Anwalt wegen versuchter Anstiftung zum Mord festgenommen

Anwalt wegen versuchter Anstiftung zum Mord festgenommen
Der Jurist soll einen Bekannten beauftragt haben, die Staatsanwältin und Belastungszeugen umzubringen. Er bestreitet das.

Ein Wiener Anwalt, gegen den im Wiener Landesgericht seit Monaten ein Betrugsprozess wegen angeblich gefälschter Testamente anhängig ist, wurde jetzt wegen versuchter Anstiftung zum Mord festgenommen. Sein Verteidiger Rudolf Mayer bestätigte das am Freitag: „Die Wega hat ihn am Mittwochabend in seiner Wohnung verhaftet.“

Dr. Georg U. mit Kanzlei in der Innenstadt steht im Verdacht, einem Bekannten den Auftrag erteilt zu haben, die für sein Verfahren zuständige Staatsanwältin sowie einen Belastungszeugen umzubringen.

Der Anwalt muss sich seit vergangenem Oktober wegen schweren Betrugs vor einem Schöffensenat verantworten. U. wird vorgeworfen, versucht zu haben, sich mit gefälschten Testamenten das Erbe eines ehemaligen österreichischen Botschafters in Athen sowie ein Zinshaus in Wien-Hernals zu erschleichen. Es ging dabei um mehr als 3,7 Millionen Euro.

Der schon vor dem Mordverdacht bis auf Weiteres mit vorläufigem Berufsverbot belegte Anwalt hat die Anschuldigungen stets bestritten. Allerdings wurden U. in Juristenkreisen immer wieder undurchsichtige Praktiken nachgesagt, es sollen mehrere Disziplinarverfahren anhängig gewesen sein.

Entführung

Nun kommt ein in Österreich einzigartiger Verdacht dazu. Ein Automechaniker bulgarischer Abstammung deckte bei der Polizei das mutmaßliche Mordkomplott auf: U. habe ihn beauftragt, einen Belastungszeugen  zu beseitigen. Dieser war einer der drei vorgeschobenen Testamentszeugen, die den offenbar gefälschten letzten Willen des ehemaligen Botschafters  mit ihrer Unterschrift bekundet haben. Der Zeuge – ein pensionierter Bediensteter der Müllabfuhr – wollte gegen den Anwalt aussagen, was dieser zu verhindern versucht haben soll.  
 

U. soll den Automechaniker beauftragt haben, den 57-jährigen Belastungszeugen zu überfahren, ihn durch die Mafia nach Bulgarien verschleppen und verschwinden oder dessen 23-jährige Tochter entführen zu lassen.

Der Zeuge blieb aber unbehelligt und sagte am 18. Dezember 2017 bereits gegen den angeklagten Anwalt aus. U. habe ihm 10.000 Euro versprochen, wenn er bezeuge, bei der Testamentserrichtung des ehemaligen Diplomaten anwesend gewesen zu sein. Er sei jedoch nie in dessen Wohnung gewesen.

Der angeblich als Mörder beauftragte Automechaniker packte bei der Polizei auch aus, Anwalt U. habe von ihm verlangt, die zuständige Staatsanwältin umzubringen. Details darüber sind bisher nicht bekannt.

Dass Georg U. der Staatsanwältin und dem Belastungszeugen nach dem Leben trachtete, weist dessen Verteidiger  zurück. „Was hätte er davon?“, sagt Rudolf Mayer: „Die Verhandlung läuft ja schon seit Monaten. Und mein Mandant hat die belastenden Angaben des Testamentszeugen sogar schon bestätigt.“ Die Behauptungen gingen einzig auf den Automechaniker zurück, mit dem der Anwalt seit 20 Jahren bekannt sei. Es habe einen Streit gegeben, worauf der Mann mit dem angeblichen Mordkomplott daher gekommen sei, offenbar um sich zu revanchieren.

Vergangenen Mittwoch wurde U. festgenommen. Der Haftbefehl wurde laut Mayer von der Staatsanwältin beantragt, gegen die U. ein Mordkomplott geschmiedet haben soll. Eine mögliche Befangenheit war offenbar kein Thema.
 

Osterhase

U. war bereits im Februar 2017 wegen Verdunkelungsgefahr im Betrugsverfahren in U-Haft gesessen und zu Prozessbeginn wieder entlassen worden. Dort bekannte er sich nicht schuldig: „Ich hab’ subjektiv nicht an Betrug gedacht, ich wollt’ nicht erbschleichen.“ Mit dem Ex-Diplomaten sei er jahrelang befreundet gewesen: „Wir haben Weihnachten und den Osterhasen gemeinsam gefeiert.“

Zumindest Letzteren muss er allein im Gefängnis feiern. Am Freitag wurde laut Mayer über U. die U-Haft verhängt.

Der Betrugsprozess

Der Betrugsprozess gegen Anwalt Georg U. sollte im Juni fortgesetzt werden. Bis dahin sollte ein weiteres Gutachten vorliegen, ob der 2011 im 88. Lebensjahr verstorbene Diplomat überhaupt noch in der Lage gewesen wäre, ein Testament zu unterfertigen.

Laut Anklage wurde der letzte Wille gefälscht. Drei von U. namhaft gemachte Zeugen hatten bekundet, bei der Testamentserstellung persönlich anwesend gewesen zu sein. Der betagte Mann habe sie im Schlafrock empfangen und vor ihren Augen den letzten Willen unterschrieben. Gegen sie wird als Beitragstäter ermittelt.

Einer der Zeugen, der 57-jährige pensionierte Bedienstete der MA48, sagte im Prozess bereits als Zeuge aus, dass er nie in der Wohnung des Diplomaten gewesen ist. Er habe U. nur den Gefallen getan, weil ihn dieser einmal juristisch beraten habe. Dafür habe ihm der Anwalt 10.000 Euro versprochen.
 

U. gab längst zu, dass die Zeugen erst nachträglich unterschrieben hatten. Er bestreitet aber vehement, das Testament gefälscht zu haben. Der Diplomat habe seine ehemalige philippinische Haushälterin, die er vor seinem Tod geheiratet hat, sowie die Ehefrau und die Geliebte des Anwalts, die früher dessen Sekretärin war, als Bezugspersonen in seinem Testament mit je einem Drittel als Erben einsetzen wollen.

Auch das Zinshaus in Wien-Hernals habe er sich nicht erschleichen wollen. Der verstorbene 58-Jährige, den er in einem Wirtshaus in der Vorstadt kennengelernt habe, sei mit seiner einzigen Verwandten, einer Tante, spinnefeind gewesen. Der an schwerer Arthritis leidende Mann habe verhindern wollen, dass diese Frau nach seinem Tod das Gebäude erbt. U. will ihm beim Mittagessen beschieden (und einen entsprechenden Entwurf überreicht) haben: „Wenn dir gar keiner einfällt, kannst ja mich oder meine Tochter ins Testament nehmen.“
Dass er tatsächlich als Erbe eingesetzt wurde, will der Anwalt erst nach dem Tod des Mannes erfahren haben.

Kommentare