Zahl der Wiener ohne Job sinkt, bleibt aber relativ hoch

Zahl der Wiener ohne Job sinkt, bleibt aber relativ hoch
Rekordzahl an Beschäftigten. Langzeit- und Altersarbeitslosigkeit ist aber weiter massives Problem.

Einem türkis-blauen Dauerfeuer war zuletzt Wien ausgesetzt. Die Bundeshauptstadt habe die höchste Zahl an Beziehern der Mindestsicherung, Obdachlosen und nicht zuletzt Arbeitslosen, werden wird die Regierung von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) abwärts nicht müde zu wiederholen.

Jetzt rückt Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) aus, um diesen Befund zurechtzubiegen. Futter liefern ihm die Arbeitsmarkt-Zahlen aus dem vergangenen Jahr: 2018 waren exakt 848.530 Menschen in Wien in Beschäftigung. Das ist ein neuer Rekord. „Noch nie sind so viele Menschen jeden Tag in der Früh aufgestanden, um arbeiten zu gehen“, sagt der Stadtrat.

Zahl der Wiener ohne Job sinkt, bleibt aber relativ hoch

Hanke kritisiert Untätitgkeit des Bundes

Positiv entwickelt hat sich auch die Arbeitslosenrate. Sie ist im Vorjahr in Wien um 4,8 Prozent zurückgegangen und liegt nun bei 12,3 Prozent. Das ist die niedrigste Rate seit 2014. Für 2019 ist ein weiterer Rückgang auf 11,9 Prozent prognostiziert. Laut Hanke würde Wien vor allem vom starken Wirtschaftswachstum in Osteuropa profitieren.

Zahl der Wiener ohne Job sinkt, bleibt aber relativ hoch

Schwachstellen

Es gibt aber auch eine Reihe von schlechten Nachrichten: Bei den Über-55-Jährigen ist weiterhin ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Bei den Wienern zwischen 60 und 64 lag er im Vorjahr bei beachtlichen 6,6 Prozent. Auch in Sachen Langzeit-Arbeitslosigkeit ist die Lage alles andere als rosig. Sie sank zwar im Vorjahr, betrifft aber immer noch knapp 70.000 Menschen. Wobei Hanke hier den Schwarzen Peter der Bundesregierung zuschiebt. „Hier bleibt Ministerin Hartinger-Klein untätig“, sagt der Stadtrat, der einmal mehr die Abschaffung der „Aktion 20.000“ für ältere Beschäftigungslose kritisiert.

Unverändert bleibt auch das Problem, dass die Arbeitslosenrate in Wien deutlich höher ist als im Bundesschnitt (7,7 Prozent). Klemens Himpele, Leiter der MA 23 (Wirtschaft, Arbeit und Statistik) erklärt das so: Im Gegensatz zu Bundesländern wie OÖ oder der Steiermark mit ihrer stark von Sachgütern dominierten, exportabhängen Wirtschaft dominiere in Wien der Dienstleistungssektor. Bei ihm würden sich konjunkturelle Phasen erst mit Verzögerung bemerkbar machen.

Kritiker führen gerne ins Feld, dass aber auch in vergleichbar großen Städten die Arbeitslosenrate deutlich niedriger ist. Häufig wird zum Beispiel Hamburg genannt, wo sie nur bei rund sechs Prozent liegt. Laut Himpele seien beide Städte aber nur bedingt vergleichbar. So sei zwischen 2007 und 2017 Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Wien um zwölf Prozent gewachsen, in Hamburg lediglich um 1,9 Prozent. Ungefähr gleich war hingegen mit rund 14 Prozent der Zuwachs an Arbeitsplätzen. „Wenn es tatsächlich Vorschläge gibt, was Hamburg besser macht – nur her damit“, sagt Himpele.

Mittlerweile zeichnen sich aber Wolken am Horizont ab. Von der nahenden Konjunkturflaute wird wohl auch Wien nicht verschont bleiben, sind die Experten einig. Immerhin soll es 2019 in Wien noch ein Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent geben (2018: 2,5 %).

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