"Wir sind Nichtsnutze": Fünf Jahre Haft für italienischen Profiräuber
"Wir sind Nichtsnutze. Wir haben die Gelegenheit genutzt und gestohlen und geraubt", hat am Donnerstag ein 41-jähriger Italiener am Wiener Landesgericht gestanden. Der Mann hatte im Frühjahr 2022 in der Wiener Innenstadt mit zwei Landsleuten gezielt nach potenziellen Opfern Ausschau gehalten, um diesen Wertgegenstände abzunehmen. Seine Komplizen im Alter von 47 und 48 Jahren wurden im November zu vier bzw. viereinhalb Jahren verurteilt, er kassierte nun fünf Jahre Haft.
Der 41-jährige Neapolitaner, der in seiner Heimat derzeit eine langjährige Freiheitsstrafe wegen Raubes und Einbruchsdiebstählen verbüßt, war von den italienischen Behörden der Wiener Justiz zum Zwecke der Strafverfolgung überstellt worden. Unmittelbar nach der Verhandlung ging es zurück nach Italien. "Ich bin Koch im Gefängnis. Ich verdiene 980 Euro. Nebenbei studiere ich und möchte mein Studium abschließen", verriet der Angeklagte einem Schöffensenat (Vorsitz: Julia Matiasch). Dafür habe er reichlich Zeit: "Ich sitze sicher noch mindestens 13 Jahre."
Der 41-Jährige hatte sich Ende März 2022 mit seinen beiden Mittätern nach Österreich begeben, wo sie sich unter falschen Namen in einem Hotel in Wiener Neustadt einmieteten. Die Italiener verwendeten mehrere Handys, wobei sie laufend die SIM-Karten wechselten - ein weiteres Indiz, dass es sich um ausgefuchste Berufskriminelle handelte, was auch das Strafregister des 41-Jährigen belegt, der nicht nur in Italien, sondern auch in Belgien massiv vorbestraft ist.
Opfersuche in Luxus-Hotels
Das Trio suchte in Wiener Luxus-Hotels gezielt nach potenziellen Opfern, die äußerlich einen vermögenden Eindruck machten. Am 22. März 2022 fiel ihnen ein 64-jähriger Geschäftsmann auf, der eine sündteure Armbanduhr am rechten Handgelenk trug. Zwei verfolgten ihn mit einem in Deutschland als gestohlen gemeldeten Motorrad mit gefälschtem Kennzeichen, als sich der Mann in ein Auto setzte und in den 18. Bezirk fuhr. Der dritte Täter wartete in einem Pkw, um nötigenfalls einzugreifen.
Als der Geschäftsmann am Ziel angelangt war, eingeparkt hatte und gerade aus dem Auto steigen wollte, sprang einer der Kriminellen vom Motorrad, riss die Fahrertür auf und zog dem Mann mit Gewalt eine Patek-Philippe-Uhr im Wert von 70.000 Euro vom Handgelenk.
Der 41-Jährige gab zu, damals der Fahrer des Motorrads gewesen zu sein. Die Uhr sei um 18.000 Euro verkauft worden, er habe davon ein Drittel erhalten.
Am 4. April 2022 waren zwei Schmuck-Händler aus Hongkong in der Innenstadt unterwegs, um in Juwelier-Geschäften ihre Preziosen zum Kauf anzubieten. Dabei wurden sie von den italienischen Kriminellen beobachtet und mit dem Motorrad verfolgt. Auf der Ringstraße schlugen die Täter auf Höhe des Burgtheaters zu. Einer von ihnen zertrümmerte mit einem Bohrkopf die Heckscheibe des Fahrzeugs der Hongkong-Chinesen und angelte sich aus dem Fahrzeuginneren einen Rucksack, in dem sich Schmuckstücke im Wert von mehr als 400.000 Euro befanden.
"Den Schmuck haben wir um 50.000 Euro verkauft. Wir haben es wieder gedrittelt", schilderte der 41-Jährige. Er "schäme sich für das, was ich getan habe", fügte er noch hinzu: "Ich möchte mich bei den Opfern und dem österreichischen Staat entschuldigen." Mit der fünfjährigen Freiheitsstrafe wegen schweren Raubes, schweren Diebstahls und krimineller Vereinigung war er ebenso einverstanden wie der Staatsanwalt. Das Urteil ist damit rechtskräftig.
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