Wieso 630 Menschen gegen den Transfer der Schafbergglocke kämpfen

Eine Gruppe von Menschen mit ihren Hunden vor einem gelben Gebäude.
Die Glocke der Schafbergkirche kommt in die Pfarrkirche Dornbach. 630 Menschen wollen das verhindern.

Roswitha Wilding-Meisel ist entrüstet – ob des Unrechts, dass der Thomas-Morus-Kirche am Schafberg derzeit widerfahre: „Uns wurde die Glocke weggenommen.“

Diese wurde Ende August abmontiert und soll in den Glockenstuhl der Pfarrkirche Dornbach kommen. Die Schafbergkirche erhält im Gegenzug eine kleinere Glocke, das sogenannte Totenglöckchen.

Eine hellgelbe Kirche steht auf einem Hügel, umgeben von Bäumen und trockenem Gras.

Rechtlich ist das möglich. Die Schafbergkapelle ist eine Filialkirche der Pfarre Dornbach und das Glockenreferat der Erzdiözese Wien hat dem Transfer zugestimmt.

Heiliger Bimbam

Pfarrer Wolfgang Kimmel möchte seiner Pfarrkirche mit der Schafbergglocke und zwei neuen Glocken ein neues, mächtiges Geläut verpassen. Unter dem Titel „Heiliger Bimbam“ hatte Kimmel zuvor mittels Crowdfunding Geld für die zwei neuen Glocken gesammelt. Kommenden Sonntag werden diese nun geweiht. Zu Allerheiligen sollen sie erstmals zu viert erschallen.

Doch Roswitha Wilding-Meisel hofft weiter, das doch noch verhindern zu können.

Eine lächelnde ältere Frau mit grauen Haaren und einer Halskette steht im Freien.

Vor gut zwei Wochen startete sie die Petition „Rettet die Glocke der Thomas-Morus-Kirche“. 630 Unterstützer hat sie mittlerweile auf ihrer Seite. Zudem sucht sie das Gespräch mit Vertretern der Kirche, des Denkmalamts und mit Juristen.

Heimatgefühl

Denn es handle sich nicht um irgendeine Glocke: „Sie zählt zu den schönsten Glocken des Landes. Sie hat einen einmaligen Klang. Sie vermittelt ein Heimatgefühl, verbindet das Leben der Menschen.“

Eine Menschenmenge betrachtet eine große Glocke bei einer feierlichen Zeremonie.

Dem stimmt Michael Mitterauer, emeritierter Professor der Universität Wien, zu: „Ich wohne am Wilhelminenberg, also der Schafbergkirche gegenüberliegend. Das Läuten der Glocke, das ich gut wahrnehmen kann, erinnert mich jedes Mal an die Taufe unseres ältesten Sohnes.“ Er wurde 1964 in der Schafbergkirche durch Pater Getrus Grader getauft. „Die Kirche war das Lebenswerk dieses Paters. Nie wäre für ihn eine Verlegung der Glocke nach Dornbach infrage gekommen.“

Ressourcen bündeln

In der Pfarrkirche Dornbach wird der KURIER an die Erzdiözese Wien verwiesen.

Dort heißt es von Sprecher Michael Prüller:

„Wir verstehen, dass Veränderung oftmals Schmerz bedeutet.“

von Sprecher der Erzdiözese

Zum Transfer der Schafbergglocke

Ein Mann mit braunem Sakko spricht mit verschränkten Armen.

Mit der Maßnahme bündle man aber Ressourcen. Es gebe kaum noch Kirchgänger in der Schafbergkapelle und nur mehr die Vorabendmesse am Samstag. Außerdem gab es immer wieder Beschwerden, dass die Glocke am Schafberg zu laut sei. „Und“, ergänzt er, „die Glocke verschwindet ja nicht. Sie wird nur nicht mehr vom Berg ins Tal, sondern vom Tal auf den Berg läuten.“

Für Roswitha Wilding-Meisel sind das keine vernünftigen Gründe: „Der Pfarrer will sich damit ein Denkmal setzen. Mit Ende Dezember endet seine Funktion als Pfarrmoderator.“

Dass die Glocke in ihrem neuen Zuhause die gleiche Wirkung haben wird, bezweifelt man auch im Österreichischen Glockenarchiv:

„Durch die Translozierung der Glocke geht die einzigartige Ausstrahlung der Schafbergglocke unwiederbringlich verloren.“

von Österreichisches Glockenarchiv

Zur Schafbergglocke

Aufgrund der Lage im Tal reduziere sich der Hörbereich; der Status der Schafbergkirche als künstlerisches und theologisches Gesamtkonzept werde zerstört. Und die Schafbergglocke stelle einen Fremdkörper in der Dornbacher Kirche dar.

In der Pfarrkirche Dornbach hält man aber weiter am Fahrplan fest. Die Schafbergglocke liegt im Pfarrgarten. Bereit aufgehängt zu werden.

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