Wie geschmuggelte Tiere in Schönbrunn zum Artenschutz beitragen

Erst im März wurde ein Schmuggelversuch von sieben Waranen am Flughafen Wien-Schwechat gestoppt.
Geschmuggelte oder beschlagnahmte Tiere werden üblicherweise an den Tiergarten Schönbrunn übergeben - so auch die Warane.
Untergebracht werden die abgefangenen Tiere in Zukunft im neu eröffneten Artenschutzhaus. Das Gebäude wurde am Freitag feierlich eröffnet und soll ein Zeichen gegen den illegalen Wildtierhandel setzen.
Flughafenambiente im Tiergarten
Bislang sind Tiere, die über illegalen Wildhandel ihren Weg in den Tiergarten fanden, größtenteils nur hinter den Kulissen geblieben. Das soll sich nun aber ändern.
Schildkröten, Chamäleons und eine Bambusotter sind beispielsweise jetzt auch für die Öffentlichkeit zugänglich und in 16 ausgestellten Terrarien zu begutachten.
Der Eingang des Hauses erinnert an den Zwischenstopp der teils hochbedrohten Tiere: den Flughafen. Das Ambiente mit Landebahn, Hinweistafeln und Gepäckband wurde bewusst ausgewählt, da man so auf den illegalen Wildtierhandel aufmerksam machen möchte.
Aus diesem Grund findet man neben den geretteten Tieren deshalb auch Exponate wie Flaschen mit Schlangenwein oder einen Teppich aus Tigerfell. Auch die Behälter, wie Koffer oder Eiscremebecher, in denen man die Lebewesen vorgefunden hat, sind ausgestellt.
"Tiere werden in Massen getötet, damit Souvenirs aus dem Urlaub mitgenommen werden können", sagte Artenschutzhaus-Kurator Anton Weissenbacher. Der illegale Tierhandel zähle nach Drogen-, Menschen- und Waffenhandel zu den lukrativsten globalen Verbrechen.

Die Rotkopf-Amazonas-Schildköte wird üblicherweise für den illegalen Fleisch- und Heimtiermarkt geschmuggelt. Im Artenschutzhaus hat sie ein neues Zuhause gefunden
Anreise auf Umwegen
In Österreich bekämpft die Zollbehörde den illegalen Handel. Sämtliche Wildtiere werden als Medizin, Nahrungsmittel, Modeartikel, Dekoration und für die Heimtierhaltung gehandelt. Über 11.000 geschützte Exemplare wurden von der Behörde seit 2009 beschlagnahmt, berichtete Angelika Schätz, Zoll-Generaldirektorin im Bundesministerium für Finanzen. Beschlagnahmt werden aber auch regelmäßig lebendige Tiere von der Zollbehörde, wie die Warane im März.
Wesentlich für die Gepäckkontrolle am Flughafen sind zudem Artenspürhunde. Sie werden im Tiergarten Schönbrunn regelmäßig trainiert, um Gerüche von exotischen Tieren wahrnehmen zu erkennen. Bei den Kontrollen müssen Gepäcksstücke deshalb nicht einmal geöffnet werden.
Artenschutz und Nachzüchtung
Im Jänner 2021 sorgten 70 Chamäleons aus Tansania für Schlagzeilen: Sie wurden in Socken und Eisboxen nach Wien geschmuggelt. Im Zoo wurden die Tiere aufgepäppelt, was mit enormen Aufwand verbunden war, so Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck. Mittlerweile konnten die gefährdeten Chamäleons nachgezüchtet werden und sind jetzt in der dritten Generation in Schönbrunn untergebracht. "Mit dem Aufbau von gesunden Reservepopulationen durch gezielte Nachtzucht außerhalb des natürlichen Lebensraumes leisten wir einen bedeutenden Beitrag zum aktiven Artenschutz", sagt er dazu.
Das neu eröffnete Haus sei deshalb nicht nur Schauplatz der Biodiversität, sondern als Aufruf zum Artenschutz zu verstehen, so Hering-Hagenbeck.
Kommentare