Paul Gauguin im Bank Austria Kunstforum Wien: So rebellisch ist seine Kunst

Eine gelbe Wand mit drei Gemälden
Faszinierend und rebellisch: „Gauguin – unexpected“ zeigt einen Künstler, der die Regeln der Kunst sprengte und diese neu definierte.

Die Ausstellung Gauguin unexpected im Bank Austria Kunstforum Wien lädt Kunstinteressierte auf eine Reise durch das facettenreiche Schaffen eines der kontroversesten Künstler:innen des späten 19. Jahrhunderts ein. Paul Gauguin, oft im Schatten seiner Zeitgenossen Vincent van Gogh und Claude Monet betrachtet, war weit mehr als nur ein Impressionist: ein echter Grenzgänger, der die Regeln der Kunst und Gesellschaft gleichermaßen herausforderte. 

Die Kuratorin der neuen Ausstellung, Evelyn Benesch, beschreibt Gauguin als visionären Rebellen, der es meisterhaft verstand, neue Genres und Materialien zu erschließen. In der Ausstellung erwartet Besucher:innen nicht nur eine beeindruckende Bandbreite an Stilen und Medien, sondern auch Einblicke in das Leben eines Mannes, der sich konsequent gegen Konventionen stellte.

ein impressionistisches Gemälde von einem Waldstück

Gauguins impressionistische Werke waren ungewöhnlich düster.

Ein Gemälde mit einem goldenen Rahmen, auf dem man einen orangen Herbst sieht

Auch den Herbst stellte Gauguin eher trostlos dar.

So wie van Gogh, aber dann doch ganz anders

Die frühen Werke von Paul Gauguin sind stark vom Impressionismus beeinflusst, und viele fühlen sich beim Anblick seiner gemalten Landschaften sofort an van Gogh und Monet erinnert. So erwartet man leicht Gemeinsamkeiten in den Werken der drei Männer, doch schon bei näherer Betrachtung zeigt sich, wie unterschiedlich gerade Monet und Gauguin tatsächlich waren.

Bereits zu Beginn unserer Rundführung erklärte uns die Kuratorin Evelyn Benesch, wie Gauguin und van Gogh oft kontroverse Grundsatzdebatten führten und künstlerisch ganz eigene Wege gingen. Doch so sehr sich die beiden Künstler auch (in ihrem Schaffen) unterschieden, sie teilten sich ein Schicksal: das des unverstandenen und erfolglosen Künstlers, der erst nach seinem Tod die Anerkennung fand, die er verdiente. So starb Gauguin 1903 und seine Kunst wurde noch im selben Jahr und drei Jahre später, 1906, einem Weltpublikum präsentiert und von Kritiker:innen gelobt. 

Seine düsteren, oft sperrigen Gemälde standen in deutlichem Kontrast zu den üblichen, lichtdurchfluteten Szenen der impressionistischen Kunst. Als eigenwilliger Geist scherte sich Gauguin wenig um Konventionen und schuf Werke, die den gängigen Erwartungen widersprachen – eine rebellische Haltung, die er bis zum Ende seines künstlerischen Schaffens konsequent beibehielt. 

Eine lila Wand, auf der "Gauguin: Unexpected" steht. Links und rechts sind Marmorsäulen.

So ästhetisch wird der Titel der Ausstellung präsentiert.

Der out of the box-Denker

In einer Zeit, in der Malerei bestimmte Regeln und Konventionen kannte, scherte sich Gauguin nicht um Erwartungen oder Grenzen: Er wagte Neues und mischte verschiedene Stile und Materialien zu einer Kunst, die nicht in die vorgefertigten Kategorien passte. Er ließ sich nicht in eine Schublade stecken. 

Seine Bilder entsprachen nicht den gängigen Vorstellungen von Schönheit und Harmonie – oft waren sie düster, rau, und genau dadurch provozierte er die Kunstwelt. Statt sich von Regeln einengen zu lassen, machte Gauguin das Gegenteil: Er erfand für sich selbst neue künstlerische Wege, malte impressionistische Szenen dunkel und schwer, als Kontrast zu den oft strahlenden Farben und Motiven seiner Zeitgenossen.

Zwei Tassen aus Ton in einer Vitrine

Gauguin fertigte neben seinen Gemälden Tassen aus Keramik an.

Paul Gauguin im Bank Austria Kunstforum Wien: So rebellisch ist seine Kunst

Zeichnungen und Schnitzereien gehören ebenso zum Œuvre von Gauguin. 

Eine kleine Bronze-Statue einer Frau in einer Vitrine

Auch Statuen wie „Die kleine Pariserin“ fertigte er an. 

Der Rebell der Kunst

Die Ausstellung unexpected im Bank Austria Kunstforum Wien zeigt, was ihn wirklich ausmachte: die Vielfalt seiner Stile, seine ungeheure Kreativität und die Fähigkeit, über jegliche Vorgaben hinweg zu denken und zu handeln. Die Kuratorin beschreibt Gauguin als einen Künstler, der sich nicht auf ein einziges Genre festlegte. Er malte, schnitzte, formte – und das immer mit der Entschlossenheit, Kunst in jeder Form auszudrücken. Diese Freiheit, sich nicht anzupassen, ließ ihn aber auch anecken und isolierte ihn oft von anderen Künstler:innen seiner Zeit.

Heute sehen wir in Gauguins Kunstwerken die avantgardistische Kühnheit, die damals als zu andersgalt. Gerade diese Andersartigkeit macht seine Werke aber bis heute so beeindruckend und lädt uns ein, die Normen von Kunst immer wieder neu zu hinterfragen. Die Ausstellung unexpected lässt Besucher:innen erleben, wie Gauguin zum Rebell des Impressionismus wurde und durch seinen persönlichen Stil einen Bruch mit den damaligen Vorstellungen schuf. Wer Gauguins Kunst erlebt, wird sie sicherlich nicht als einseitig empfinden – sondern als eine facettenreiche Reise durch die Gedankenwelt eines Künstlers, der weit mehr zu bieten hatte als nur das Konventionelle.

Der große Bruch 

So wie ein Bruch mit den Normen der Kunst brach Gauguin auch mit denen der Gesellschaft: Vor seinem Wechsel zur Kunst führte der Franzose ein geordnetes Leben als Banker in Paris mit Frau und Kindern. Das alles änderte sich mit dem Börsencrash 1883. Dann änderte er sein Leben radikal: Er nahm den Börsencrash zum Anlass, endlich seinen Traum zu verfolgen und Künstler zu werden. Fortan führte er das gewohnte Leben eines Künstlers, der sich nach fremden Kulturen sehnt (wie auf Tahiti), zurückgezogen seiner Kunst nachgeht (wie in der Bretagne) und einen ständigen Drang verspürt, Neues zu erleben, um dies auf eine Leinwand bringen zu können. 

Mit seinen 35 Jahren trat er erst erstaunlich spät ein Leben als Künstler an und obwohl er nicht besonders lange lebte (er wurde nur 54 Jahre alt), schuf er doch beachtliche Kunstwerke, auf die heute die ganze Welt mit Hochachtung schaut. 

Ein Schwarz-Weiß-Bild eines Mannes. Daneben steht der Name "Paul Gauguin", 1848-1903.

Paul Gauguin prägte die Kunst des späten 19. und des 20. Jahrhunderts maßgeblich.

Mein Fazit 

Was mich an der Ausstellung „Gauguin unexpected“ besonders faszinierte, war die überraschende Vielfalt der Werke – alle erschaffen von nur einem einzigen Künstler. Paul Gauguins Schaffen eröffnete mir erneut, wie facettenreich und grenzenlos Kunst sein kann. Sie erinnert auch daran, dass Kunst im Auge des Betrachters liegt: Was die Gesellschaft seiner Zeit ablehnte und missverstand, gilt heute als Ausdruck eines mutigen Avantgardisten. Paul Gauguins Werke brachen mit Konventionen, stellten das Schöne auf den Kopf und sprengten etablierte Normen – gerade dafür werden sie heute gefeiert.

Diese Ausstellung ist ein Muss für alle, die sich nach künstlerischer Vielfalt sehnen, Freude an einer Prise Rebellion haben und nach Inspiration suchen, um mutig zu sein. 

Wo können Sie Paul Gauguins Werke sehen?

Die Ausstellung läuft noch bis zum 19. Jänner 2025 im Bank Austria Kunstforum Wien. 

Weitere Informationen zu "Gauguin unexpected" bekommen Sie hier. 

Adresse
Bank Austria Kunstforum Wien
Freyung 8
1010 Wien

Öffnungszeiten
Täglich von 10 bis 19 Uhr
Freitag 10 bis 21 Uhr 

Kontakt
T: (+43 1) 537 33 26
F: (+43 1) 537 33 27
E: office@kunstforumwien.at