Wohnträume in Gold oder Smart

Ein quadratischer Esstisch mit acht Stühlen und einem Blumenarrangement in einem modernen Raum.
Wohnen in Wien: Penthäuser für Superreiche in der City und Smart-Wohnungen für Wiener in den neuen Stadtvierteln .

Während über den Dächern der City in Wien der reinste Luxus in Form von 700 Quadratmeter großen Dachterrassen-Wohnungen für Milliardäre entsteht, bemühen sich engagierte Architekten im Gemeindebau für Herrn und Frau Normalverbraucher adäquate neue Wohnformen zu entwickeln. Luxus wird dabei durch Smart ersetzt.

In der Realität bedeutet eine Smart-Wohnung: 55 m² Wohnfläche mit Nassraum und kleiner Küche. Die Miete darf nicht mehr als 7,50 Euro pro Quadratmeter betragen, die benötigten Eigenmittel vor Bezug sollen mit 3000 € für jeden leistbar sein.

Eine Beschränkung nach oben gibt es im "Goldenen Quartier" an der Bognergasse in der Innenstadt nicht. Nur nach unten: Denn unter einer Million Euro wird da kaum etwas zu haben sein.

Goldenes Quartier: "Über Geld reden wir eigentlich nicht so gern"

Vier Personen präsentieren Modelle eines Wohngebäudes.

René Benkos Goldenes Quartier in der Wiener City nimmt konkrete Formen an: Die erste "Musterwohnung" in der Bognergasse mit Blick auf die Hofburg und den Stephansdom ist komplett eingerichtet und wartet schlüsselfertig nur noch auf den künftigen Besitzer. Samt und Leder, weißer Marmor an den Wänden und geräucherte Eiche am Boden dominieren die vom Münchner Innenarchitekten Gerhard Landau gestalteten Wohnräume. Dazu kommt ein prächtiger Rundblick von der Dachterrasse.

"Es gibt genügend Interessenten", erklärt Robert Leingruber von Benkos Signa-Holding, die derzeit das Viertel um die ehemalige Länderbank um 500 Mio.€ in das "Goldene Quartier" verwandelt. Stolze 50 Superreiche aus der ganzen Welt seien bereit, sich in Wien um viel Geld einen der zwölf Luxus-Wohnsitze zu erkaufen.

Der Preis? "Wir reden nicht über Geld", zeigt sich Signa-Geschäftsführer Christoph Stadlhuber (vormals BIG) fest verschlossen. Nur so viel verrät man bei Signa: "Es gibt eine noch teurere Location, aber die will Kardinal Schönborn ja nicht aufgeben: den Stephansdom!"

Zu haben ist in Kürze auch das umgebaute Penthouse von Helmut Elsner. Allerdings ohne den Swimmingpool, den sich der Banker seinerzeit einbauen hat lassen. Ein weiteres Penthouse lockt am Dach des künftigen Park-Hyatt-Hotel am Hof mit 700 m² Wohnfläche: Preise gibt es nur auf Anfrage von zahlungskräftigen Kunden.

Zahlkraft wird man auch im Retail-Bereich des Golden Quartiers benötigen. Als erstes Geschäft eröffnet Emporio Armani am 8. November gefolgt noch in der Vorweihnachtszeit von Louis Vuitton und 16 weiteren Stores der Luxusbranche. Der Bau der umgebenden Fußgängerzone – finanziert von Signa – wird demnächst gestartet.

"Maßnahmen gegen steigende Wohnkosten"

Die Vorgabe ist einfach: Die Miete darf nicht mehr als 7,50 Euro pro Quadratmeter betragen. "Wir müssen Maßnahmen gegen die steigenden Wohnkosten setzen", sagt Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SP). Er hat daher das Modell der SMART-Wohnung initiiert. Diese Wohnungen sind kleiner als die bisher geförderten Einheiten. Durch intelligente Grundrisse sollen die Räume trotzdem großzügig wirken. Eine 55-Quadratmeter-Wohnung mit zwei Zimmern und Balkon ist daher für 409 Euro pro Monat erhältlich. Die erforderlichen Eigenmittel, die der Mieter vor Bezug einbringen muss, machen nur 3000 Euro aus, um ein Vielfaches weniger als bei normal geförderten Wohnungen. "Das schaffen wir, indem wir den Bauträgern auf Gründen der Stadt ein Baurecht zur Verfügung stellen." Am Mittwoch wurden die ersten zwei SMART-Wohnungs-Projekte im Sonnwendviertel nahe des neuen Hauptbahnhofs präsentiert. Insgesamt sollen dort 316 SMART-Wohnungen entstehen. Für die Architekten eine Herausforderung, waren sie doch angehalten, mit intelligenten Grundrissen kompakte Wohnungen für Singles, Alleinerziehende, aber auch Familien zu entwerfen. Dabei sollten auch viele Gemeinschaftsräume eingeplant werden.

Beide Siegerprojekte sind modular aufgebaut. Da sich Küche und Nassräume immer an der gleichen Stelle befinden, kann man bei der Zimmeranzahl und Größe variieren. "Die zukünftigen Mieter können ihre Wohnung mitplanen", sagt Architektin Kinayeh Geisswinkler-Azis. Wenn sich die Anforderungen ändern, etwa bei Nachwuchs, kann man dann aus einem Zimmer zwei machen. Durch smarte Bauweise in nur wenigen Tagen.

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