Wiener Wohnbau: FPÖ nimmt Ära Ludwig ins Visier

Michael Ludwig und Michael Häupl 2017
Der Rechnungshof soll sich den gemeinnützigen Wohnbau in Wien anschauen. Ludwig war von 2007 bis 2018 Wohnbaustadtrat.

Nein, so wird in der Wiener FPÖ versichert, es ist keine Retourkutsche auf die jüngsten Attacken des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig (SPÖ) in Richtung Bund. Betroffen ist der Stadtchef aber sehr wohl: Denn die Stadt-Blauen lassen den gemeinnützigen Wohnbau in Wien vom Rechnungshof prüfen. Es ist vor allem die Amtszeit Ludwigs, die damit unter die Lupe genommen wird.

Der nunmehrige Bürgermeister war von 2007 bis 2018 Wohnbaustadtrat. Die Freiheitlichen haben in ihrem Antrag auf Gebarungsprüfung eine Reihe von Themen aufgelistet, wie FP-Vizebürgermeister Dominik Nepp und der Parlamentsklubobmann und geschäftsführende Wiener FPÖ-Chef Johann Gudenus gegenüber der APA erläuterten. Die Punkte, die sich der RH nun näher ansehen soll, betreffen zum Großteil die Ära Ludwig. Die Wiener FPÖ kann ein derartiges Verlangen übrigens im Alleingang in die Wege leiten, da sie über die entsprechende Mandatsstärke im Gemeinderat verfügt.

Worum es geht

Gegenstand des Vorbringens ist etwa die Causa um den Verkauf von knapp 3.000 Wohnungen der gemeinnützigen Wiener Wohnbauvereinigung WBV-GFW (früher WBV-GÖD). Die Wiener Landesregierung hat dem Deal letztendlich die Zustimmung verweigert, wobei dagegen Rechtsmittel eingelegt wurden. Wien hat es nach Ansicht der FPÖ verabsäumt, den Besitzer im Zuge des laufenden Verfahrens an der Ausübung seiner Eigentümerrechte zu hindern.

Ludwig freut sich auf die Prüfung des Rechnungshofes

Weiters werden die von Ludwig ins Leben gerufenen SMART-Wohnungen erwähnt, die speziell für Singles oder Alleinerziehende gedacht sind. Diese werden laut FPÖ auch auf der Homepage eines Bauprojekts beworben. Pikant daran sei, so heißt es, dass die Tochter der damaligen Chefin des dort involvierten Bauträgers für die Projekt-PR zuständig war - wobei die Obfrau auch für die SPÖ im Gemeinderat saß. "Ludwigs Vergabe an eine Günstlings-Tochter verteuert den sozialen Wohnbau. Und diese Vergabe ist sicher kein Einzelfall", mutmaßte Nepp.

Der Entfall der Baukostenobergrenzen im geförderten Wohnbau stößt bei den Blauen ebenfalls auf Skepsis. Die Grenze wurde - mit dem Argument der zuletzt gestiegenen Kosten für Bauwerber - inzwischen abgeschafft. Stattdessen wurde ein zulässiger Höchstmietzins für förderbare Objekte eingeführt. Befürchtet wird, dass der Anteil geförderter Neubauten aber sinkt, da keine Möglichkeiten zur Kostensenkung über grundlegende gesetzliche Novellen geschaffen worden seien, wie es heißt.

Werner Faymann auch im Visier

Auch Ex-Wohnbaustadtrat - und Ex-Bundeskanzler - Werner Faymann bleibt nicht unerwähnt. Hinterfragt wird, inwieweit der ehemalige SPÖ-Politiker mit einem von ihm gegründeten Beratungsunternehmen bei geförderten Projekten involviert war bzw. ob es Aufträge der Gemeinde Wien gab. Johann Gudenus vermutet jedenfalls, dass der Ex-Regierungschef "dubioses Lobbying" betreibt: "Wir wollen die Kosten dafür erfahren und wissen, ob diese auch auf die Mieter übergewälzt werden."

Kurzfrist-Vermietung und "Wohnbauinitiative 2011"

Weiters soll sich der Rechnungshof auch mit der Kurzfrist-Vermietung von Wohnungen eines ehemals gemeinnützigen Bauträgers beschäftigen. Vermutet wird etwa, dass bestehende Mieter gedrängt wurden, ihre Wohnung zu verlassen. Die FPÖ möchte nun wissen, ob die zuständige Magistratsabteilung 50 (Wohnbauförderung) eine Weisung bekam, in der Causa aktiv zu werden. Bei einem vergleichbaren Fall in Oberösterreich habe der zuständige Wohnbaureferent Manfred Haimbuchner (FPÖ) ein entsprechendes Prüfverfahren eingeleitet. Wien sei hier säumig, beklagen die Stadt-Blauen.

Genaueres will die FPÖ auch über Strukturen bei Wiener Wohnen und zum weiteren Verlauf der "Wohnbauinitiative 2011" wissen. Bei letzterer sei angesichts der damaligen günstigen Zinsen freifinanzierter Wohnraum zu Konditionen geschaffen worden, die dem geförderten Wohnbau ähnlich seien. Die Frage, wer die nun wieder steigenden Finanzierungskosten zu decken habe, stellen die Freiheitlichen nun dem Rechnungshof.

"Genau vor zwölf Jahren wurde er als Wohnbaustadtrat angelobt - seit dem zieht sich das Versagen durch. Die Wienerinnen und Wiener müssen dafür tief in die Tasche greifen. Ludwig hat es nicht geschafft, günstige Wohnungen zu bauen, dafür ist er Schirmherr für Spekulanten", bilanzierte Vizebürgermeister Nepp. Der Rechnungshof soll laut dem Antrag nun prüfen, ob in Sachen Wohnbau in Wien entsprechend den Vorschriften gearbeitet und die Prinzipien der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit berücksichtigt wurden.

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