Luftverteidigung: „Mehr Wirkung, mehr Schutz, mehr Reichweite“

Ein weißer Mann mit Glatze im Bundesheer-Anzug mit Auszeichnungen
Interview mit Generalmajor Gerfried Promberger, Air Chief und Kommandant der österreichischen Luftstreitkräfte.

Herr Generalmajor, das Bundesheer erlebt derzeit die größte Modernisierung seiner Geschichte. Welche Rolle spielt dabei der Luftbereich?

Generalmajor Gerfried Promberger: Wie das Beispiel in der Ukraine zeigt, eine zentrale Rolle. Luftstreitkräfte sind für moderne Streitkräfte entscheidend für Aufklärung, Feuerunterstützung und schnelle Reaktionsfähigkeit. Nach Jahren der Reduktion investieren wir nun wieder substanziell in unsere Luftstreitkräfte, um die Luftverteidigung aufzubauen und auch langfristig sicherzustellen.

In welche Bereiche wird aktuell investiert?

In drei Hauptfelder: die Erneuerung aller Luftfahrzeugflotten sowie Modernisierung unserer Abfangjäger, den Aufbau einer modernen bodengebundenen Luftabwehr sowie Schaffung einer Luftverteidigung inklusive qualifizierte Drohnenabwehr und neue Radaranlagen. Dazu kommen Investitionen in Kommunikation, Infrastruktur und den Bereich Weltraum.

Wie steht es um den Lufttransport?

Unsere neun S70 Black Hawk werden mit drei weiteren Maschinen zur Staffel aufgestockt und um zwölf neue UH-60M ergänzt, somit leistungsfähiger, digitaler und vernetzter. Damit können wir zukünftig zwei Staffeln betreiben. Gleichzeitig bauen wir sukzessive unsere neue AW169-Flotte auf. Die ersten elf Maschinen sind bereits im Flugbetrieb.

Auch bei den Flächenflugzeugen gibt es Neuerungen, oder?

Wir modernisieren den Eurofighter, parallel dazu beschaffen wir vier neue C-390M-Transportmaschinen und wir stehen unmittelbar vor Vertragsabschluss von zwölf neuen Advanced Jet Trainer/Fighter Attack, welche zukünftig eine moderne und kosteneffiziente Militärpilotenausbildung in Österreich ermöglichen sollen.

Die bodengebundene Luftabwehr gilt als nächste große Baustelle.

Wir bauen eine mehrschichtige Luftverteidigung auf, bestehend aus kurz-, mittel- und langfristig - auch großen Reichweiten. Wir orientieren uns an europäischen Standards, Interoperabilität und Nachhaltigkeit und natürlich blicken wir dabei auch ganz besonders intensiv auf den Bereich Drohnenabwehr.

Wie lässt sich all das personell stemmen? 

Indem wir nicht nur die Technik aufbauen, sondern auch Know-how. Ausbildung und internationale Kooperationen sind daher entscheidend. Unsere Militärpiloten, Fluglotsen, Radarleitoffiziere, Techniker und Spezialisten sind das Rückgrat dieser Modernisierung.

Wie sehen Sie die Luftstreitkräfte in zehn Jahren?

Modern, vernetzt, einsatz- und verteidigungsbereit mit Schwerpunkt Luftverteidigung. Wir werden stärker europäisch kooperieren, aber unsere nationale Handlungsfähigkeit bleibt unangetastet.