Wien: Haftstrafen für drei Brandstifter

Der eine Brandstifter beantwortet die Frage nach dem Warum mit dem Spruch: "Aus Blödheit." Der zweite sagt: "Ich hab’ das für Irrsinn gehalten, was der da macht", aber beteiligt hat er sich trotzdem. Und der dritte gibt vor Gericht an: "Wenn ich was angezündet hab’, ist die Aggression aus mir rausgegangen."
"Wo kämen wir da hin", fragt die Anwältin der Geschädigten, "wenn jeder was anzündet, wenn er sich nicht gut fühlt? Da wäre schon halb Wien abgefackelt."
Sie machten in diversen Medien als "Feuerteufel" Schlagzeilen: Der 42-jährige Alfred K. sowie seine Mitbewohner Patrick K., 19, und Christian M., 18, haben von Oktober bis Dezember 2011 eine Brandspur durch Wien-Favoriten gezogen. Sie zündeten in Dutzenden Fällen Altpapiercontainer und Fahrzeuge an, legten in Stiegenhäusern Feuer, blockierten Fluchtwege; ein Hausbewohner in der Quellenstraße sprang in Panik aus dem Fenster, um sich in Sicherheit zu bringen, acht andere erlitten Rauchgasvergiftungen. Mit Autoeinbrüchen und Sachbeschädigungen zählte der Staatsanwalt insgesamt 170 Fakten, wobei er nur einen Teil in die Anklageschrift aufnahm.
Standpauke
"Es hätten Menschen verbrennen können", sagt Richter Daniel Rechenmacher am Donnerstag beim Prozess im Wiener Landesgericht. Und er fragt die Angeklagten, die allesamt keine Arbeit haben: "Wie würden Sie sich fühlen, wenn jemand Ihre Wohnung, Ihr Moped anzündet, weil er es lustig findet, und Sie haben es eh nicht so dick?" – "Net guat", sagt der eine. "Ich würde wütend werden, wenn wer so was macht", der andere.
Alfred K., laut Gerichtspsychiater intellektuell minderbegabt, war früher schon als Zündler bekannt. Die beiden von Susanne Kurtev (Kanzlei Nikolaus Rast) verteidigten Burschen – der eine war vor dem prügelnden Vater geflüchtet, den anderen hatte ein Job-Verlust aus der Bahn geworfen – fanden bei dem Älteren Unterschlupf. Er zeigte ihnen, wie man Mistkübel anzündet. "Soll er doch", meinten sie anfangs, dann machten sie "halt mit".
Seit acht Monaten sitzt das Trio in U-Haft. "Und wie ist es hier?", fragt der Richter. "Mir gefällt es sehr gut", sagt Alfred K. und lächelt zufrieden, "ich darf als Hausarbeiter arbeiten." "Das Ärgste, was man erleben kann", sagt hingegen der 18-Jährige und kämpft mit den Tränen. Seine im Zuschauerraum sitzende Mutter hat den Kampf aufgegeben und weint.
Der, dem es im Gefängnis behagt, wurde zu vier Jahren Haft verurteilt. Die beiden anderen kamen mit jeweils einem Jahr Haft plus zwei Jahren bedingt davon.
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