30 Jahre Integrationshaus: Die Geschichte hinter der Vision

30 Jahre Integrationshaus
Das Integrationshaus setzte damals ein Zeichen für Menschenrechte. Nun wird das 30. Jubiläum in der Arena Wien gefeiert.

Von Pascal Manasek

„Be a Mensch“ – diese drei Worte sind ein Slogan des Integrationshauses. Aus diesem Gedanken  entstand vor 30 Jahren die Idee, Geflüchtete in Wien in die Gesellschaft zu integrieren und ihnen Schutz vor Gewalt und Diskriminierung zu bieten. Nach diesem Motto wird nun das 30-jährige Jubiläum gefeiert – natürlich auch im Gedenken an den prominenten Unterstützer Willi Resetarits

Seit 1995 gibt es das Integrationshaus in der Leopoldstadt. Laut Eigendefinition ein Ort „des Ankommens, des Aufatmens und des Neubeginns“. Anfangs waren es nur zwölf Personen, die im Integrationshaus arbeiteten. 

Man wollte „besonders vulnerablen Gruppen“ wie traumatisierten Kindern, Alleinerziehenden oder unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen Schutz bieten. Jeder sollte dort seine eigenen vier Wände bekommen. Neben Wohnraum stellte man ihnen auch sozialpädagogische Angebote und Bildung zur Verfügung. Mit dieser Arbeit war man einer der Vorreiter in Österreich.

Willi Resetarits - der Vater Integrationshauses

30 Jahre Arbeit haben sich gelohnt: Das Integrationshaus ist mittlerweile in ganz Österreich ein Begriff. Nicht zuletzt dank „Ostbahn-Kurti“ Willi Resetarits. Die Geschichte des Integrationshauses ist eng mit der Geschichte des österreichischen Musikers und Menschenrechtsaktivisten verknüpft. Es ist zu großen Teilen seinem Engagement zu verdanken, dass das Integrationshaus zu dem wurde, was wir heute kennen. 

Willi Resetarits kommt aus einfachen Verhältnissen. Als Burgenlandkroate machte er sich 1952 auf den Weg nach Wien. Er wusste also nur zu gut, wie sich Leute fühlen die in ein neues Land kommen, ohne dort bereits Wurzeln geschlagen zu haben.

Der 10. Wiener Gemeindebezirk wurde sein neues Zuhause. Ganz zum Ärgernis seiner Eltern entschied er sich irgendwann Musiker zu werden:  „Lukas (Anm.: sein Bruder, der Kabarettist) und ich hätten was Gscheit’s studieren sollen, beide haben wir aber das Studium abgebrochen und die unsichere Künstlerexistenz gewählt“, erzählte er einst dem KURIER. 

Er schaffte, gegen den Glauben seiner Eltern, sogar seinen Durchbruch: als Ostbahn-Kurti beziehungsweise Dr. Kurt Ostbahn wurde er zum Star der heimischen Popmusik. Das Leben von Resetarits endete jedoch plötzlich und unerwartet: Er verunglückte am 24. April 2022. Im Gedenken an ihn wurde knapp 3 Jahre nach seinem Tod ein Gemeindebau in Favoriten, seinem Heimatbezirk, nach ihm benannt. 

„Be a Mensch" Benefizkonzert

Doch auch nach dem Tod von Resetaris geht die Arbeit in seinem Sinne weiter: Mittlerweile sind 188 Mitarbeiter im Integrationshaus beschäftigt. 5.433 Menschen wurde dort alleine im Vorjahr geholfen. Insgesamt waren es rund 80.000. Um auf deren Erfolge aufmerksam zu machen, wird am 25. Juni gefeiert. 

In der Arena findet ein Open Air Konzert statt. Besucher dürfen sich auf zahlreiche Größen der österreichischen Musikszene freuen. Zu den Highlights des Events zählen unter anderem: Der Nino aus Wien, Ernst Molden, Christopher Seiler, 5/8erl in Ehrn, Birgit Denk, Gerald Votava, Beatrix Neundlinger und Maria Bill. Dabei gedenkt das Integrationshaus auch Willi Resetarits, dessen Engagement und Herzblut das Projekt von Beginn an geprägt haben. Ein Ticket kostet 51,50 Euro; die Erlöse kommen dem Integrationshaus zu Gute.

Ein Zukunftsblick

„Trotz der Erfolge des Integrationshauses bleibt die Arbeit herausfordernd“, erläutert die Geschäftsführung des Integrationshauses, Susanne Lettner und Martin Wurzenrainer. „Österreich hat in 30 Jahren viel Erfahrung gesammelt – aber wir erleben heute erneut politische Kurzsichtigkeit“, sieht das Integrationshaus die Politik in der Verantwortung. 

Das Ziel sei es jetzt, nach den ersten dreißig Jahren, die Integration als „langfristigen Prozess zu verstehen und geflüchtete Menschen auf ihrem Weg in ein selbstständiges Leben professionell zu begleiten„. Finanziert wird es unter anderem vom Fonds Soziales Wien, der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Stadt Wien

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