Vor Cup-Schlager in Floridsdorf: Wer ist die Nr. 1 im 21. Bezirk?

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Am Freitag empfängt SR Donaufeld den FAC. Ehemalige Aktive und Fans erinnern sich an frühere Begegnungen und eine andere Zeit.
Von Uwe Mauch

Er war „brennhaß“, beschreibt Manfred Sponseiler (Jahrgang 1965) seinen brennheißen, nur wenig amüsierten Gemütszustand. Hatte ihn doch sein Trainer bis zur 60. Minute auf der Ersatzbank schmoren lassen. Ihn, den „Sponsi“, den FAC-Torschützen vom Dienst. Und das auch noch gegen den Bezirksrivalen Donaufeld.

Vielleicht war es dieser emotionale Ausnahmezustand, der ihn bald nach seiner Einwechslung das spielentscheidende 2:0 erzielen und sich dann auf den Schultern seiner Mitspieler zu einer für ihn untypischen Geste hinreißen ließ: „Ich habe meinen Daumen in Richtung Donaufelder Fans nach unten gehalten.“

Sagen wir so: Es war nicht unbedingt eine Maßnahme der Deeskalation. Manfred Sponseiler steht heute auf dem Donaufelder Platz und ist sich dessen bewusst: „Noch dazu, wo unsere Gegner damals gegen den Abstieg spielten.“

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Manfred Sponseiler alias "Sponsi", der FAC-Torschütze vom Dienst.

Keiner hier spielt Klavier

Am kommenden Freitag kommt es erstmals seit 2007 wieder zu einem Bewerbspiel zwischen den Bezirksrivalen: Der Drittligist SV Rasenspieler Donaufeld empfängt den Zweitligisten Floridsdorfer AC. Zuvor lassen wir vier Local Heroes zu Wort kommen.

Im Tor der Donaufelder stand fast drei Jahrzehnte lang der heutige sportliche Leiter Werner Gössinger (Jahrgang 1961). Was Gössinger mit den anderen Protagonisten dieser Bezirksgeschichte verbindet, das ist seine erste große Liebe – für den Fußball.

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Werner Gössinger, jahrzehntelang im Tor, heute Sportdirektor der Donaufelder.

„Der Vater, und auch meine Brüder“, erzählt er, „für uns alle gab es nur Fußball“. Dort, wo er seinerzeit aufgewachsen ist, rund um den Hoßplatz, war es nicht anders als in den Gemeindebauten des 21. Bezirks, in Leopoldau, Jedlesee, Jedlersdorf, Stammers- oder Strebersdorf: Klavier spielen lernten wenige, dafür waren überall Straßen-, Park-, Wiesen- und Käfigkicker zu sehen.

Die Besten bekamen ein Leiberl beim Floridsdorfer AC in der Hopfengasse oder bei den Rasenspielern neben der Fultonstraße. Daneben gab es zig andere Vereine. Überall galt eine Art Trägheitsprinzip: Deshalb zog es den „Sponsi“ vom Gemeindebau in der Autokaderstraße nahe liegend zum FAC, und den Tormann vom Hoßplatz zu Donaufeld.

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Floridsdorfer Edelfans: Franz Klick (im Bild links) und der FACler Ferdinand Zach.

Gerne erzählt der gelernte Bäcker Ferdinand Zach, der in Jedlesee auch als „Zachferdl“ (Jahrgang 1947), von seiner Zeit als C-Knaben-Trainer und Jugendleiter des FAC: Es gab in den 1970er-Jahren im klassischen Arbeiterbezirk jenseits der Donau fast mehr junge Fußball-Talente als er warme Semmeln formen konnte.

An Sonntagvormittagen, wenn seine Blau-Weißen auf die in rot-schwarz-grünen Dressen auflaufenden Nachbarn vom Donaufeld trafen, war er auch „am Platz“. Öfters mit tausend anderen: „Das Bezirksderby war Adrenalin pur, das Nonplusultra im Bezirk.“

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Die Fußball-Matinee war ein gut besuchtes Alternativprogramm zur katholischen Sonntagsmesse. Egal ob mit dem 132er zum FAC-Platz oder mit dem 26er zum Donaufelder Platz, die Öffis waren vor dem Anpfiff um 10.15 Uhr immer gesteckt voll.

Frauen am Fußballplatz waren hingegen die Ausnahme, steckte doch die Emanzipation noch in den Kinderschuhen. Viele Floridsdorferinnen panierten daheim die Sonntagsschnitzel, während es für ihre Männer und Söhne im Bezirksderby heiß herging. „Es war schon spannend. Immerhin ging es um die Vormachtstellung im Bezirk“, erinnert sich Franz Klick (Jahrgang 1945).

Auch Klick ist ein Kind des Gemeindebaus, auch er ist von seinem Umfeld geprägt: „Die Mutter hat uns Kinder aus der Wohnung gestampert. Und im Hof gab’s für uns nur Fußball.“ Mit nachhaltiger Wirkung, wie Klick rückblickend erklärt: „Mein Leben ist nur Fußball.“ In seiner Kindheit und Jugend war er Spieler, bis heute ist er einer der treuesten Anhänger der Donaufelder geblieben.

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Wiedersehen am Freitag

Laut Statistik durften der „Sponsi“ und der „Zachferdl“ öfters über Derbysiege jubeln als der „schöne Franz“ Klick, wie er sich auch gerne nennt. Doch das ist Geschichte. Am Freitag wird ein neues Spiel angepfiffen. Und nicht nur die vier Besagten freuen sich auf ein sportliches Wiedersehen.

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