altbau einzusparen. Aber auch Isolierglas-Holzfenster, die schon ein paar Jahrzehnte alt sind, lassen sich sowohl im Außen- als auch Innenbereich grunderneuern. Beschädigtes Glas und schadhafte Dichtungen können ersetzt, Beschläge getauscht werden. Die individuelle Beratung des Kunden ist für den Tischlermeister essenziell: „Natürlich ist eine Sanierung zunächst mit einer Investition verbunden, die sich aber längerfristig rentiert“. 

Wichtig, so der Experte, sei, dass man die Fenster dann einmal jährlich überprüfe, damit sei ihre Langlebigkeit gewährleistet. Stolz ist Ing. Karpiel auch auf sein breites Sortiment an Raumgestaltungswaren, Holzprodukten, Tischlerei- und Bastlerbedarf, Farben, (Elektro-) Werkzeugen und vielem mehr, wo auch ambitionierte Heimwerker gut bedient und beraten werden.

Funktionalität und Design

Der Betrieb von Michael Johann wurde bereits von seinem Vater kontinuierlich zu einer reinen Möbeltischlerei ausgebaut und 1994 vom Sohn übernommen. „Wir haben uns vorrangig auf Möbel im Privatbereich spezialisiert“, berichtet Michael Johann.  Egal ob es sich um ein Möbelstück oder um die gesamte Gestaltung einer Wohnung handelt. Wenn es vom Kunden gewünscht wird, kümmert sich das Team um eine komplette Ausstattung inklusive aller Zulieferer – Full Service also für den Auftraggeber. Das individuelle Design und der gesamte gestalterische Part spielen für den Tischlermeister eine große Rolle. Michael Johann: „Selbstverständlich sprechen wie die Vorstellungen mit dem Kunden genau ab und entwickeln dann gemeinsam mit ihm individuelle Lösungen“. 

Die Eigenproduktion umfasst die Verarbeitung von Massivhölzern und Furnieren, Plattenwerkstoffen mit den unterschiedlichsten Oberflächen bis hin zu Hochglanz- und Hinter-Glas-Lackierungen. „Durch die Zusammenarbeit mit kompetenten Partnerunternehmen ist es uns möglich, weitere Produktionsschritte und Materialien in unsere Produktion einzubinden“, sagt Michael Johann. Dadurch kann der Betrieb in allen Bereichen hochwertige und kostengünstigere Gesamtlösungen anbieten. Auch Nachhaltigkeit ist dem Unternehmer ein Anliegen. „Unsere Stammkunden haben wir nahezu ausschließlich im Wiener Raum“, berichtet er. Das bedeutet kurze Anfahrtswege und geringere Kosten. So sinnvoll und ansprechend Massivholz in manchen Bereichen ist, sollte es nach Ansicht des Experten mit Bedacht ausgewählt werden. „Man sollte die Ressourcen im Auge behalten, einen vernünftigen Umgang damit finden und dort einsetzen, wo sie etwas bringen“, ist er überzeugt.  

Erfolgreicher Quereinstieg 

Die Karl Simek GmbH ist DER Vollholztischler im 23. Bezirk – ein Wiener Familienbetrieb in der dritten Generation. Mit Kreativität in der Beratung, Planung und im Design bietet das Unternehmen maßgeschneiderte Lösungen für ganz individuelle Anforderungen. „Im Einklang mit der Natur zu arbeiten, ist uns sehr wichtig. Deshalb verwenden wir Massivholz, kombiniert mit anderen natürlichen Materialien wie Glas, Stein oder Metall“, sagt Geschäftsführerin Maria Praxmarer. 

Bei der Behandlung der Holz-Oberflächen wird konsequent auf schadstofffreie Öle und Wachse gesetzt. Eine Philosophie, die sie von ihrem Vater übernommen hat und gemeinsam mit ihrem engagierten Team weiterführt. Vor zehn Jahren hat sie – ausgestattet mit einer akademischen Ausbildung in Unternehmensführung – als Quereinsteigerin die Geschäftsführung des väterlichen Betriebes übernommen. „Anfänglich war das eine große Herausforderung, weil ich ja keine klassische Tischlerlehre absolviert habe“, berichtet sie.  Dank des eingespielten Teams an Fachkräften konnte die gewohnte Qualität stets gehalten und noch gesteigert werden. Denn Maria Praxmarer brachte durch ihre Qualifikationen in der Unternehmensführung ganz neuen Schwung in den Betrieb: „Ich beschäftige mich intensiv auch mit überbetrieblichen Themen, wie Planung und Strategie, Werbung und der Positionierung des Unternehmens, also mit Bereichen, die im operativen Tagesgeschäft eines Tischler oft zu kurz kommen“. 

Deshalb ist sie seit 2019 auch ehrenamtliche Obfrau der Wirtschaftsinitiative WIR 23, einem Zusammenschluss von Unternehmen verschiedener Größen im 23. Bezirk, die gemeinsam auftreten, um den regionalen Konsum zu unterstützen.  Ein besonderes Anliegen ist Maria Praxmarer, Frauen die Möglichkeit zu geben, im Tischlerberuf Fuß zu fassen. Der 50-prozentige Anteil an weiblichem Personal ist in der vorwiegend männlich dominierten Tischlerbranche durchaus eine Besonderheit. Maria Praxmarer: „Wir sind auch auf der Wohnen & Interieur der einzige Betrieb, deren Stand von zwei Frauen repräsentiert wird“. Ein Beispiel, das hoffentlich Schule machen wird.