Wiens Beamte gehen früher in Pension
Wasser predigen, Wein trinken – So kommt einem die Wiener Pensionspolitik vor. Denn während die rot-schwarze Koalition das faktische Pensionsantrittsalter bis 2020 um vier Jahre auf 62 Jahre anheben möchte, geht man im Wiener Gemeindedienst nach wie vor wesentlich früher in Pension.
Laut der Presse liegt das durchschnittliche Pensionsalter der Wiener Beamten bei 57,1 Jahren. Im Vergleich zu den Bundesbeamten, diese gehen mit 60,6 Jahren (Stand 2010) in Pension, sind das mehr als drei Jahre weniger.
Vor allem viele Frühpensionen sollen die Wiener Beamten anmelden. So gingen 363 Gemeindebeamte heuer krankheitsbedingt in vorzeitigen Ruhestand, vermeldete die Presse am Dienstag. Das durchschnittliche Pensionsantrittsalter liege bei ihnen bei 53,3 Jahren.
Angesichts dessen warnt die ÖVP vor einem neuen Rekordwert für das Gesamtjahr. Im Rathaus will man sich auf derlei Hochrechnungen nicht einlassen. Der aktuelle Halbjahreswert müsse für das Gesamtjahr 2012 keinesfalls ein Allzeithoch bedeuten. Denn die Frühpensionierungen seien zuletzt rückläufig gewesen - von 612 im Jahr 2009 auf 589 im Jahr 2010 und schließlich auf 510 im Vorjahr.
Wiener Sonderregelung für Gemeindebeamte
Hinzukommt, dass die Stadt Wien weiterhin an der vom Rechnungshof als deutlich teurer angeprangerten Sonderregelung für ihre Gemeindebeamten festhält. Wien sei damit im Ländervergleich Schlusslicht, da Kärnten nach scharfer Kritik des Rechnungshofes inzwischen das Pensionssonderrecht für seine Landesbeamten neu geregelt habe.
Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hat heuer im Februar in der Kronen Zeitung einen späteren Pensionsantritt für Wiens Beamte in Aussicht gestellt. Hintergrund war, dass der Wiener SPÖ-Chef wegen der Verschärfungen durch die Bundesregierung und eine neuerliche Aufregung um die besonders frühen krankheitsbedingten Frühpensionierungen in Wien unter Druck geraten war.
Die Debatte über die Pensionsregelungen in Wien schwelt demnach bereits seit längerem. Der Rechnungshof hatte wiederholt bemängelt, dass die Übergangsfristen deutlich länger sind als jene auf Bundesebene und dies für die Bundeshauptstadt enorme Kosten verursache. Seitens der Stadt denkt man aber weiterhin an keine Änderungen. Man werde nicht die schwarz-blaue Pensionsreform übernehmen, lautet die Argumentationslinie. Zudem sei Wien nicht nur Bundesland, sondern auch Gemeinde, weshalb Bedienstete - im Gegensatz zum Bund und zu anderen Ländern - schwere körperliche Arbeit verrichteten, wie beispielsweise Kanalräumer oder Mitarbeiter der Müllabfuhr.
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