Gewerbeversicherung in Österreich: Experte warnt vor teuren Versicherungslücken

Ein Versicherungsmakler berät.
Gewerbeversicherung in Österreich: Experte erklärt, wie KMU teure Versicherungslücken vermeiden und ihre Firma optimal absichern können.

Gerald Tschrepitsch, Geschäftsführer und Gründer der I R H Tschrepitsch Versicherungsaklergruppe, gilt als einer der führenden Experten für Gewerbeversicherungen in Österreich. Seit Jahrzehnten berät er kleine und mittlere Unternehmen in Wien und Klagenfurt bei der Auswahl des optimalen Versicherungsschutzes – von Betriebshaftpflicht über Cyberversicherung bis hin zu branchenspezifischen Lösungen für Gastronomie, Handel oder IT. 

Viele KMU unterschätzen, wie schnell fehlender oder veralteter Versicherungsschutz existenzbedrohend werden kann. Im Interview erklärt Tschrepitsch, worauf Unternehmer achten müssen, um gefährliche Lücken zu vermeiden und langfristig abgesichert zu sein.

1) Können Sie sich bitte kurz vorstellen und erklären, warum Sie als Versicherungsmakler in Wien und Klagenfurt besonders auf Gewerbeversicherungen für KMU spezialisiert sind?

Mein Name ist Gerald Tschrepitsch, Geschäftsführer und Gründer der I R H Tschrepitsch Versicherungsmaklergruppe. Die Spezialisierung auf Gewerbeversicherungen hat in unserem Unternehmen lange Tradition. Sie reicht bis zu unseren Anfängen zurück: Das erste in unsere Gruppe aufgenommene Unternehmen wurde bereits 1978 als Industriemakler mit Schwerpunkt Betriebsversicherung gegründet. Diese Expertise im gewerblichen Bereich prägt unsere Arbeit bis heute.

2) Welche Gewerbeversicherungen sind für KMU in Österreich verpflichtend und welche sind als Zusatzschutz empfehlenswert?

Je nach Branche bestehen in Österreich teilweise gesetzliche Verpflichtungen, bestimmte Versicherungen abzuschließen – etwa Haftpflichtversicherungen für Baumeister oder beratende Berufe wie Steuerberater, Rechtsanwälte oder Notare. Auch im Transportgewerbe gibt es in einigen Bereichen eine Pflicht zu Mindestversicherungen, wie der CMR-Transportversicherung.

Vor Abschluss einer Versicherung sind wir als Makler verpflichtet, gemeinsam mit dem Kunden eine fundierte Risikoanalyse durchzuführen.

Unabhängig davon empfehlen wir in den meisten Fällen eine Betriebshaftpflicht- und eine Betriebsrechtsschutzversicherung. Für Betriebsinhaber sind auch Absicherungen gegen persönliche Ausfallsrisiken – wie Betriebsunterbrechung oder längere Krankheit – oft existenziell.

Eine pauschale Empfehlung für alle Unternehmen gibt es jedoch nicht. Gerade bei Neugründungen reicht zu Beginn oft eine Betriebshaftpflichtversicherung, während der Versicherungsschutz dann mit dem Wachstum des Unternehmens erweitert wird. Deshalb raten wir grundsätzlich zu einer individuellen Beratung durch einen erfahrenen Versicherungsmakler.

3) Welche Risiken werden von Unternehmern in Österreich häufig unterschätzt, wenn es um die Absicherung ihrer Firma geht?

Am häufigsten wird das Haftpflichtrisiko unterschätzt. Vielen ist nicht bewusst, dass Schadenersatzforderungen schnell existenzbedrohend werden können. Überraschend oft wird auch das Feuerrisiko verdrängt – obwohl schwere Brände regelmäßig in den Medien thematisiert werden.

4) Wie können kleine und mittlere Unternehmen ihre Gewerbeversicherung so gestalten, dass sie weder überteuert noch lückenhaft ist?

Der richtige Weg besteht aus zwei Schritten:

  1. Durchführung einer fachgerechten, detaillierten Risikoanalyse.
  2. Ausschreibung des ermittelten Versicherungsbedarfs und Vergleich mehrerer Angebote am Markt.

5) Welche branchenspezifischen Unterschiede gibt es bei Gewerbeversicherungen für Gastronomie, Handel oder IT-Unternehmen in Österreich?

Jede Branche hat ihre eigenen Risikobereiche. In der Gastronomie sind Betriebshaftpflicht (inklusive erweiterter Produkthaftpflicht) und eine Betriebsinhaltsversicherung meist unverzichtbar.

Im Handel spielt die Lagerversicherung eine zentrale Rolle.

Für IT-Unternehmen ist eine speziell auf die Branche abgestimmte Haftpflichtversicherung von existenzieller Bedeutung.

6) Wie wichtig ist eine Cyberversicherung für KMU in Österreich, und wann lohnt sich der Abschluss besonders für Betriebe?

Überall dort, wo Kundendaten verarbeitet werden  und das betrifft heute nahezu jedes Unternehmen.  Daher ist eine Cyberversicherung dringend zu empfehlen. Die Schadenssummen der vergangenen Jahre waren teils enorm, weshalb sich der Markt an verfügbaren Polizzen und Deckungssummen deutlich verknappt hat.

7) Wie wirken sich Unternehmensgröße, Umsatz und Standort auf die Höhe der Versicherungsprämien aus?

Mit wachsender Betriebsgröße, steigendem Umsatz oder einem risikoreichen Standort (z. B. höhere Einbruchgefahr oder wenn sich der Betrieb in einer Horazone befindet, also in einem Gebiet mit erhöhter Hochwassergefährdung) steigt in der Regel auch die Versicherungsprämie. Gleichzeitig lohnt sich bei größeren Betrieben oft der Angebotsvergleich besonders, da die Unterschiede zwischen den Versicherern erheblich sein können.

8) Welche Möglichkeiten gibt es, private Versicherungen mit einer Gewerbeversicherung in Österreich zu kombinieren, um Kosten zu sparen?

Ein typisches Beispiel ist die Betriebsrechtsschutzversicherung. In vielen Konzepten österreichischer Versicherer ist der Privatbereich des Inhabers oder Geschäftsführers ohne Mehrkosten mitversichert.

9) Wie stellen Unternehmer sicher, dass ihre Gewerbeversicherung regelmäßig an neue Risiken wie Expansion oder Digitalisierung angepasst wird?

Wer seine Absicherung laufend aktuell halten möchte, sollte auf einen spezialisierten Versicherungsmakler setzen, der Gewerbekunden aktiv betreut. Ein engmaschiges Controlling und mindestens ein jährlich stattfindendes Gespräch mit dem Versicherungsmakler des Vertrauens sind für risikobewusste Unternehmer unverzichtbar – ebenso wie die kontinuierliche Überprüfung der bestehenden Polizzen im Hinblick auf neue Entwicklungen im Betrieb.