Die Linie in der Heidi Horten Collection: Kunst als Bewegung

Weltkarte an der Wand mit farbigen Fäden, die verschiedene Punkte verbinden, und einem vertikal hängenden blauen Paneel in der Mitte des Raums.
Die aktuelle Sonderausstellung in der Heidi Horten Collection widmet sich der Linie als Ursprung und Ausdrucksform der Kunst.

Sie trennt und verbindet, führt und verführt: Die Linie ist eines der ältesten Gestaltungsmittel der Kunst – und zugleich ein unerschöpfliches. Unter dem Titel „Die Linie“ zeigt die Heidi Horten Collection ein beeindruckendes Panorama dieses universellen Motivs. Rund 120 Werke von Künstler:innen wie Egon Schiele, Paul Klee, Andy Warhol, Lucio Fontana, Cy Twombly, Keith Haring, Brigitte Kowanz oder Chiharu Shiota spannen den Bogen von der klassischen Zeichnung bis zur zeitgenössischen Rauminstallation. Kuratiert von Véronique Abpurg, entfaltet die Schau ein facettenreiches Spiel zwischen Ordnung und Geste, Präzision und Emotion. 

Skulptur aus dünnen, silbernen Stäben auf weißem Podest in einem modernen Ausstellungsraum mit rotem Wandkunstwerk aus hängenden, transparenten Quadraten.

Ausstellungsansicht: „Letters of Thanks“ von Chiharu Shiota (2025) im Hintergrund.

Ausdruck und Form 

Ausgangspunkt der Ausstellung ist Paul Klees poetisches Bild einer „Linie, die spazieren geht“. In diesem Sinn führt die Schau durch fünf thematische Kapitel – von der Linie als Umriss und Ausdruck innerer Zustände über ihre Verwandlung in Sprache und Schrift bis zu ihrer Bewegung im Raum. Egon Schiele und Alfred Kubin zeigen die Linie als psychologische Spur, Constantin Luser verwandelt sie in dreidimensionale Drahtgebilde. Cy Twombly und Jean-Michel Basquiat verschmelzen Linie und Schrift, während Brigitte Kowanz und Fred Eerdekens mit Lichtlinien Bedeutung sichtbar machen. 

Bild von Paul Klee

Paul Klee, „Geschwister“, 1930

Raum und Bewegung 

Abstraktion, Minimal Art und Konzeptkunst erweitern den Begriff der Linie weit über das Blatt hinaus. Lucio Fontanas präzise Einschnitte öffnen den Bildraum, Fred Sandback spannt farbige Fäden in den Raum, Dan Flavin formt Linien aus Neonlicht. Zeitgenössische Positionen von Kader Attia, Reena Saini Kallat oder Carola Dertnig thematisieren Linien als Grenzen, Verbindungen und gesellschaftliche Marker. Ein emotionales Highlight bildet Chiharu Shiotas Installation „Letters of Thanks“ – ein Geflecht aus roten Fäden und hunderten Dankesbriefen, das Erinnerungen, Beziehungen und Dankbarkeit buchstäblich in der Luft schweben lässt. 

Linie als Idee 

„Die Linie“ zeigt, wie ein scheinbar einfaches künstlerisches Mittel zu einem Medium für Denken, Bewegung und Beziehung wird. Sie ist Zeichnung, Schrift, Architektur, Geste – und manchmal auch ein Akt der Verbindung zwischen Mensch und Welt.