Bodybuilder und Gastronom Pürzel beobachtete die Entwicklung im „Top Gym“ mit gemischten Gefühlen. Er betreibt seit sieben Jahren selbst ein Fitnessstudio mit dem Namen „Das Gym“. Kenner zählen die ehemalige Fabrikshalle am Handelskai zu den besten Studios der Welt.
„Groß“ wurde Pürzel, dessen Arme als Oberschenkel durchgehen, allerdings in der Kraftkammer in der Heiligenstadt: „Dieses Studio war mein Wohnzimmer, ich bin nach dem Bundesheer zum Studieren nach Wien gekommen, der Hauptgrund war aber – was meine Eltern damals nicht wussten – das ,Top Gym’.“ Jahrelang hat er dort täglich stundenlang trainiert, das berüchtigte 2.500-Kalorien-Müsli verspeist und sich Inspiration für sein Fitnessstudio geholt.
Für den 37-Jährigen war nach Bekanntwerden der Insolvenz also schnell klar, dass er das Flair des weltbekannten Studios am Leben erhalten wollte. Gegen rund hundert Bieter setzte er sich bei der Zwangsversteigerung durch. Um einen niedrigen sechsstelligen Eurobetrag erstand er das gesamte Inventar samt Equipment.
Ein Schnäppchen, wie der Unternehmer findet: „Diese Geräte sind Unikate, die gewinnen an Wert. Mechanisch sind sie besser als das meiste, das man heute bekommt. Und: Stahl geht nicht kaputt.“
Damit dürfte der Kraftsportler recht haben. Die Trainingsmaschinen wiegen das Doppelte von modernen Konstruktionen. In Summe handelt es sich um 50 Tonnen Eisen, die bis Anfang Mai von Döbling in die Leopoldstadt transportiert werden müssen.
Pürzel will das mithilfe seiner treuen Mitglieder bewerkstelligen, von denen viele ihre Unterstützung angeboten haben. Während andere Studios über Mitgliederschwund klagen, denkt der gebürtige Niederösterreicher momentan über einen Aufnahmestopp nach. „Wir sind an der Auslastungsgrenze“, meint der Fitnessstudiobetreiber. Ihm zufolge schwitzen derzeit 1.200 Mitglieder in seinem „Gym“.
Das Erfolgsrezept ist laut Pürzel nicht kompliziert: „Wir bieten eine Gesamterfahrung. Trainierende kommen zu uns wegen der Top-Geräte, bekommen aber auch gesundes Essen (siehe Infobox rechts), belegen Seminare und können sogar in unserem ,Gym’-Hotel übernachten.“
Das Konzept funktioniert offenbar so gut, dass die Trainingsfläche im Sommer verdoppelt werden soll. Klar, irgendwo müssen die 50 Tonnen Stahl aus dem „Top Gym“ ja auch hin.
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