"Wir haben in Hernals tagtäglich Schreiduelle"

Ein Mann im Anzug sitzt an einem Tisch und spricht mit jemandem.
Wiens Parkpickerl -Koordinator Leopold Bubak stand den Autofahrern am KURIER-Telefon Rede und Antwort.

Frau Wolf hat ein Problem und Leopold Bubak soll es lösen. "Ich wohne in Hernals nördlich der Güpferlingstraße und es ist eine Katastrophe", erzählt Wolf am KURIER-Telefon. In den schmalen, einst idyllischen Gassen am Fuße des Heubergs drängen sich jetzt Anrainer, Parkpickerl­flüchtlinge und Lastwagen. "Sogar Autohändler stellen hier ihre Autos ab", sagt Frau Wolf, "wir haben tagtäglich Schreiduelle." Dabei sei in einer Studie vor den Verdrängungseffekten gewarnt worden.

"Die Zonengrenzen sind in den Bezirken getroffen worden, der Unmut ist daher dort kundzutun", sagt Bubak, "wir sind aber sehr dafür, die Zonen auszuweiten." Es seien auch Vorarbeiten geleistet worden, so könnte man bei einem entsprechenden Entscheid die Einführung rasch umsetzen. Eine Ausweitung würde aber mindestens drei Monate benötigen, schätzt Bubak.

Warnung

Ähnlich dramatisch wie in Hernals ist die Lage in Währing. Seit in den Nachbarbezirken das Pickerl gilt, wird Währing gestürmt. Viele Währinger, die einst gegen das Pickerl gestimmt haben, sollen nun für die Einführung sein ( siehe Artikel rechts ). Auch Bubak warnt. "Wird in Otta­kring und Hernals das Park­pickerl ausgeweitet, könnte sich der Druck auf Währing erhöhen", sagt Bubak, bevor das Telefon erneut klingelt.

Am anderen Ende ist Herr Bayer, der sich um einen Freund sorgt. Dieser hat eine Firma im 15. Bezirk und müsse oft Kunden aus Saudi-Arabien vom Flughafen abholen. Aber für seine Limousine bekomme er kein Pickerl. "Dabei tut er so viel für die Stadt Wien", sagt Herr Bayer. "Ihr Bekannter wäre schon berechtigt, eine Parkkarte zu bekommen", erklärt Bubak. Er müsse nur mit einem Fahrtenbuch die Notwendigkeit des Pickerls nachweisen.

Frau Kahlenberger hingegen wohnt im 15. Bezirk, ihr Lebensgefährte aber im dritten. "Jetzt müssen wir ständig Parkscheine ausfüllen." Sie will daher ein Pickerl für ganz Wien. "Dann kann jeder parken, wo er will." Dem kann Bubak wenig abgewinnen. Durch die Parkraumbewirtschaftung solle auch der innerstädtische Verkehr abnehmen und die Menschen vermehrt auf die Öffis oder das Fahrrad umsteigen. "Wer das Auto dennoch benützen will, der muss eben auch zahlen."

Währing: Nach Prüfung der Lage könnte sich SP zum Pickerl durchringen

Im pickerllosen Währing gehen die Wogen weiter hoch. Nach den gegenseitigen Schuldzuweisungen von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (G) und VP-Bezirkschef Karl Homole könnten nun die Grünen gemeinsam mit der SP-Fraktion den Bezirk aufmischen. Geplant ist ein Parkpickerl-Antrag, der im Bezirk dann sogar eine rot-grüne Mehrheit bekommen könnte. SP-Bezirkschef Fritz Strobl zum KURIER: "Die Situation hat sich massiv verändert. Wir sammeln jetzt Unterschriften, weil wir glauben, dass sich auch die Meinung zum Parkpickerl im Bezirk geändert hat. 5000 Unterschriften würden uns das beweisen."

Einem Pickerl-Antrag bei der kommenden Sondersitzung der Bezirksvertretung will Strobl aber noch nicht zustimmen: "Wenn 64 Prozent der Bevölkerung Nein sagen, dann kann man das nicht einfach übergehen. "

Mit den Unterschriften will die SPÖ erreichen, dass die aktuelle Stellplatzsituation vom Rathaus noch einmal genau überprüft wird. Erst danach könne es eine Entscheidung über einen gemeinsamen Antrag geben. Ob dabei dann der gesamte Bezirk als Pickerlzone vorgesehen wäre, ist noch offen. Sonst würde sich das Problem ja nur im Bezirk um ein paar Gassen verschieben.

In der Baulücke für eine Wohnsammelgarage in der Ottakringer Straße 70 stehen ab 1. November 45 neue Abstellplätze für "Pickerllose" zur Verfügung. Preis: 48 €/Monat. In der Pickerlzone stehen die Stellplätze ja frei. Zu mieten bei BOE (01) 212 59 59 419.

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