Wasserball: Eine echte Wienerin geht nicht unter

Anna Hofbauer hält im Wasser mit ihrer Rechten einen gelben Ball in die Höhe.
Die Künstlerin Anna Hofbauer findet im Stadionbad den idealen Ausgleich zu ihrer Arbeit – in einer Sportart, die hierzulande auf wenig Interesse stößt.
Von Uwe Mauch

Der gelbe Ball liegt in ihrer flachen Hand, festgehalten von Fingern und Daumen. Was bei den Olympischen Spielen im Fernsehen wie ein Kinderspiel wirkt, sieht in der Realität viel schwieriger aus: Fast alle Muskelpartien der Wasserballerin sind nun damit beschäftigt, ihren Kopf, den Wurfarm und den Ball über Wasser zu halten. Je länger sie zuwartet, umso mehr ist ihr die Anstrengung ins Gesicht gezeichnet.

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Besondere Ball-Spiele im Schwimmbecken des Wiener Stadionbades.

In ihrem Element

Anna Hofbauer hat ihren Sport über die Jahre sehr gut gelernt. Bestätigt auch ihr Trainer Benjamin Komšić: „Die Anna ist ein Vorbild für ihre jungen Mitspielerinnen, weil sie immer mit großer Leidenschaft und Ernsthaftigkeit bei der Sache ist.“

Für die bildende Künstlerin ist das Ballspiel im Wasser seit ihrer Kindheit die schönste Nebensache der Welt, wie sie bei einem Training in der überdachten Schwimmhalle des Stadionbades verrät: „Wasser ist mein Element. Es ist ein tolles Material, das du durch die Bewegung des Körpers scheinbar mühelos wegschieben kannst.“

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Training der Damen des ASV Wien - immer donnerstags im Stadionbad.

Wasserball biete auch für jeden und jede etwas: „Egal ob groß, klein, dick, dünn, im Team gibt es für jeden Typ, jedes Temperament eine passende Position.“

Gut schwimmen können ist natürlich kein Nachteil, wie sich beim Training des ASV Wien zeigt. Wobei das Kraulen bei Wasserballern etwas anders aussieht als bei den Schwimmern. Ihr Kopf ragt leicht aus dem Wasser, ihre Züge sind kürzer: „Das ist nötig, um den Überblick beim Spiel zu bewahren.“

Geht nicht unter

„Das Passen zu erlernen war für mich das schwierigste“, erzählt Anna Hofbauer, während sich ihre Beine und Füße unter Wasser wie ein Quirl im Kreis bewegen. Das Wichtigste dabei: „Du musst Dich über Wasser halten.“

Eine echte Wienerin geht nicht unter, heißt es. „Ich war 13 und habe mich gelangweilt“, erinnert sich die Langzeit-Aktive. Zu ihrer Mutter habe sie gesagt, dass sie schwimmen gehen will, aber lieber in einer Gruppe Sport betreiben würde. Ein Probetraining beim ASV im Amalienbad war somit nahe liegend – und nachhaltig.

„Die Trainer haben mich damals ins kalte Wasser gestoßen“, erzählt Anna Hofbauer mit einem Lächeln. „Gleichzeitig haben sie mich immer sehr motiviert.“

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In ihrem Atelier nahe des Stadionbades: Die bildende Künstlerin Anna Hofbauer.

Ins kalte Wasser geworfen

Heute ist der Sport ein Ausgleich zu ihrem Beruf, erklärt die Künstlerin, die gerade eine Soloausstellung in Wien vorbereitet: „Wenn ich im Wasser bin, denke ich nicht über Kunst nach. Man verliert beim Wasserball die Falten, die durch die Alltagsgrübeleien entstehen.“

Als Aktive hat sie auch die Wellenbewegungen im heimischen Wasserball hautnah miterlebt: „Randsportarten haben es immer schwer. Für uns Frauen war es noch schwieriger. Ich erinnere mich an Trainingseinheiten, da waren wir nur zu viert, zu fünft im Wasser.“

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Sorgt für neuen Schwung im österreichischen Frauen-Wasserball: Coach Benjamin Komšić.

Derzeit spürt sie wieder ein bisschen Auftrieb, der auch auf einem Förderungsprogramm des Sportministeriums („Win“) beruht. Drei Jahre lang darf man mit vereinten Kräften und maßgeschneiderten Events versuchen, speziell Mädchen und Frauen für Wasserball zu gewinnen.

Auch ihr Coach Benjamin Komšić sorgt für einigen neuen Schwung.

Nach ihrem Training steigen die Spielerinnen des ASV Wien zufrieden, aber auch sichtlich müde aus dem Schwimmbecken. Anna Hofbauer freut sich: „Man kann sich im Wasser richtig auspowern.“ Bevor sie dann auf ihr Fahrrad steigt und heimfährt, betont sie noch: „Nach der Anstrengung fühl’ ich mich immer gestärkt.“

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