Wien schickt drei Tonnen Hilfsgüter in bosnisches Flüchtlingscamp

Bürgermeister Michael Ludwig und der Botschafter von Bosnien Herzegowina, Kemal Kozaric.
Decken, Bettzeug und Kleidung werden nach Bihac gebracht. Die Caritas begrüßt die Initiative aus der Hauptstadt.

In Bihac und Umgebung im Nordwesten von Bosnien und Herzegowina sind Tausende Menschen in Flüchtlings-Camps untergebracht, die von den lokalen Behörden nur notdürftig mit den lebensnotwendigen Gütern versorgt werden können. Ein Lager ist bereits abgebrannt, Menschen - darunter auch viele Kinder - harren in der kalten Jahreszeit in Militärzelten aus. Der Bürgermeister von Bihac, Suhret Fazlic, schickte deshalb einen Hilferuf durch Europa und machte auf die schwere Situation aufmerksam.

Die Stadt Wien schickt nun mehr als drei Tonnen Hilfsgüter nach Bihac. Bürgermeister Michael Ludwig und der Botschafter von Bosnien Herzegowina, Kemal Kozaric, haben Freitag einen Sattelschlepper auf die rund 500 Kilometer lange Reise geschickt.

"Müssen solidarisch sein"

„In Bihac herrscht höchste Not, die Stadt ist mit der großen Zahl an Flüchtlingen überfordert. Es ist für mich als Wiener Bürgermeister selbstverständlich zu helfen, wenn Hilfe gebraucht wird. Wir schicken jene Dinge, welche die Menschen und insbesondere Kinder am dringendsten brauchen: Decken, Bettzeug und Jacken. Wir müssen in Europa solidarisch sein“, erklärt Bürgermeister Ludwig.

Mit den Hilfsgütern unterstützt die Stadt Wien die lokalen Behörden in der Krisensituation bei der Betreuung der Menschen in den Lagern. Für das Lager in Bihac sind insgesamt 1.200 Deckenbezüge, 800 Polsterbezüge, 400 Leintücher, 400 Handtücher, 300 Bettdurchzüge sowie zehn Paletten mit 1.390 Kilogramm Bekleidung, Decken, Kinderbetten und Windeln bestimmt, die im 48er-Tandler gesammelt wurden.

Alles zusammen macht das mehr als drei Tonnen Hilfsgüter aus Wien. Die Hilfslieferung wird in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Bihac organisiert. In Empfang genommen werden die Hilfsgüter aus Wien von der Organisation „SOS Bihac“, die als humanitäre NGO die Menschen in den Flüchtlingslagern betreut.

Caritas lobt Wiener Initiative

In einer ersten Reaktion begrüßt die Caritas der Erzdiözese Wien die humanitäre Hilfsaktion der Wiener Stadtregierung. Klaus Schwertner, geschäftsführender Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, war vergangene Woche selbst vor Ort in der Region: „Die Hilfslieferung aus Wien ist ein ermutigendes Signal und eine wichtige Hilfe für die Menschen vor Ort. Drei Autostunden von Österreich entfernt und knapp zwei Monate nach dem verheerenden Brand im Flüchtlingslager Lipa sind noch immer Tausende geflüchtete Menschen in Bosnien-Herzegowina obdachlos. Die Nächte sind bitterkalt. Viele Menschen weisen Erfrierungen an Armen und Beinen auf. Lebensmittel und Kleidung werden dringend gebraucht, die humanitäre Situation ist dramatisch.“

Vor dem Hintergrund begrüßt Schwertner die Initiative Wiens ebenso wie die Hilfe, die bereits durch den Bund geleistet wurde. „Doch, wer die Situation vor Ort erlebt hat, weiß auch: Hier ist ein erster Schritt gesetzt, aber mehr Hilfe ist dringend notwendig. Europa kann nicht zusehen, wenn die Menschenrechte an den EU-Außengrenzen - in Bosnien oder etwa auch in Griechenland - suspendiert werden.“

Aufnahme von Familien gefordert

Schwertner erinnert an die jüngste Abschlusserklärung der österreichischen Bischofskonferenz. Österreichs Bischöfe hatten am Freitag einmal mehr die Aufnahme von Familien, die derzeit noch auf griechischen Flüchtlingsinseln ausharren müssen, gefordert und dabei betont: „Grenzen zu sichern und Menschen zu schützen dürfen einander niemals ausschließen.“

Schwertner meint dazu: „Wenn Europa seiner Verantwortung gerecht werden will, dann muss es in Bosnien-Herzegowina jetzt endlich darum gehen, für alle Menschen ein Dach über dem Kopf sicherzustellen. Und im Falle Griechenlands wird die Caritas so wie Österreichs Bischöfe nicht müde zu betonen, dass Österreich so wie viele andere europäische Länder auch zumindest 100 Familien mit kleinen Kindern im Rahmen einer geordneten Rettungsaktion aus Griechenland aufnehmen muss.“

So hilft die Caritas in Bosnien: Die 2.500 Menschen, die rund um Bihac auf sich alleine gestellt sind, unterstützt die Caritas mit Essen, Decken, winterfesten Jacken, Schuhen und mit einfacher medizinischer Versorgung. Auch in den Lagern unterstützt die Caritas in enger Zusammenarbeit mit dem lokalen Roten Kreuz mit warmen Mahlzeiten und z.B. einem Wäscheservice. Direkt nach dem Brand in Lipa wurden kurzfristig weitere 120.000 Euro für die akute Versorgung zur Verfügung gestellt. Die lokale Bevölkerung (ein Fünftel lebt in Armut) wurde z.B. mit Heizkostenzuschüssen unterstützt.

Aber auch die Helfer brauchen dringend Hilfe. Die Caritas hat daher ein Spendenkonto bei der Erste Bank eingerichtet: IBAN AT23 2011 1000 0123 4560, BIC GIBAATWWXXX Kennwort: Menschen auf der Flucht. Online-Spenden: www.caritas.at/balkan

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