Gürtelrose – warum Prävention wichtig ist

Impfungen gegen Gürtelrose können schützen.
Etwa 30.000 Menschen erkranken in Österreich jährlich an Herpes Zoster, zu Deutsch Gürtelrose, und das mit höchst unangenehmen Symptomen. Seit zwei Jahren ist in Österreich eine Impfung gegen Gürtelrose verfügbar, die gemäß Impfplan für alle Menschen ab 50 und außerdem ab 18 Jahren mit besonders hohem Risiko empfohlen ist. Im Gegensatz zu Deutschland, der Schweiz, Italien und Spanien werden die Kosten in Österreich aber nicht von der öffentlichen Hand finanziert.
Ein Umstand, der viele von der Impfung abhält, wie eine Umfrage von Peter Hajek, Public Opinion Strategies, belegt. „70 Prozent haben noch nicht darüber nachgedacht, für ein Drittel der Befragten sind aber die hohen Kosten die ausschlaggebende Ursache für die Ablehnung. Die Gürtelrose-Impfung ist demnach derzeit, plakativ formuliert, eine Zwei-Klassen-Medizin“, so Hajek.
Belastung des Gesundheitssystems
Neben der Belastung für die Betroffenen führt das auch zu steigenden Belastungen für das Gesundheitssystem, wie die Studie „Ökonomische Effekte der Herpes-Zoster-Impfung in Österreich“ des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt: Ausgehend von 2.400 stationären Herpes-Zoster Patient*innen (Basis 2019) und durchschnittlich 8,3 Tagen Aufenthaltsdauer verursacht die Gürtelrose fast 20.000 Spitalsbelagstage jährlich, folgert Studienautor Christian Helmenstein und verweist zudem auf nicht erfasste Kosten für ambulante Behandlung und Krankenstände.
„Das könnte durch gezielte Prävention, also konkret durch eine Übernahme der Kosten für die Gürtelrose-Impfung, verhindert werden. Aus Sicht der Bevölkerung ab 50 Jahren würde eine solche Kostenübernahme eine ähnliche finanzielle Entlastung bedeuten wie jene für die Influenza-Impfung.“ In die gleiche Kerbe schlägt auch Peter Kostelka, Präsident des Pensionistenverbandes. Es müsse, so Kostelka, auch bedacht werden, dass die Behandlung einer erfolgten Infektion im Allgemeinen wesentlich teurer als das Impfen ist.
„Das Behandeln einer Krankheit wird von öffentlicher Hand bezahlt, die günstigere Impfung nicht. Der Pensionistenverband fordert daher die Übernahme aller Kosten für im österreichischen Impfplan empfohlene Impfungen um Krankheiten zu reduzieren. Dies würde Akut- und Langzeitschäden zurückdrängen und die Ressourcen der Gesundheitseinrichtungen müssten nicht beansprucht werden“, so der PVÖ-Präsident abschließend.
Prävention der Gürtelrose
Prim. Univ.-Doz. Dr. Robert Müllegger, Vorstand der Abteilung für Dermatologie und Venerologie am Landesklinikum Wiener Neustadt, über die Erkrankung.

Prim. Univ.-Doz. Dr. Robert Müllegger
Wie bekommt man Gürtelrose?
Gürtelrose entsteht durch die Reaktivierung eines Virus, das man durch eine Windpockenerkrankung bekommt. Das Virus bleibt ein Leben lang im Körper, und zwar in Nervenknotenpunkten, wo es von Abwehrzellen, den Lymphozyten, gut bewacht wird. Wenn ab dem 50. Lebensjahr das Immunsystem schwächer wird oder Erkrankungen hierzu führen, kann das Virus wieder aktiv werden und in die Haut zurückwandern. Die Symptome sind streng halbseitig auftretende, rote Flecken mit Gruppen von Bläschen. Diese trocken mit der Zeit ein, verkrusten und fallen ab. Damit einher gehen in 90 Prozent Schmerzen, die bei einem Drittel erheblich sind und mitunter Monate anhalten können.
Wie steht es in Österreich um die Durchimpfungsrate?
Diese liegt im einstelligen Prozentbereich, aktuell sogar nur bei rund zwei Prozent.
Wie kann das sein?
Einerseits ist die Gürtelrose wohl doch noch zu wenig bekannt, es fehlt also das Bewusstsein, auch dafür, dass die Erkrankung sehr schmerzhaft, komplikativ und langwierig sein kann. Dann gibt es seit COVID eine größere Impfskepsis in der Bevölkerung. Dazu kommt noch das große Problem, dass die Kosten selbst zu tragen sind. Die Impfung gegen Gürtelrose ist verhältnismäßig kostspielig und daher leider nicht für jedermann leistbar.
Zur Klärung konkreter medizinischer Fragen sollte in jedem Fall ärztlicher Rat eingeholt werden.