Altes Wiener Knopfgeschäft: Wie der König zur Königin wurde

Martina Schrutka steht in ihrem Geschäft vor einer Wand voller Knöpfe.
Das Traditionsgeschäft „Zum Alten Knopfkönig“ gibt es seit 1844 in der Stadt. 2019 übernahm Martina Schrutka die letzte Filiale.

Zusammenfassung

  • Das Traditionsgeschäft „Zum Alten Knopfkönig“ besteht seit 1844 und wird seit 2019 von Martina Schrutka geführt.
  • Schrutka bietet in der letzten Filiale über 8.000 Knöpfe in allen Farben und Materialien sowie Zubehör für Nähen und Stricken an.
  • Trotz Herausforderungen durch Online-Handel bleibt das Geschäft durch die Leidenschaft für Handarbeit und eine vielfältige Kundschaft lebendig.

Kleider machen bekanntlich Leute und wer im alten Wien Rang und Namen hatte, musste auch dementsprechend angezogen sein. Für ein gutes Outfit führte also kein Weg am „Alten KnopfkönigAlois Frimmel vorbei. Die Damen und Herren vom Hof, der Adel sowie das Bürgertum – oder eher deren Dienstboten – ließen sich vom einstigen k.u.k Hoflieferanten knopftechnisch ausstatten.

Vier Filialen gab es einst, die erste wurde im Jahr 1844 eröffnet. Mehr als 180 Jahre später wurde aus vier Standorten einer – und aus dem Knopfkönig eine Königin. Martina Schrutka übernahm im Jahr 2019 die letzte Filiale „Zum alten Knopfkönig“ auf der Wieden.

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Blick in das Königreich der gelernten Schneiderin.

8.000 Knöpfe

In das Königreich der Knöpfe stolperte Schrutka mehr oder weniger zufällig, wie sie dem KURIER bei einem Besuch erzählt: „Ich bin zufällig vorbeigekommen, weil ich einen Zipp kaufen wollte.“

Gegangen ist die Schneiderin mit weitaus mehr: 8.000 Knöpfe in allen Farben und Formen kann sie seit mittlerweile sieben Jahren ihr Eigen nennen. Schrutkas Vorgängerin verabschiedete sich in die Pension und war dringend auf der Suche nach einer Nachfolge. „Ich habe mir gedacht, so etwas darf man einfach nicht aussterben lassen“, erzählt Schrutka über ihre Entscheidung. Das Ambiente und die Geschichte hinter dem „Knopfkönig“ hätten sie fasziniert.

Dabei hatte die gelernte Schneiderin eigentlich nie vor, selbstständig ein Geschäft zu führen. Heute kann sie es sich nicht mehr anders vorstellen: „Es ist grundsätzlich schwer, so ein Geschäft zu erhalten. Mit viel Liebe und Geduld ist es aber machbar." Sie habe die Entscheidung noch keinen einzigen Tag bereut, sagt sie.

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Das Sortiment umfasst nahezu alle Formen, Farben und Materialien.

Bis zur Decke sind die Regale der Filiale in der Wiedner Hauptstraße mit kleinen, weißen Boxen gefüllt. Bestückt sind diese mit bunten Knöpfen, geordnet nach Farbgruppen. Ob Rot, Rosa, Gelb oder Blau, aus Metall, Polyester oder Leder – beim „Knopfkönig“ gibt es alles, was das Herz begehrt. Besonders beliebt sind laut der Besitzerin Stücke aus Holz oder Naturmaterialien.

Lieblingsexemplar 

Schrutkas aktuell persönliches Lieblingsexemplar sei ein Schmuckknopf (siehe Foto unten), den sie mithilfe eines kleinen Schemels aus einem der weiter oben gelegenen Regale hervorholt. Ihr Inventar kennt sie mittlerweile wie ihre Westentasche – und das, obwohl es die Tausenden Knöpfe üblicherweise in fünf oder sechs verschiedenen Größen gibt. „Zu Beginn war ich durchaus etwas überfordert von der großen Auswahl.“ Und es werden immer mehr: „Das Sortiment wächst ständig. Die Kundschaft ist manchmal überfordert mit dem Angebot.“

Mit Rat und Tat steht Schrutka ihnen aber stets bei der Auswahl zur Seite. „Eine blaue Jacke braucht nicht unbedingt einen blauen Knopf, verschiedene Möglichkeiten zeige ich immer gerne her.“

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In ihre Hand hält die Besitzerin Schmuckknöpfe – die Favoriten der Inhaberin. 

Mehr als ein Verschluss

Die gelernte Schneiderin nützt selbst auch das breite Angebot: „Ich ändere bei meinen eigenen Sachen ständig die Knöpfe oder nähe welche dazu.“ Kaum sehe sie Knöpfe, kaufe sie diese zu.

In dem Geschäft auf der Wiedner Hauptstraße können Kundinnen und Kunden mittlerweile auch mehr als nur Verschlüsse für ihre Gewänder kaufen: Angeboten werde mittlerweile auch Zubehör für das Nähen und für das Stricken.

Vor allem Letzteres erfreut sich aktuell wieder größerer Popularität, verstärkt durch Veranstaltungen wie „Stricken im Kino“: „Es kommen auch viele junge Menschen vorbei, um Wolle zu kaufen, oder Knöpfe für die fertigen Stücke“, sagt die Inhaberin. Auch junge Männer seien unter ihrer Kundschaft zu finden, „die häkeln aber meist eher, zum Beispiel Hauben oder Schals.“ Die Kundschaft sei aber bunt durchgemischt.

Der Handel steht bekanntlich vor diversen Herausforderungen. Neben der derzeitigen wirtschaftlichen Situation macht auch der Online-Handel seit Jahren kleineren Geschäften zu schaffen. Auch die Filiale „Zum Alten Knopfkönig“ blieb nicht verschont: „Aber es tut sich wieder mehr, weil viele Menschen gerne Handarbeiten“, berichtet Schrutka. Dennoch würde sie sich generell wünschen, dass noch mehr Menschen die Kaufangebote in ihren Grätzeln nutzen. „Ich freue mich auch immer, wenn die Leute schnell für einen halben Meter Gummiband oder zum Plaudern hereinkommen“, erzählt sie.

Der Standort, der wahrscheinlich um 1900 eröffnet wurde, bekam durch Schrutkas Hand neues Leben eingehaucht. Nähen ist nach wie vor eine Leidenschaft der gelernten Schneiderin, aber „jetzt sind die Knöpfe dazugekommen.“

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