Von KI-Musik bis Lady Gaga: So vielfältig ist die Lange Nacht der Kirchen 2025

Eine Frau steht in bunten Klamotten mit einer Gitarre auf einer Kirchenbühne.
Wenn Kirchen zu Clubs, Kanzeln zu Lesebühnen und Stille zu Hoffnung wird – dann ist wieder Lange Nacht der Kirchen. Offen für alle. Und alles.

Am 23. Mai 2025 laden rund 700 Kirchen und kirchliche Einrichtungen in ganz Österreich wieder zur Langen Nacht der Kirchen. Unter dem Motto wir können #offen steht der Abend ganz im Zeichen der Offenheit – für Begegnungen, für spirituelle Erfahrungen, für kritische Fragen und für neue Perspektiven. Es ist ein Abend, der Türen und Herzen öffnet, getragen von einem Leitmotiv, das aktueller nicht sein könnte: Hoffnung.

In einer Zeit voller Unsicherheiten, Umbrüche und globaler Herausforderungen schafft die Lange Nacht der Kirchen Räume, in denen Menschen zusammenkommen, um gemeinsam zu singen, zu diskutieren, zu erinnern, zu beten – oder einfach zu staunen. Hoffnung zeigt sich dabei in vielen Formen: in Momenten der Stille, in großen Konzerten, in berührenden Lesungen oder in der Offenheit, Andersdenkenden zuzuhören.

Eine Nacht – viele Länder in Europa 

Die Lange Nacht der Kirchen ist keine rein österreichische Erfindung – die ersten Anstöße kamen aus Deutschland, wo schon früh Kirchennächte in Städten wie Hamburg und Hannover stattfanden. Doch Österreich gelang etwas Besonderes: Eine nationale Zusammenarbeit aller Diözesen. Seit 2008 sind alle neun Bundesländer beteiligt – ein Modell, das europaweit Schule gemacht hat.

Schon 2009 griff die Idee auf Tschechien über – dort heißt sie „Noc kostelů“ und wurde binnen eines Jahres zur landesweiten Veranstaltung. Bald folgten die Slowakei mit der „Noc kostolov“, Ungarn mit der „Templomok Éjszakája“, sowie Estland, wo unter dem Titel „Kirikute Öö“ Kirchen ihre Türen öffnen. Auch in Südtirol, der Schweiz und zuletzt Lettland hat sich das Format verbreitet. Unterstützt durch das Wiener Organisationsteam, entstanden so internationale Netzwerke für Spiritualität und Kultur im öffentlichen Raum.

Ein Mann in einem senfgelben Hemd und einer blauen Hose vor einer Scheune.

Der Wiener Kabarettist Gunkl wird bei der Langen Nacht der Kirchen für die richtige Portion Humor sorgen. 

Was Wien bei Nacht zu bieten hat

In der österreichischen Hauptstadt wird die Lange Nacht der Kirchen 2025 wieder mit einem facettenreichen Programm gefeiert, das die Grenzen zwischen Glaubenswelt, Alltagskultur und Zukunftsfragen spielerisch auflöst. Kabarett, Stummfilm, KI-Musik, Friedensgebete und Yoga – alles ist erlaubt, nichts ist ausgeschlossen.

Den Auftakt zur besonderen Nacht macht heuer die Evangelisch-Theologische Fakultät im Weltmuseum Wien (1. Bezirk), wo um 18:30 die renommierte Historikerin Prof. Lyndal Roper aus Oxford über religiöse Narrative und Geschichtsbilder spricht. Nur wenige Schritte weiter, in der Lutherischen Stadtkirche, diskutiert der Kabarettist Gunkl mit dem Theologen Ulrich Körtner (20:00) – ein intellektuelles Duett zwischen Glaube und Vernunft.

Eine Frau mit lockigen Haaren lächelt in die Kamera.

Mina Albich wird in der Mexikokirche aus ihrem Kriminalroman „Mexikoplatz“ vorlesen. 

Eine Pastorin mit einer Print-Weste schaut in die Kamera.

Pastorin und Autorin Mira Ungewitter verbindet bei der Langen Nacht der Kirchen ihre Liebe zum geschriebenen Wort und ihren Glauben an Gott. 

Von Lady Gaga über Schubert hin zu Raves

Wer es poetischer liebt, kann sich von Mira Ungewitter zur „Heiligen Lady Gaga“ entführen lassen – eine ungewöhnliche Lesung über Hoffnung in der Baptistengemeinde (23:30, 6. Bezirk). Oder man hört der Leopoldstädter Autorin Mina Albich zu, wenn sie in der Mexikokirche aus ihrem Werk „Mexikoplatz“ liest (20:45). Freund:innen von Dichtung und Musik finden ihr Rendezvous mit Rilke in der Christuskirche im 10. Bezirk (20:00), während in der Messiaskapelle im 9. die OMAS GEGEN RECHTS zum generationsübergreifenden Dialog laden (20:30).

Auch für musikalische Höhepunkte ist gesorgt: Fast 300 Konzerte werden in ganz Wien gespielt – von Orgel bis Alphorn. In der Karlskirche (3. Bezirk) erklingt klassische Orgelmusik, während in Mariabrunn (14. Bezirk) die barocke Sonnholz-Orgel überraschend swingt. In der Schlosskirche Hetzendorf (12. Bezirk) erwartet Besucher:innen nicht nur das selten zugängliche barocke Juwel, sondern auch eine Feier zum 280-jährigen Bestehen, umrahmt von Lesungen und Musik.

Kreativer geht es in der Stephanuskapelle im magdas-Hotel zu, wo „Schubert amoi aundas“ mit Akkordeon und Gesang erklingt (18:00, 3. Bezirk), und ganz innovativ in der Oberlaaer Kirche, wo von künstlicher Intelligenz komponierte christliche Musik präsentiert wird (21:15, 10. Bezirk). Für Fans der Nacht und des Beats öffnen sich später noch ganz andere Räume: zum Beispiel beim KirchenRAVE mit den CasualSurgeons (22:00, 23. Bezirk) oder beim Church Clubbing in der Lutherischen Stadtkirche (22:30, 1. Bezirk).

Menschen tanzen in einer Kirche bei Discolicht.

Einmal in einer Kirche abrocken? Das geht bei der Langen Nacht der Kirchen

Ein Mann spielt Akkordeon, neben ihm sitzt eine Frau.

Schubert auf einem Akkordeon? Das gibt's nur bei magdas-Hotel bei der Langen Nacht der Kirchen

Erinnern, verstehen, mahnen bei der Langen Nacht der Kirchen

2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal – ein Gedenkjahr, das auch in der Langen Nacht seinen Widerhall findet. In der Baptistengemeinde (6. Bezirk) wird das Schicksal evangelischer Pfarrer im KZ Mauthausen beleuchtet (20:30), und in der Paulanerkirche (4. Bezirk) erinnert eine Lesung an die mutige Irene Harand, die sich dem Nationalsozialismus widersetzte (20:00). Musikalisch bewegt das Hedy-Blum-Gedenkkonzert in der Johanneskirche (19:00, 23. Bezirk) oder die „Peacemakers“ von Karl Jenkins, die in zwei Kirchen zeitversetzt erklingen – in der Minoritenkirche (21:30, 1. Bezirk) und im Bildungscampus Flora Fries (19:30, 15. Bezirk).

Das Kinderprogramm der Langen Nacht der Kirchen 

Nicht nur Erwachsene kommen auf ihre Kosten: Für Kinder und Familien wird Wien zur Entdeckerzone. In der Votivkirche treffen sich kleine Besucher:innen „An der Arche um Acht“ – ein tierisches Theaterstück über Rettung, Mut und Freundschaft. In Maria Treu (8. Bezirk) geht’s auf Schatzsuche, während in der Alserkirche eine Rätselrallye wartet. Im FranZ (2. Bezirk) darf Brot gebacken werden, und wer will, kann in St. Salvator (1. Bezirk) ein Glockenläut-Diplom erwerben.

In Aspern (22. Bezirk) sorgt der Kasperl für gute Laune und in der Donaucitykirche gibt es exklusive Einblicke in die benachbarte UNO-City. Die „Lange Nacht der Kinder“ verspricht Spaß und Sinn – ein Familienprogramm mit Herz.

Hier finden Sie mehr Infos zum Kinderprogramm der Langen Nacht der Kirchen. 

Zwei Jungen ziehen an Seilen, womit sie Kirchenglocken läuten können.

Auch Kinder haben bei der Langen Nacht der Kirchen reichlich Spaß, so zum Beispiel beim Glockenläuten. 

Wienerisch, schräg und tiefgründig

Wien wäre nicht Wien, wenn es nicht auch Dialekt, Morbidität und Schmäh in die Kirchen tragen würde. Lisa Schmid singt bittersüße Wiener Lieder in der Christuskirche (21:30, 10. Bezirk), während auf dem Matzleinsdorfer Friedhof Nachtführungen von Fledermäusen, Eulen und anderen nachtaktiven Wesen erzählen. In St. Othmar unter den Weißgerbern (3. Bezirk) wird zwischen Weanarisch und Englisch gewechselt – bei einem performativen Sprachmix mit Tiefgang.

Eine blonde Frau steht in schwarzen Klamotten auf einer Treppe.

Der Liedermacherin Lisa Schmid kann man bei der Langen Nacht der Kirchen in der Christuskirche lauschen. 

Die Lange Nacht der Kirchen 2025 verspricht mehr als ein buntes Programm – sie bietet Raum für Begegnungen, zum Nachdenken und Staunen. In einer Zeit, in der gesellschaftlicher Zusammenhalt und Dialog oft auf der Strecke bleiben, wird Kirche hier zu einem Ort der Offenheit, der Vielfalt – und der Überraschung.