Drohnen verändern alles

Er erklärt Kriege wie kaum ein anderer: Oberst Markus Reisner ist für die ROMY 2025 nominiert.
Das Österreichische Bundesheer hat mit seinen Experten etwas Außergewöhnliches geschaffen: Sie erklären im gesamten deutschsprachigen Raum aktuelle Kriege und Konflikte verständlich und faktenbasiert. Stellvertretend für diese Expertise wurde Oberst Markus Reisner für den renommierten ROMY-Preis nominiert.
Mit dem Leiter der Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie sprachen wir über den modernen Drohnenkrieg – und die wachsende Bedeutung unbemannter Systeme in aktuellen Konflikten.
Herr Oberst, der Krieg um Bergkarabach im Jahr 2020 gilt als erster großer Drohnenkrieg. Was sind die zentralen Entwicklungen seitdem?
Oberst Markus Reisner:Drohnen sind von der Fähigkeitsergänzung zur Schlüsseleigenschaft moderner Kriegsführung geworden. Miniaturisierung, günstige Komponenten und offene Technologien haben den Zugang demokratisiert – vom Staat bis zur Miliz. Der Krieg in der Ukraine zeigt: Wer Drohnen wirksam einsetzt, gewinnt Zeit, Information und Wirkung über einen großen Raum.
Welche Trends dominieren aktuell?
Erstens FPV-Drohnen als präzise, billige Wirkmittel. Zweitens der Kampf ums elektromagnetische Spektrum – wer stört, wer abschirmt. Drittens Massierung: Viele günstige Systeme kompensieren technische Unterlegenheit.
Ist das schon eine Revolution der Kriegsführung?
Noch nicht. Es ist eine Evolution. Eine Revolution beginnt erst, wenn Künstliche Intelligenz die Schwelle zur Vollautonomie überschreitet – wenn Systeme selbst Ziele wählen. Dann stellen sich ernsthafte völkerrechtliche und ethische Fragen. Eine Revolution kann man auch in der Kostengünstigkeit der Systeme sehen.
Wie verändert das die Taktik?
Jede Ebene muss mit permanenter Aufklärung rechnen. Kleine taktische Trupps brauchen Funkdisziplin und Anti-Drohnen-Verhalten, operative Führung ein durchgehendes Lagebild. Entscheidend ist, den Sensor-to-Shooter-Zyklus zu verkürzen – also von der Beobachtung zur Wirkung in Minuten. Das Bundesheer beschafft derzeit gut 300 Drohnen.
Wie wichtig ist dieser Schritt?
Sehr wichtig und richtig. Der Ukraine-Krieg hat gezeigt, was fehlt. Jetzt schließen wir Fähigkeitslücken – zunächst bei der Nahbereichsaufklärung, mittelfristig bei mittleren Systemen. Bewaffnete Drohnen sind ein logischer nächster Schritt.
Wie bereiten Sie als Leiter der Offiziersausbildung die zukünftigen Offiziere darauf vor?
Praxisnah. Fähnriche bekommen im Fach Wehrtechnik beispielsweise sogenannte First Person View-Drohnen erklärt, um Technik und gegnerische Denkweise zu verstehen. In Taktikübungen wird Drohneneinsatz von Beginn an mitgedacht – Aufklärung, Wirkung, Abwehr.
Was erwartet uns als Nächstes?
Der Verbund von bemannt und unbemannt wird dominieren. Bemannt bleibt wichtig, weil der Mensch komplexe Situationen besser beurteilen kann. Aber das Verhältnis verschiebt sich – Schritt für Schritt in Richtung Vollautonomie.