Votivkirche: Polizei verhandelt mit Campern

Die Flüchtlingscamper im Wiener Sigmund-Freud-Park haben Dienstagvormittag mit einem Ausflug auf ihre Anliegen aufmerksam gemacht. Rund 20 der seit Wochen in der Innenstadt zeltenden Flüchtlinge besuchten zu diesem Zwecke die nahe gelegene Votivkirche. Beim Pfarrer der Gemeinde kam die Aktion nicht gut an. Joseph Faruggia wertete die Aktion im Kathpress-Interview nicht als Schutzsuche, sondern als Besetzung.
Mit Beginn des Zeltlagers habe er angeboten, Kirchengrund rund um den Neugotikbau an der Ringstraße zu verwenden und auch die Kirche selbst zum Gebet zu nützen, erklärte der Pfarrer. Dass sich plötzlich eine Protestgruppe mit Transparenten in der Kirche eingefunden habe, komme für ihn überraschend und sei nicht abgesprochen gewesen, so Faruggia. Er fordert die Demonstranten auf, den Sakralbau bis spätestens 18.00 Uhr zu verlassen. Nachdem gegen 18.00 Uhr noch 60 bis 70 Personen in der Kirche waren und Faruggia nicht absperren konnte, verhandelte die Polizei mit den Aktivisten. Eine nicht friedliche Beendigung sei nicht auszuschließen, so ein Polizei-Sprecher.
Keine Übernachtung

Die Flüchtlinge ihrerseits begründeten die Aktion damit, dass die Politik ihre Forderungen nicht gehört habe. Deshalb hätten sie "Schutz in der Votivkirche gesucht". Ob man dem Ultimatum des Pfarrers folgen wird, konnten Sprecher des Camps bisher noch nicht sagen.
Forderungen
Das kleine Flüchtlingscamp steht mittlerweile seit 24. November. Es war im Anschluss an einen Asylwerber-Marsch von der damals noch stark frequentierten Erstaufnahmestelle Traiskirchen nach Wien errichtet worden. Die Flüchtlinge fordern unter anderem Grundversorgung für alle Asylwerber unabhängig von ihrem Rechtsstatus, freie Wahl des Aufenthaltsortes, die Anerkennung von sozioökonomischen Fluchtmotiven neben den bisher anerkannten Fluchtgründen, einen Austausch sämtlicher Dolmetscher in Traiskirchen sowie bessere Verköstigung.
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