Wien: Ex-Premier trieb tot im Wasser

Ein Mann mit Anzug und Krawatte sitzt auf einem grünen Sofa.
Im Mai 2011 hatte sich Libyens Ex-Premier Ghanem nach Wien abgesetzt. Am Sonntag lag er tot in der Neuen Donau.

Ein mehr als mysteriöser Todesfall beschäftigt die Polizei in Wien: Am Sonntagmorgen wurde der Leichnam des ehemaligen Premier- und Erdölministers von Libyen in der Neuen Donau treibend gefunden. Die Umstände des Todes sind noch völlig ungeklärt.

Gegen 8.40 Uhr machte ein Spaziergänger bei der Copa Cagrana eine grausige Entdeckung: Rund 20 Meter vom Ufer entfernt trieb im Wasser der Neuen Donau ein lebloser Körper. Sofort verständigte der Mann die Polizei.

Blick über die Neue Donau auf die Donau City in Wien.

Der Leichnam wurde geborgen und bei einer polizeilichen Kommissionierung vor Ort untersucht. "Es war keine Gewaltanwendung zu erkennen und es gibt keine Anzeichen auf ein Fremdverschulden", sagt Polizei-Sprecher Roman Hahslinger. Der leger bekleidete Tote hatte zwar keine Dokumente bei sich, trotzdem konnte er rasch identifiziert werden. Es handelt sich laut Polizei um Moh Shokri Ghanem, den einstigen Premier und Ölminister von Libyen.

Noch tappt man völlig im Dunkeln. Ghanem, der in Wien-Donaustadt eine Wohnung hat, dürfte diese am Abend oder in der Nacht verlassen haben. Erst am Morgen bemerkte seine Tochter das Fehlen des Vaters. Was ihn nächtens hinaus getrieben hat und wie er in der Donau landete ist ein Rätsel. "Wir gehen jedenfalls nicht von einem politischen Hintergrund aus", sagt Hahslinger. Aber auch für einen Suizid wurden keine Hinweise wie ein Abschiedsschreiben gefunden. Näheres soll eine Obduktion am Montag ergeben.

Flucht nach Wien

Ein Mann in einem Anzug steht neben einem Porträt von Muammar al-Gaddafi.

Der 69-jährige Ghanem hatte im Mai 2011 für Aufsehen gesorgt, als der enge Vertraute Gaddafis zuerst in Libyen verschwunden und dann in Wien aufgetaucht war. Von 2003 bis 2006 war er Premierminister und nach 2006 Ölminister sowie Chef der Staatlichen Öl-Gesellschaft NOC. Im April 2011 verhängt das US-Finanzministerium Sanktionen gegen ihn. Im Mai 2011 entsagt er Gaddafi die Gefolgschaft, fährt auf Dienstreise nach Tunesien und setzt sich ab. Er erklärt, sich der Demokratiebewegung anzuschließen, nimmt dann aber keinen Kontakt zu den Rebellen auf.

Seine beiden Töchter – sie besitzen die österreichische Staatsbürgerschaft – und sein Sohn leben auch in Wien. Ghanem gründete laut Bloomberg mit anderen Ex-OPEC-Ölministern einer Beraterfirma für Ölkonzerne.

Kommentare