Wiener Parlament wird zur Gefahrenzone

Wiener Parlament wird zur Gefahrenzone
Einsturzgefährdetes Dach, marode Fluchtstiegen, kaputte Aufzüge - lange kann die Generalsanierung des Parlaments nicht mehr warten.

Der Zustand des Wiener Parlaments ist noch schlechter als angenommen. Das Glasdach im Nationalratssitzungssaal muss wegen akuter Einsturzgefahr provisorisch saniert werden. Der Saal ist zumindest bis September gesperrt und kann auch bei Führungen nicht besichtigt werden. Sollte es im Sommer noch zu einer Sondersitzung kommen, müsste diese in den historischen Sitzungssaal verlegt werden.

Doch das ist nicht die einzige Gefahrenzone im Parlament - auch die Fluchtstiegen sind in bedenklichem Zustand. Laut Hermann Schnell, Mitglied des Architektenteams, das ein Gutachten über den Zustand des Hauses ausarbeitet, verlieren Eisen und Stahl bei Feuer die Tragfähigkeit. "Hier müssen wir für alternative Rettungswege sorgen", sagte Schnell gegenüber dem ORF Radio.

Auch die 30 Aufzüge im Hohen Haus sind so altersschwach, dass einige von ihnen gesperrt werden mussten. Sie einzeln zu sanieren, zahle sich nicht mehr aus, so Schnell. Durch den kompletten Austausch der Lifte können aber zumindest die laufenden Betriebskosten gesenkt werden.

Weiterer Schwachpunkt: die Wasserleitungen sind teilweise leck, in einigen Trakten versickert Wasser im Erdreich.

Generalsanierung

Wiener Parlament wird zur Gefahrenzone

Dass die Sommerpause für Renovierungsarbeiten genutzt werden soll, war bereits bekannt, nicht aber die Dringlichkeit der Sanierung.

Eine Generalsanierung ist ab dem Jahr 2014 geplant, dann kommt es zu einer Gesamtabsiedlung des Parlaments für voraussichtlich drei Jahre. Laut den Planungsunterlagen für den Umbau wird die Sanierung des 130 Jahre alten Gebäudes rund 295 Millionen Euro netto kosten (davon 35 Millionen Euro für das Ausweichquartier). Dazu könnten noch einmal 40 Millionen Euro für mögliche "effizienzsteigernde Maßnahmen" kommen, etwa der Ausbau des ohnehin sanierungsbedürftigen Dachstuhls samt Restaurant oder zusätzliche Ausschusslokale unter den bestehenden Sitzungssälen.

FPÖ und BZÖ wettern kontinuierlich über die Kosten der Sanierung. Doch sollte diese gar nicht stattfinden, könnte es passieren, dass dem Parlament die Betriebsgenehmigung entzogen wird, warnen Architekten.

Der geplante Groß-Umbau sei auf Schiene, sagte Nationalratspräsidentin Barbara Prammer zuletzt dem KURIER: "Anfang 2012 sollte die Ausschreibung für den Generalplan und die begleitende Kontrolle fertig sein."

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