Wie ein Tagebuch hilft, Essensabfälle zu verringern
In Tagebüchern schreiben Menschen meist über die große Liebe, den letzten Urlaub auf Bali oder die Sportart, die sie neu ausprobiert haben. Thomas Fischer schreibt über die Lebensmittel, die er weggeschmissen hat.
In seinem "Wirf nix weg"-Buch hält er fest, welche Lebensmittel im Müll landen, wie viel diese Produkte gekostet haben und warum er sie nicht verbrauchen konnte. Fischer ist überzeugt: Wer sich bewusst macht, wie viel seines Einkaufs nicht verzehrt wird, wird in Folge achtsamer einkaufen. Mit der Initiative "Wirf nix weg" möchte er andere zur selben Erkenntnis führen. 9000 Nutzer haben sich bisher auf der Plattform registriert.
Lkw bis Salzburg
Jährlich landen in Österreich 300.000 Tonnen Lebensmittel aus privaten Haushalten im Müll. "Wenn das in Sattelschlepper gepackt wird, reicht die Kolonne der Lkw von Wien bis Salzburg", erzählt Fischer. Als er sich dieses Bild vor Augen führte, war ihm klar, wo er ansetzen wollte. Also setzte er sich mit Papier und Stift hin. Schon in seinem allerersten Seminar an der Wirtschaftsuniversität hatte Fischer gelernt: "Wenn du etwas verändern willst, schreibe es auf".
Dieser Spruch dient der Initiative "Wirf nix weg" nun als Motto: "Die meisten Menschen fühlen sich schlecht, wenn sie Lebensmittel wegschmeißen", sagt Fischer. "Aber sie verdrängen es. Wenn man es aufschreibt, bleibt es im Gedächtnis – auch noch beim nächsten Einkauf."
Um das Tagebuch auszuprobieren, muss man sich auf "Wirf nix weg" online anmelden. Dort gibt es neben Tipps und Newsletter einen Fragenkatalog. (Wer lieber offline arbeitet, kann die Tabelle ausdrucken und nachher einsenden.) Nun gilt es, alles festzuhalten.
Der Rest sollte von alleine passieren. Fischer begann schon nach wenigen Einträgen, mehr über sein Essen nachzudenken, das Gemüse lieber zu verkochen als es in die Tonne zu werfen und auf den Kutschkermarkt statt in den Supermarkt zu gehen.
Erkenntnisse
Die Angaben der Nutzer werden anonymisiert erfasst und analysiert. Damit möchte Fischer "Licht ins Dunkel des Lebensmittel-Müllbergs bringen". Eine Erkenntnis: Online-Bestellungen mögen modern und einfach sein, tatsächlich wird bestelltes Essen aber oft stehen gelassen oder weggeworfen, weil es nicht schmeckt.
Fischers Resümee: Während österreichische Familien im Durchschnitt 43 Kilo Lebensmittel im Wert von 300 Euro wegschmeißen, waren es bei Fischer vergangenes Jahr nur fünf Kilo – und 33 Euro. www.wirf-nix.weg.at
Haben Sie eine ähnliche Initiative wie Thomas Fischers „Wirf nix weg“-Plattform? Setzen Sie Schritte gegen die Lebensmittelverschwendung?
Sind Ihre Aktivitäten auch auf europäischer Ebene umsetzbar?
Schicken Sie Ihre Bewerbung an call4europe@kurier.at. Unter allen eingereichten Projekten mit Europa-Bezug wählt eine KURIER-Jury drei Initiativen aus, die bei der professionellen Projektformulierung für den Ideenwettbewerb „Call4Europe“ unterstützt werden.
Ideen für Europa„Call4Europe“ sucht Projekte zu den großen aktuellen und zukünftigen Herausforderungen
Europas. Einreichungen haben die Chance, dass ihre Crowdfunding-Spenden verdoppelt werden!
Kommentare