Leipzig: Warum ein Städtetrip gerade jetzt für Gänsehaut sorgt
Friede, Freiheit, Demokratie – und eine friedliche Revolution, bei der Tausende Menschen mutig unter größter Anspannung und auch Lebensgefahr gewaltlos auf die Straße gingen, um für ein besseres Leben zu kämpfen.
Kaum eine Stadt in Europa erzeugt bei einem City-Trip auf den Spuren der jüngeren Zeitgeschichte so viel Gänsehaut wie Leipzig, die größte Stadt Sachsens.
Ich habe die Stadt Bachs, Goethes und Mendelssohn-Bartholdys rund um den 9. Oktober besucht: An dem Tag erinnert ein spektakuläres Lichtfest (alle fünf Jahre besonders groß inszeniert) an die Friedliche Revolution von 1989.
Im Video sehen Sie Eindrücke von diesem Fest, das viel mehr ist als ein Licht-Spektakel. Es ist ein Fest des Friedens, Kundgebung für die Demokratie, aber auch aufgrund der vielen Gebäude-Projekten und Licht-Installationen auch mit Nachdenk- und sogar Romantik-Faktor.
Leipzig ist aber das ganz Jahr über – gerade für Geschichtsinteressierte eine Reise wert. Dafür sorgen auch zahlreiche Zeitzeugen der Ereignisse von 1989, die Besucher in der Innenstadt zu Meilensteinen der Wende, aber auch zu provokanten Kunstwerken im öffentlichen Raum führen.
Zeitreise durch Leipzig
Eine Tour mit Stadtführerin und Zeitzeugin Susanne Schottke wird für mich zu einer emotionalen Zeitreise. Wir starten beim Augustusplatz, der einst der schönste Platz Deutschlands war. Viele der Häuser wurden im zweiten Weltkrieg zerstört. Nicht so die Universitätskirche, die einst Martin Luther höchstpersönlich einweihte. Sie blieb nahezu unversehrt, wurde später jedoch ein Opfer der ideologisch begründeten Zerstörungswut der DDR-Kommunisten.
Wie die Stadtväter nach der Wende zumindest die Fassade der Kirche wieder auferstehen ließen, sehen Sie ebenso im Video – wie etwa das freche Denkmal der „unzeitgemäßen Zeitgenossen“ in der Fußgängerzone, das riesige goldene „Ei der Demokratie“ und natürlich die Nikolai-Kirche, wo mit den montäglichen Friedensgebeten die Friedliche Revolution begonnen hatte. Hier wird Susanne emotional. Mit Tränen in den Augen erzählt Sie vom „Wunder Leipzig, das Deutschland und die ganze Welt veränderte“ so detailgenau als ob es gestern gewesen wäre. Eine empfehlenswerte Stadtführung mit Gänsehaut-Faktor!
Infos und Buchung: www.leipzig-erleben.com
Runde Ecke: Meine Begegnung mit den skurrilen Stasi-Methoden
Die „Runde Ecke“ am Dittrichring ist ein Ort, der mich direkt in die Zeit der DDR und die bizarre Welt der Stasi eintauchen lässt. Dieses ehemalige Verwaltungsgebäude der Geheimpolizei beherbergt heute ein Museum, das die Überwachungsmethoden der Stasi dokumentiert – eine Mischung aus Absurdität und beklemmender Perfektion.
Ich lasse mich von Museumsleiter Tobias Hollitzer durch die Ausstellung führen. Die original erhaltenen Büroräume versetzen mich sofort in die Vergangenheit. Im Video zeige ich Highlights der Ausstellung: etwa einen künstlichen Bauch mit eingebauter Kamera, Taschen, in denen Mini-Kameras versteckt sind, und ein Sortiment an falschen Bärten und Perücken, die Stasi-Spitzel unkenntlich machen sollen.
Die technischen Tricks der Stasi faszinieren und irritieren zugleich: etwa ein Gerät, das Briefe mithilfe von Dampf heimlich öffnet und unauffällig wieder verschließt; eine Maschine, die geheime Akten in unlesbare Pappmaché-Brocken verwandelt, wirken gleichzeitig absurd und effektiv.
Zeitgeschichtliches Forum: Meine Zeitreise in die DDR und ihr Ende
Im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig wird meine Zeitreise in die Welt der DDR vertieft: Gebrauchsgegenstände, Maschinen, Möbel, Dokumente, Filme und interaktive Schautafeln lassen das Lebensgefühl unter dem kommunistischen Regime lebendig werden. Gleichzeitig wird mir anschaulich vor Augen geführt, was eine Diktatur ausmacht.
„Ein Teil der Dauerausstellung vermittelt die typischen Bestandteile einer Diktatur“, erklärt mir Yvonne Walter vom Zeitgeschichtlichen Forum. „Keine Meinungsfreiheit, keine freien Wahlen, kein unabhängiges Justizsystem.“
Ich entdecke typische DDR-Güter wie den heiß begehrten Trabant – liebevoll „Trabi“ genannt –, und betrete ein originalgetreu nachgebautes Klassenzimmer aus der DDR-Zeit. Bilddokumente und Filme veranschaulichen den Verlauf der friedlichen Revolution, die das Ende der DDR einläutete. Besonders beeindruckt mich ein einzigartiges Zeitdokument, das ich sogar als Kopie mitnehmen kann: der Notizzettel von Günter Schabowski. Bei der historischen Pressekonferenz am 9. November 1989 las Schabowski von genau diesem Zettel jene Formulierungen vor, die Verwirrung stifteten und schließlich zur spontanen Öffnung der deutsch-deutschen Grenze führten.
Ein Top-Hotel in perfekter Lage zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt, ein hervorragendes gutbürgerliches Restaurant, Details zum Lichtfest und viele Insider-Tipps mehr verrate ich auf meinem blog-Beitrag www.rajchlreist.tv/leipzig-lichtfest
Infos:
www.leipzig.travel
Allgemeine Informationen über das Reiseland Deutschland: