Firmenjubiläum: „Das Ende der Bequemlichkeit ...“

Die renommierte Steuerberatungskanzlei CONSULTATIOfeiert ihr Jubiläummit einer interessantenDiskussion imMarmorsaal des Belvedere.
Der Marmorsaal in Schloss Belvedere, wo 1955 der Staatsvertrag unterzeichnet wurde, bot dieser Tage den Rahmen für eine hochkarätige Diskussion. Damit feierte die CONSULTATIO Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung, eröffnet 1970 von Hannes Androsch, ihr Firmenjubiläum.
CONSULTATIO mit Sitz in Wien und Außenstellen in etlichen Ländern ist seit 55 Jahren erfolgreich für nationale und internationale Unternehmen tätig. In seinen Grußworten erinnerte Geschäftsführer Georg Salcher an den besonderen Unternehmergeist ihres Gründers, Hannes Androsch. Salcher: „Auf die Frage, was er Jungunternehmern raten würde, antwortete er einmal: Es braucht Umsicht und Mut! Denn durch Unterlassen kann man die Zukunft nicht gewinnen. Und auch nicht, ohne sie zu gestalten.“ Angelehnt an ein Buch von Androsch mit dem Titel „Das Ende der Bequemlichkeit“ stand dann auch die anschließende Diskussion. Moderiert von KURIER-Herausgeberin Martina Salomon, wurde die Wirtschaftslage und Lösungen diskutiert.

Wir müssen ins Umsetzenkommen, endlich das tun, worüber wir seit Jahrzehnten reden.
KURIER: Kein Wirtschaftswachstum, enorme Lohn- und Energiekosten, weniger geleistete Arbeitsstunden. Hannes Androsch hat bis zuletzt gewarnt: ,Der Hut brennt!’ Wie ernst werden die Signale genommen?
Monika Köppl-Turyna: Ich habe das Gefühl, man redet sich da immer noch aus: auf die Budgetzahlen, auf die Entwicklungen in Deutschland, auf die Weltkonjunktur. Die Probleme sind aber struktureller Natur. Dass wir null Wirtschaftswachstum haben, liegt an den zurückgehenden Investitionen und Exporten der letzten drei Jahre. Das sind momentan die großen Minusprozesse. Gestiegene Lohnkosten sind ein Grund für die schlechtere Wettbewerbsfähigkeit
Was braucht die Industrie, um sie in Österreich bzw. in Europa zu halten?
Sabine Herlitschka: Infineon ist bei Energiesparchips mit 20 Prozent Weltmarktführer und in 50 Prozent der Serverfarmen weltweit vertreten. Was ich damit sagen will: Heimische Unternehmen können sehr viel, aber mit plus 30 Prozent Steigerung bei den Lohn- und Gehaltskosten in nur drei Jahren, deutlich höheren Energiekosten und noch mehr Bürokratie wird es schwierig. Kein globaler Kunde zahlt das mit. Österreich verdient sechs von zehn Euro im Export. Wenn wir aufgrund der Kostensituation zu teuer werden, verlieren wir eine wesentliche Säule unseres Wohlstands.

Hannes Androsch war ein Gegner der Bequemlichkeit. Sein Appell: Es braucht Umsicht und Mut.
Was läuft denn da falsch in Österreich?
Johannes Hahn: Was in Österreich fehlt, sind nachhaltige Reformen. Die nächsten Jahre – vermutlich ohne Wahlen – wären eine günstige Gelegenheit, um mutigen Schritts Reformen zu setzen. Beispiel Gesundheitsbereich, Pensionsreformen etc. Seit Jahrzehnten kennen wir das skandinavische Modell mit einer dynamischen Pensionsanpassung. Was hindert uns daran, das zu tun? Vom Bildungsbereich, der Hannes Androsch auch sehr wichtig war, gar nicht erst zu reden. Uns muss endlich klar sein: Wir sind längst keine Insel der Seeligen mehr.
Monika Köppl-Turyna: Hätten wir das schwedische Pensionssystem, würden wir mehr als 20 Milliarden Euro weniger im Jahr für den öffentlichen Bereich ausgeben. Beim öffentlichen Dienst sind ähnliche Summen im Spiel. Doch von den großen Ausgabenposten, sprich den Milliardenzonen, werden im Regierungsprogramm nur wenige, kleine angegangen.
Nochmals zurück zur Chip-Produktion. Asien ist da ein starker Konkurrent. Wie können wir uns behaupten?
Sabine Herlitschka: Chip ist nicht gleich Chip. Es gibt unterschiedliche, etwa jene für High Performance Computing. Da läuft der Wettbewerb nur noch über den Preis. Das ist für Europa verloren. Aber es gibt andere, wo man mit speziellen Funktionalitäten, etwa Sensorik oder Sicherheit, Stichwort Sicherheitschips in Pässen, auf Kreditkarten, oder mit den erwähnten Energiesparchips, punkten kann. Da sind europäische Halbleiterunternehmen marktführend. Diese strategischen Stärken müssen wir in aller Radikalität weiter stärken.

Was ich mir wünsche? Politiker, die weiter als nur bis zur nächsten Wahl denken.
Wie schwierig ist es, sich gute Forscher und Forschernachwuchs zu sichern?
Sabine Herlitschka: Wir haben im Unternehmen 30 Prozent Kollegen, die nicht aus Österreich, sondern aus 80 Ländern der Welt sind. Wir haben viele Bildungsaktivitäten selbst gesetzt, beginnend mit unserem internationalen Kindergarten mit Schwerpunkt Naturwissenschaft bis zu HTL-Kooperationen. Durch diese Aktivitäten hatten wir in den letzten Jahren mit über 100.000 jungen Leuten Kontakt.
Monika Köppl-Turyna: Wir dürfen uns aber auch nicht vor Leistung scheuen. Deshalb kann ich die ständig neu aufflammende Diskussion um die Zentralmatura nicht nachvollziehen. Alle wissenschaftlichen Ergebnisse der Bildungsliteratur zeigen, dass wir vergleichbare Tests brauchen, um wenigstens bei den Standards auf Augenhöhe mit anderen Ländern zu sein.

Was in Österreich fehlt, sind Reformen. Die nächsten Jahre wären da ein günstiges Zeitfenster.
Was können wir als Gesellschaft, was können Unternehmen für eine erfolgreiche Zukunft tun?
Johannes Hahn: Aus meiner beruflichen und politischen Erfahrung weiß ich, dass keine Idee so unrealistisch oder schräg ist, dass sie nicht Wirklichkeit werden kann. Außerdem: Wenn man mit etwas nicht einverstanden ist oder wenn man etwas pushen möchte, dann ist es wichtig, dass man bei jeder passenden, vielleicht auch unpassenden Gelegenheit, seine Stimme erhebt. Ich bin überzeugt, dass die berühmte ,schweigende Mehrheit’ in Österreich oft anders denkt, als das, was im vermeintlichen Mainstream wahrgenommen wird.
Sabine Herlitschka: Wir müssen endlich ins Umsetzen kommen, endlich tun, worüber wir seit Jahrzehnten reden. Und wir müssen unsere Chancen nutzen. Wir haben Verantwortung und sollten mit Zuversicht unsere Aufgaben gestalten. Trotz einer manchmal wahrgenommenen Reformverweigerung müssen wir hartnäckig dranbleiben. Und: Wir müssen Dinge auch einfordern, denn nur so entwickelt sich etwas weiter.
Monika Köppl-Turyna: Ich wünsche mir eigentlich nur Politiker, die weiter als bloß bis zur nächsten Wahl denken. Solche, die bereit sind, das zu tun, was sie für richtig halten und nicht, weil es politisch opportun ist.

120 Gäste folgten der Einladung der CONSULTATIO.
Unter dem Motto „Das Ende der Bequemlichkeit...“ und in memoriam Dr. Hannes Androsch lud die CONSULTATIO zur Feier samt Wirtschaftstalk ins Belvedere.
Am Podium:
- Dr. Sabine Herlitschka, CEO Infineon
- Prof. Dr. Monika Köppl-Turyna, Direktorin Eco Austria,
- Dr. Johannes Hahn, ehemals EU-Kommissar