Die Linie in der Kunst – Von Paul Klee bis zur Gegenwart

Die Installation „Letters of Love“ von Chiharu Shiota aus dem Jahr 2022.
Ab 19. September zeigt die Heidi Horten Collection, wie die Linie seit Jahrhunderten Künstler:innen inspiriert – von der Zeichnung bis zur performativen Spur im Raum. Highlight: Ein rotes Fadennetz der japanischen Künstlerin Chiharu Shiota, in dem hunderte Dankesbriefe der Besucher:innen verwoben sind.

Die große Herbstausstellung der Heidi Horten Collection widmet sich einem der grundlegendsten Gestaltungsmittel der Kunst: der Linie. Als Kontur, Grenze oder freie Spur zieht sie sich durch die Kunstgeschichte und offenbart dabei eine erstaunliche Vielfalt an Bedeutungen. Mal definiert sie Formen, mal durchbricht sie diese, mal führt sie in den Raum oder in gesellschaftliche Zusammenhänge hinein.

Ausgangspunkt der Ausstellung ist ein Text von Paul Klee aus dem Jahr 1920, in dem er eine „kleine Reise“ über das Zeichenblatt beschreibt. Diese metaphorische Reise dient als Leitmotiv: Von der klassischen Zeichnung über die expressive Linie der Abstraktion bis hin zu raumgreifenden Installationen und performativen Gesten des 20. und 21. Jahrhunderts.

Gezeigt werden Werke, die den Weg der Linie von der dienenden Kontur hin zum autonomen Ausdruck nachzeichnen – sei es im Futurismus, Suprematismus, Konstruktivismus oder in der Avantgarde rund um Bauhaus und De Stijl. Hier wird die Linie nicht mehr bloß zur Wiedergabe der sichtbaren Welt genutzt, sondern gewinnt Eigenständigkeit und konzeptionelle Kraft.

Ein eigenes Kapitel ist der Loslösung von der Fläche gewidmet: Mit Medien wie Installation, Environment oder Performance wird die Linie dreidimensional. Sie markiert nicht nur Räume, sondern auch soziale und politische Kontexte – als Grenze, als Verbindung, als Spur. 

Henri Matisses Porträt von Rosabianca Skira aus dem Jahr 1948.

Henri Matisse, Portrait de Rosabianca Skira, 1948

Das Gemälde „Die Geschwister“ von Paul Klee aus dem Jahr 1930 zeigt stilisierte Figuren.

Paul Klee, Die Geschwister, 1930

Das Gemälde „Red Savoy“ von Jean-Michel Basquiat aus dem Jahr 1983 zeigt eine stilisierte Figur auf rotem Grund.

Jean-Michel Basquiat, Red Savoy, 1983

Lucio Fontanas „Concetto Spaziale Attese“ von 1966.

Lucio Fontana, Concetto Spaziale Attese, 1966

Egon Schiele, Sitzender männlicher Rückenakt, 1910.

Egon Schiele, Sitzender männlicher Rückenakt, 1910

Fred Eerdekens, „Line“, 2008.

Fred Eerdekens, Line, 2008 

Die Installation „Relations“ von Brigitte Kowanz aus dem Jahr 2021 mit kreisförmigen Leuchten.

Brigitte Kowanz, Relations, 2021

Eine Zeichnung von Roy Lichtenstein mit dem Titel „The Memory Haunts my Reverie“ aus dem Jahr 1965.

Roy Lichtenstein, The Memory Haunts my Reverie, ca. 1965 

Die Ausstellung eröffnet thematische Kapitel zu Form und Kontur, Schrift, Bewegung, Raum sowie Grenze und Verbindung. Anhand von Arbeiten internationaler Künstler:innen – darunter Jean-Michel Basquiat, Lucian Freud, Keith Haring, Gustav Klimt, Roy Lichtenstein, Henri Matisse, Pablo Picasso, Andy Warhol und viele weitere – entfaltet sich ein faszinierender Blick auf eines der elementarsten Werkzeuge der Kunst.

Ab 19. September lädt die Heidi Horten Collection in Wien dazu ein, die Linie in all ihren Facetten neu zu entdecken – als künstlerische Geste, als Denkfigur und als poetische Spur durch die Geschichte der Kunst.