Zehn Jahre Haft für Serien-Bankräuber
Ein 43-jähriger Ungar ist am Montag im Wiener Straflandesgericht als Serien-Bankräuber zu einer Freiheitsstrafe von vorerst zehn Jahren verurteilt worden. Er hatte bei drei Überfällen auf Volksbank-Filialen in Wiener Randbezirken insgesamt rund 95.000 Euro erbeutet. Den ersten Coup landete er im September 2011. Im Dezember erbeutete er in einer anderen Zweigstelle 68.500 Euro, im März 2014 dann 13.000 Euro. Einen weiteren Überfall vom Juli 2011 stritt er ab. Auch die Zeugen erkannten ihn nicht als den Täter wieder.
Von "Mafia-Boss" gezwungen
Gegen die zehnjährige Freiheitsstrafe legte der Mann Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung ein. In seiner Einvernahme hatte er erklärt, er sei zum Räuber geworden, weil er in seiner Heimat bei einem Kriminellen ein Darlehen zu Wucherzinsen aufgenommen habe. Da er das Geld nicht zurückzahlen konnte, habe ihn dieser - angeblich "eine Art Mafia-Boss", wie der Angeklagte versicherte - dazu gezwungen, in Österreich Überfälle zu begehen.
Für den Mann dürfte es aber noch "dicker" kommen: Ein Raub, bei dem er auf den Leiter einer Raiffeisen-Filiale in Wien-Liesing geschossen hatte, wurde mangels Spruchreife ausgeschieden und wird separat weiterverhandelt.
Filialleiter hatte Glück
In diesem Verfahren wird es für den Angeklagten auch um versuchten Mord gehen. Staatsanwalt Kurt Hankiewicz machte unmissverständlich dass er seine Anklage in diese Richtung ausdehnen wird. Bei dem gegenständlichen Überfall hatte der Ungar am 22. Oktober 2014 von seiner Schusswaffe Gebrauch gemacht. Wie der Filialleiter als Zeuge dem Schöffensenat (Vorsitz: Petra Schindler-Pecoraro) eindrücklich schilderte, nahm ihn der Räuber ins Visier und drückte aus einer Entfernung von fünf Metern ab. Nur dem Umstand, dass der Körper des Bankers zum Zeitpunkt der Schussabgabe teilweise von einem metallenen Raumteiler verdeckt war, verdankt es der 53-Jährige, dass er unverletzt blieb. Der Paravant lenkte das Projektil ab, das den Raumteiler in einer Höhe von 1,35 Meter traf.
"Wenn der Paravent nicht ist, sitzt jemand anderes hier", gab der Bankangestellte zu Protokoll. Er war in seinem Büro auf die Vorgänge im Schalterraum aufmerksam geworden und wollte sich dorthin begeben. Als der Räuber ihn wahrnahm, habe ihn dieser anvisiert, dann die zweite Hand zur Waffe gezogen, einen Fuß nach vorne gesetzt und mit den Worten "Du Schwein" einen gezielten Schuss abgegeben, so der Filialleiter.
"Die hat ein Abzugsgewicht von 1,5 bis zwei Kilogramm. Da gibt's kein unabsichtlich."
Die Behauptung des Angeklagten, der Schuss sei versehentlich gefallen, nannte der 53-Jährige, der sich als Sportschütze mit Schusswaffen sehr gut auskennt, "lächerlich": "Das war eine Walther PPK. Die hat ein Abzugsgewicht von 1,5 bis zwei Kilogramm. Da gibt's kein unabsichtlich." Für den Filialleiter war es bereits der vierte Überfall, den er in seiner Karriere erleben musste.
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